Französische Geschichtsliteratur des Jahres 1889

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Autor: Louis Farges
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Titel: Französische Geschichtsliteratur des Jahres 1889.
Untertitel: Neuere Zeit.
aus: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Bd. 3 (1890), S. 163–185
Herausgeber: Ludwig Quidde
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Erscheinungsdatum: 1890
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung J.C.B. Mohr
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Erscheinungsort: Freiburg i. Br
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Französische Geschichtsliteratur des Jahres 1889.
Neuere Zeit.

I. Quellen. Die vom Unterrichtsministerium herausgegebene Sammlung der Documents inédits de l’histoire de France wird fortdauernd, wenn auch leider etwas langsam, durch werthvolle Editionen bereichert. In diesem Jahre bringt sie uns Band 5 der Briefe Mazarin’s[1], von Chéruel mit gewohnter Sorgfalt und Sachkenntniss herausgegeben. Der neue Band geht von Jan. 1652 bis Aug. 1653. Die in ihm enthaltenen Actenstücke „beziehen sich“, wie der Herausgeber sagt, „vor allem auf die letzten Unruhen der Fronde, [164] die zu Paris im October 1652 ihr Ende finden, als der König von allen guten Bürgern zurückgerufen, in seine Hauptstadt wieder einzieht (21. Oct.). In den Provinzen, besonders in Bourgogne, der Provence und Guyenne dauerte der Aufruhr noch einige Zeit, erst die Unterwerfung von Bordeaux, Ende Juli 1653, machte ihm hier ein Ende.

Band I des Recueil des actes du Comité de salut public, avec la correspondance officielle de représentants en mission et le registre du Conseil exécutif provisoire[2], herausgegeben von F. A. Aulard, eröffnet eine sehnlichst erwartete neue Serie der genannten Sammlung. Sie soll einige der wichtigsten Quellen der Revolutionsgeschichte bekannt machen. Dieser 1. Band reicht vom 10. Aug. 1792 bis zum 21. Jan. 98. Der Sturz des Königthums, der Zusammentritt des Convents und die Verkündigung der Republik, der Process und die Hinrichtung Ludwig’s XVI., die erste Invasion und das Gefecht bei Valmy, die Besetzung von Savoyen und Nizza, die Belagerung von Lille, die Eroberung Belgiens durch Dumouriez, der Rheinfeldzug Custine’s: das sind die Ereignisse der innern und äussern Geschichte, welche diesen Zeitraum ausfüllen, und deren Nachklang, noch zitternd von den Leidenschaften der Zeit, wir in den Sitzungsprotokollen des conseil exécutif provisoire und des comité de défense générale und vor allem in der Correspondenz der représentants en mission wiederfinden. Der Herausgeber hat seine Aufgabe so gut als möglich gelöst. In einer knappen, fast trockenen Einleitung gibt er einen Ueberblick über seine handschriftlichen und gedruckten Quellen, der nicht nur den Lesern dieses Buches, sondern allen, welche die Revolutionszeit interessirt, von Nutzen sein wird. Daran knüpft er kurze Bemerkungen über alle die staatlichen Organe, deren Acten der Band enthält. Der Commentar ist vortrefflich. Erläuterungen neben dem Texte verbinden die wichtigen Actenstücke oder füllen die Lücken aus; zahlreiche Anmerkungen geben genaue biographische Aufschlüsse.

Die Quelleneditionen des Ministeriums des Auswärtigen haben ein bequemeres und gefälligeres Format und gehen schneller vorwärts, als die oben genannten. Im Laufe von sechs Jahren hat das Archiv des Auswärtigen Amts nicht weniger als 14 Bände publicirt und noch weitere sind im Druck. Die beiden zuletzt erschienenen Bände sind der Recueil des instructions aux ambassadeurs et ministres de France en Bavière, Palatinat et Deux-Ponts[3], [165] herausgegeben von André Lebon und der 4. Band der Papiers de Barthélemy, herausgegeben von Jean Kaulek[4].

Nach dem Plan der Ausgabe geht das erste Werk von 1648–1789. Es enthält 23 Instructionen für die Gesandten in Baiern, 12 für die in der Pfalz, 5 für die in Zweibrücken. In einer kurzen Einleitung hat Lebon in grossen Zügen die Politik Frankreichs gegenüber den Ländern des Hauses Wittelsbach gekennzeichnet. Die durch etwas knappe Erläuterungen verbundenen Actenstücke sind mit Anmerkungen versehen. Ein Inhaltsverzeichniss und ein alphabetisches Register erleichtern das Suchen. – Der 4. Band von Barthélemy’s Papieren enthält mehr als 2000 Stücke vom 1. Apr. 1794 bis zum 28. Febr. 95 im Regest oder auszugsweisen Abdruck. Die damalige Lage Frankreichs brachte es mit sich, dass der Gesandte in der Schweiz der eigentliche Minister des Auswärtigen für die Republik war. Neben einer Menge von Einzelheiten fallen besonders die Präliminarien des Basler Friedens in die Zeit, welche dieser Band behandelt. Diese eine Thatsache kennzeichnet die Wichtigkeit desselben.

Den amtlichen Publicationen stehen eine Reihe von privaten zur Seite.

Die Gesandtschaftsreise des Baron von Salignac, Jean de Gontaut-Biron nach der Türkei[5] dauerte vom Febr. 1605 bis zum Sept. 1610. Der Herausgeber seiner Berichte, Graf Theodore de Gontaut-Biron, hat durch einen Auszug aus dem Tagebuche d’Angutte’s eine Lücke für die ersten Monate (6. Febr. bis 24. Nov. 1605) ausgefüllt. Im Ganzen hat er seine Aufgabe mit grosser Sorgfalt gelöst. Eine Einleitung, Anmerkungen und gute Register sind dem Buch beigegeben. War Salignac’s Gesandtschaft auch nicht von besonderer politischer Bedeutung, so gab sie ihm doch Gelegenheit, seinen hervorragenden Verstand, Takt und Scharfsinn und besonders seine Ergebenheit gegen Heinrich IV. zu zeigen.

Band 7 der unedirten Schriften Saint-Simon’s[6] war im Druck, als der Tod seinen Herausgeber P. Faugère ereilte. So hat Vicomte d’Elbenne, ein gelehrter Gesandtschaftssecretair, die Ausgabe besorgt. Es ist der 3. Band der Notes sur tous les duchés-pairies, comtés-pairies et duchés vérifiés depuis 1500 jusqu’en 1730. Unter vielen glänzenden Stellen sind namentlich die ausgezeichneten Portraits Lauzun’s und der Fürstin Orsini hervorzuheben.

[166] Die Centenarfeier der französischen Revolution hat natürlich eine Menge Publicationen über die Zeit der Revolution und des Kaiserreichs hervorgerufen. So hat F. Mireur die Cahiers des doléances des Communautés de la sénéchaussée de Draguignan; Veux du clergé et de la noblesse[7], herausgegeben. Die sorgfältige Publication ist ein interessanter Beitrag zur Geschichte der öffentlichen Meinung am Vorabend der Revolution.

Die Correspondance intime du Comte de Vaudreuil et du Comte d’Artois pendant l'émigration[8], welche Léonce Pingaud veröffentlicht hat, beginnt mit dem 1. Aug. 1789, dem Zeitpunkt, da der Graf von Vaudreuil seinem kgl. Freunde, dem Grafen Artois, in das Ausland folgte. Der letzte Brief ist vom 22. Juli 1815, aber schon Ende 1804 wird der Briefwechsel unregelmässig. Die 234 Stücke der Sammlung sind für die Geschichte der Emigration von Interesse.

Ebenso auch die Souvenirs sur la Révolution, l’Empire et la Restauration par le général comte de Rochechouart[9], herausgegeben von seinem Sohne. Aber während Vaudreuil ganz ein Mann des ancien régime ist, hat Graf Rochechouart, der Generaladjutant des Herzogs von Richelieu und des Kaisers Alexander I., sowie Platzcommandant von Paris unter Ludwig XVIII. war – er war 1788 geboren – nicht umsonst die Schule des Unglücks durchgemacht und den Einfluss des neuen Geistes empfunden. Hervorgehoben sei besonders die Schilderung seiner ersten Lebensjahre, des Feldzugs in Frankreich und besonders alles, was sich auf den Herzog von Richelieu bezieht.

Gleichfalls auf die Zeit der Revolution und des Kaiserreichs beziehen sich zwei neue Bücher über Talleyrand. G. Pallain hat herausgegeben: La mission de Talleyrand à Londres en 1792[10], die bisher unedirte Correspondenz Talleyrand’s mit dem Auswärtigen Amt, dem Gen. Biron, seine Amerikan. Briefe an Lord Lansdowne etc. Die Actenstüoke sind zwar schon von Sybel und besonders von Sorel benutzt, aber interessant genug, um ihre vollständige Publication zu rechtfertigen. „Unsere Diplomatie, der Mirabeau so geschickt die Wege gewiesen hatte, fand in Talleyrand den Vertreter, den jener selbst wohl gewählt hätte.“

Auf der Höbe seiner Macht und seines Talents stand Talleyrand in der Zeit, mit welcher sich die Publication Pierre Bertrand’s [167] beschäftigt[11]. Die Briefe an Napoleon sind ein Muster feiner Schmeichelei. Vom politischen Gesichtspunkt aus sind die wichtigsten die aus den Jahren 1807, 1808, 1809. Bertrand schickt seiner Ausgabe eine vortreffliche Einleitung voraus, in welcher er durch eine feine Untersuchung der Art, wie Talleyrand arbeitete, zeigt, dass dieser und nicht La Besnardière, wie man angenommen hat, der Verfasser der Briefe ist.

Trotz ihres wenig sympathischen Verfassers sind die Memoiren des Artillerie-Oberst Pion des Loches, dessen Aufzeichnungen und Briefe[12] Chipon und Pingaud uns wenigstens fragmentarisch geben, interessant zu lesen. Die Erzählungen über den Italienischen Feldzug vom Jahre 1798, das Lager von Boulogne, die Kämpfe bei Ulm, Jena und Eylau, der Zug nach Spanien, die Heirath Napoleon’s mit Marie Luise sind lesenswerth, aber besonders lebhaft wird die Erzählung Pion des Loches’ in den letzten Capiteln, sie nimmt hier das Interesse aufs höchste in Anspruch. Wir wollen besonders die etwas skeptische Beschreibung der Schlacht an der Moskwa empfehlen und die Seiten, welche über den Rückzug aus Russland handeln.

Die Lettres d’un jeune officier à sa mère von Charles A. Faré[13], welche H. Faré herausgibt, führen uns vom Jahr XII bis auf 1815. Sie schildern das Lager von Boulogne, die Capitulation von Ulm, ferner Jena, Wagram, den Feldzug in Portugal, den Rückzug aus Russland und die schrecklichen Jahre 1813 u. 14. Mit Vergnügen liest man diese Briefe, welche ein tiefer Zug der Redlichkeit und des Pflichtgefühls durchweht.

Zur Geschichte des Kaiserreichs gehören ferner die Documents inédits sur les relations de la Serbie avec Napoléon I. (1809–1814), herausgegeben von Auguste Boppe[14]. Darin finden sich sehr interessante Einzelheiten über die Sendung des Hauptmanns Rado Wucsinics, welcher von Kara-Georg nach Paris geschickt wurde, um den Schutz Frankreichs zu erbitten.

Mit den Mémoires Inédits du Marquis de Villeneuve: Charles X. et Louis XIX. en exil, von seinem Enkel herausgegeben[15], treten wir in eine neue Periode der Geschichte. Der Titel des Buches wird vielleicht die Leser in Erstaunen setzen; aber für den Verfasser, der darin ganz die wahre Consequenz des Gottesgnadenthums vertritt, „ist [168] der königliche Titel eine Mission, ein anvertrauter Posten“ (p. 183). Abgesehen davon, dass seine Memoiren einige neue Details über gewisse Ereignisse geben, zeigen sie die tiefe Leere, aber auch die hohe Selbstachtung, welche die Legitimität in die Verbannung mitnahm.

Die Souvenirs et correspondance du prince Emile de Sayn-Wittgenstein-Berlebourg[16] schildern uns eine noch jüngere Zeit. Sie bilden eine angenehme Lecture und reichen von 1841–78. Besonders hervorgehoben seien im 1. Band die Theile, welche sich auf die Feldzüge im Kaukasus (1845–52), auf den Schleswig-Holstein’schen Krieg (1848) und auf den Krimkrieg beziehen. Der 2. Band ist zur Hälfte ausgefüllt mit Briefen aus der Zeit, als der Fürst von Sayn-Wittgenstein an der Unterdrückung des Polnischen Aufstandes von 1863 theilnahm; während der Schluss dem Russisch-Türkischen Krieg von 1878 gewidmet ist. Es ist die Erzählung eines Augenzeugen und Theilnehmers; zugleich aber auch die eines Mannes, der zu sehen und das Gesehene zu beschreiben verstand.

Dieselben Eigenschaften finden sich in noch höherem Grade in den Notes et Souvenirs de Ludovic Halévy[17]. Diese persönlichen Eindrücke, in reizender Form mitgetheilt, sind mehr als lebendig, sie sind das Leben selbst.

II. Allgemeine Geschichte. 1. Das 16. Jahrhundert. Die Histoire de France depuis ses origines jusqu’au 17e siècle von V. Canet[18], steht zu wenig auf dem Boden der Wissenschaft, als dass wir sie zu besprechen hätten, wiewohl sie zum Theil in die uns beschäftigende Periode fällt.

Das Seewesen und die Entdeckungsfahrten haben mehreren Historikern Veranlassung zu tüchtigen Arbeiten gegeben. P. M. Perret gibt uns eine gewissenhafte Notice biographique sur Malet de Graville[19], welcher Admiral der Französischen Flotte und königlicher Statthalter in der Normandie bis Anfang des 16. Jahrhunderts war.

Das neue Werk Paul Gaffarel’s: Les découvreurs français du 14e au 16e siècle[20] besteht aus 3 gesonderten Theilen. Der erste ist den Reisen der Seeleute aus Dieppe nach Guinea vor dem 16. Jahrhundert gewidmet. Der zweite auf Brasilien bezügliche den Reisen des Diepper Jean Cousin, welche denen des Christoph Columbus und den Reisen Paulmier’s de Gonneville vorangegangen waren. Dieser Theil ist nur ein Auszug aus einem Buche desselben Verfassers vom [169] Jahre 1878: Histoire du Brésil français au 16e siècle. Aber der wichtigste Theil seines Werkes ist derjenige, welcher sich auf die Französischen Entdecker Nord-Amerikas bezieht, nämlich auf Verazzano, Jacques Cartier und Robesval. Man wird darin manches interessante Detail finden.

Charles Bréard hat sich bei der Herausgabe der Histoire de Pierre Berthelot[21], eines Lotsen und Kosmographen des Königs von Portugal in Ostindien, nicht damit begnügt, die Berthelot betreffenden Auszüge aus dem Itinerarium orientale des P. Philipp de la Saint-Trinité (1649) und der Voyage en Orient, einer französischen Uebersetzung des genannten Werkes (1652), wieder abzudrucken; er hat ihnen eine Einleitung vorangeschickt, welche alles zusammenfasst, was man über Berthelot und seine Familie weiss, und Anmerkungen hinzugefügt, in denen wir die Schärfe und Sicherheit des Urtheils, welche wir von dem Verfasser gewohnt sind, wiederfinden.

Obgleich schon im Jahre 1461 gestorben, ist Don Carlos, Fürst von Viane, dessen Lebensgeschichte Georges Desdevises du Dezert geschrieben hat[22], doch eine Persönlichkeit der neueren Zeit, sowohl im Charakter als in der Rolle, die er bei den Versuchen Nordspaniens, seine Macht und Einheit zu gewinnen, gespielt hat.

In dem Lande des Fürsten von Viane, in Navarra, starb auch Cesare Borgia, dessen Lebensgeschichte Charles Yriarte uns erzählt[23]. Zu den besten Abschnitten seines nach Form und Inhalt gleich bemerkenswerthen Buches muss man die Darstellung der Beziehungen Cesare Borgia’s zu den Künstlern und Schriftstellern seiner Zeit rechnen, ebenso alles, was sich auf seine letzten Lebensjahre bezieht. Yriarte zeigt, dass sein Held zu allem fähig war, selbst zum Guten, sobald sein Verstand, der sich übrigens an Rücksichten der Moral niemals kehrte, ihm zeigte, dass es nützlich sei.

Mit der Geschichte des Auslandes beschäftigt sich ferner Edmond Bapst in seinem Buche über die Heirathen Jacob’s V.[24] Bapst gibt eine genaue Erzählung jener politischen Eheverhandlungen, welche die Heirath Jacob’s V. mit einer Französischen Prinzessin zum Zwecke hatten, freilich erst, nachdem der König von Schottland der Reihe nach in England, Deutschland, Dänemark und selbst in Portugal eine Verbindung angestrebt hatte.

[170] Francis Decrue führt uns mit seinem Werke Anne de Montmorency, connétable et pair de France[25] sous les rois Henry II., François II. et Charles IX. wieder nach Frankreich. In dieser wichtigen Arbeit beendigt Decrue die Lebensgeschichte Montmorency’s, deren erster Theil 1885 erschienen war. Für die Geschichte dieser Periode ist diese Arbeit grundlegend. Man begegnet hier der Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt, welche auch sonst den Verfasser auszeichnen; doch scheint er sich, mehr noch als in seinem ersten Bande, in der Masse der benutzten Documente wohl zu fühlen. In einigen Nebenpunkten könnte man abweichender Meinung sein, man könnte vielleicht sein Urtheil über Montmorency ein wenig zu günstig finden, dennoch wird sein Buch von allen, die sich mit der Geschichte des 16. Jahrhunderts beschäftigen, herangezogen werden müssen.

Für denselben Zeitabschnitt wird man auch Le Traité de Cateau-Cambrésis von Baron de Ruble[26] berücksichtigen müssen. Von den 5 Capiteln des Werks ist das erste einer gedrängten Darstellung der Vorverhandlungen gewidmet; in den 3 folgenden schildert de Ruble den Abschluss des Vertrages mit den Italienischen Staaten, England und Spanien. Das letzte Capitel beschäftigt sich mit der Heirath und dem Tode Elisabeth’s von Valois und geht auf die verschiedenen geschichtlichen Probleme ein, welche sich an diese Ereignisse knüpfen. Der Verfasser will beweisen, dass „die Handlung, welche Heinrich II. am meisten zur Last gelegt wird, die grösste Wohlthat ist, welche er seinem Volke hinterlassen hat“. Wenn wir auch den geschichtlichen Werth der Arbeit de Ruble’s durchaus anerkennen, so können wir seine Folgerungen doch nicht ganz annehmen. Dass der Vertrag von Cateau-Cambrésis Frankreich Vortheile verschafft hat, ist wahr, und de Ruble hat Recht daran gethan, es auszusprechen; dass er aber alle Vortheile geboten hätte, welche man nach der Lage der Dinge erhoffen konnte, davon hat uns der Verfasser nicht überzeugen können.

Wir verlassen die Periode der grossen Kämpfe um das Europäische Gleichgewicht, und treten mit dem Buche des Marquis de Pimodan: La Mère des Guises, Antoinette de Bourbon (1494–1583)[27] in die Zeit der Religionskriege ein. Es ist eine tüchtige und brauchbare Arbeit, wenn auch zuweilen etwas hochtrabend und nicht immer ganz unparteiisch. Interessante Beilagen vervollständigen sie, besonders eine ziemlich umfangreiche Correspondenz der [171] Antoinette de Bourbon. Nicht dasselbe lässt sich von Charles Buet’s Werke: François de Lorraine[28] sagen. Es ist ein ohne Forschung geschriebenes Pamphlet.

Auf die Religionskriege bezieht sich noch das Buch von Aug. Bernus: Le Ministre Antoine de Chandieu (1534–1591)[29]. Es ist eine interessante Studie über das Leben eines Pfarrers aus dieser Zeit, nach seinem unedirten eigenhändig geschriebenen Tagebuch, das 1563 begonnen und bis zu seinem Tode fortgeführt wurde. Die Études sur les Pays-Bas au 16e siècle von Louis Wiesener[30] umfassen 3 Hauptabschnitte: Karl V. und seine Verwaltung Flanderns (1516–55); die Anfänge Philipp’s II. (1555–59); Margaretha von Parma und das Ministerium Granvella (1559–64). Dieser letzte Theil ist der wichtigste und der detaillirteste. Es ist ein interessantes Buch, wenn man dem Verfasser auch vorwerfen kann, nur gedruckte Quellen herangezogen zu haben. – Ungerecht wäre es, wollte man nicht zum Schluss die vortreffliche Uebersetzung des Janssen’schen Geschichtswerkes von E. Paris[31] erwähnen.

2. Das 17. Jahrhundert. – Wenn man von der Erzählung des Streites zwischen d’Epernon und Sandis absieht, für welche der Verfasser Schriftstücke benutzt hat, die der Abbé Allain dem erzbischöfl. Archive von Bordeaux entnahm, so ist der Duc d’Epernon des Marquis de Dampierre[32] nur eine Apologie d’Epernon’s auf Grundlage der von seinem Sekretär Girard geschriebenen Lebensgeschichte.

In einer Reihe von Broschüren, die sich auf denselben d’Epernon beziehen, haben Mireur und Abbé Cazauran die Annahme einer von ihm am 24. Febr. 1546 zu Pignans (Vars) geschlossenen morganatischen Ehe mit Anna von Monier erörtert. Mireur scheint Recht zu haben, wenn er die Möglichkeit der Thatsache leugnet.

Wie die vorigen Werke, beschäftigt sich das Buch Douarche’s: L’Université de Paris et les Jésuites aux 16e et 17e siècles[33] besonders mit einer Uebergangsperiode. Ohne etwas wesentlich Neues über diesen vielbehandelten Gegenstand zu bringen, hat der Verfasser die vorhandenen Arbeiten umsichtig und methodisch verwerthet und sie nach Bedürfniss vervollständigt. Douarche hat vortrefflich die biegsame Zähigkeit geschildert, welche die Haupteigenschaft [172] dieses berühmten Ordens ist; auch hat er gezeigt, wie jeder Fortschritt desselben in Frankreich eine Zeit der Unruhen für dieses Land bedeutet. Dagegen beeinträchtigt seine Strenge nicht seine Unparteilichkeit. Er kann seine Bewunderung für die gewaltigen Fähigkeiten eines Loyola, Lainez und eines Aquaviva nicht unterdrücken; er lässt dem Erziehungstalente der Jesuiten volle Gerechtigkeit widerfahren und zeigt sehr richtig, dass ihr Unterricht, ganz wie der der Universität auf das Studium der Alten gegründet, nicht wesentlich von demselben verschieden war. – Auch das Buch, welches Auguste Laugel soeben über Henry de Rohan[34] veröffentlicht hat, ist recht verdienstvoll; doch kennt und benutzt Verfasser lange nicht alle Quellen über seinen Helden, ebensowenig wie alle Publicationen zur Geschichte des Zeitraumes. Sehr interessant sind die Beilagen, unedirte Briefe von Rohan, seinem Bruder Soubise, Margarethe von Béthune, Herzogin von Rohan und deren Tochter. In Summa ein Buch, das man nicht wird übergehen dürfen.

Der 5. Band der Histoire des princes de Condé[35] vom Herzoge von Aumale ist nicht minder interessant. Er geht vom Ende des Jahres 1646 bis zur Gefangennahme Condé’s und seiner Wegführung nach Vincennes (18. Jan. 1650). Das Buch ist nicht nur formell werthvoll, sondern auch im allgemeinen gründlich und nach guten Quellen gearbeitet. Jede Person wird bei ihrem Eintritt in die Erzählung kurz charakterisirt. Man merkt zwar da und dort, dass Andere die Acten gesucht haben, welche der Verfasser verarbeitet, aber man merkt auch, dass er Zeit und Menschen kennt, von denen er spricht. Besonders sind die Beilagen hervorzuheben, welche fast den halben Band füllen und fast alle aus den reichen Archiven von Chantilly stammen.

Mit dem Buche J. Delarbre’s über Tourville et la marine de son temps[36] treten wir in die Zeit der persönlichen Regierung Ludwigs XIV. Das Werk beruht auf gründlichen Studien und wird sicher für diejenigen, welche sich mit dem Seewesen im 17. Jahrhundert beschäftigen, von grossem Nutzen sein, aber es ist ohne System und ohne Ordnung gearbeitet; man merkt, dass Verfasser nicht gewohnt ist, historisch zu arbeiten.

Aus den Werken von Pignot, de Ribbe und de Saporta kann man ein Bild von dem Privatleben des Französ. Adels im 17. und einem Theil des 18. Jahrhunderts gewinnen. Pignot erzählt [173] in gefälliger Form mit Benutzung neuer Quellen das Leben der Marquise von Coligny[37], Charles de Ribbe das der Gräfin von Rochefort nach ihrem Tagebuche[38], und der Marquis von Saporta schreibt nach interessanten Familienpapieren über die Familie der Frau von Sévigné in der Provence[39]. Alle Bewunderer der geistreichen Marquise werden dieses Buch mit Vergnügen lesen, aber auch für die allgemeine Geschichte bietet es manches, vor allem über die Folgen der Aufhebung des Edicts von Nantes in der Provence, Ursprung und Ursachen des Aufstandes in den Cevennen und die Belagerung von Toulon im Jahre 1707.

Das Buch von Rameau de Saint-Pére, Une colonie féodale en Amérique: L’Acadie[40] umspannt einen grossen Zeitraum, es geht von 1604–1881. Doch ist der interessanteste Theil sicherlich die Erzählung von den Anfängen der Colonie von dem Zeitpunkt, da die Poutrincourts sich in Port-Royal, dem späteren Annapolis, niederliessen (1605), bis zum Vertrag von Utrecht, welcher den Uebergang dieser Französ. Colonie an England bestimmte (1713). Auch der Abschnitt über die Massendeportation der Acadier im Jahre 1755 ist bemerkenswerth. Ihrer Form nach ist die Arbeit nur geringwerthig, aber sie ist sehr gewissenhaft, und der Verfasser erweckt das Interesse des Lesers durch die Liebe, mit der er seinen Gegenstand behandelt. – Die Abtretung Acadiens (des späteren Neuschottlands) an England war eine der Folgen des Spanischen Erbfolgekrieges. An dieses noch nicht erschöpfte Thema, welches das 17. Jahrhundert schliesst und das 18. eröffnet, haben sich Legrelle und der Marquis von Courcy gemacht.

Wenn das Werk Legrelles über die Französische Diplomatie und die Spanische Erbfolge[41][WS 1] abgeschlossen vorliegen wird, dürfte es sehr wichtig sein. Bis jetzt ist nur der 1. Band erschienen, der den ersten Theilungsvertrag behandelt und von 1659 bis 97 geht. Für den ersten Theil des Buches war der Weg schon durch Mignet gebahnt, aber für die zweite Hälfte gab es bisher keine zusammenfassende Arbeit. Neu ist vor allem der Nachweis Lezolle’s, wesshalb der Wiener Tractat vom 20. Januar 1668 „niemals aus der dunklen [174] Behausung der todtgeborenen Dinge“ herauskam. Die Darstellung zeigt weder das lebhafte Feuer eines Michelet noch die lichtvolle Kürze eines Ranke, aber wir bewundern den ausserordentlichen Fleiss, die Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit des Verfassers und die Gründlichkeit seiner Arbeit.

Während Legrelle sich mit dem Ursprung des Erbfolgestreits beschäftigt, befasst sich der Marquis de Courcy mit seinen Ergebnissen[42]. Mit vielem Detail setzt er auseinander, welche Rolle die Verzichtleistung der Spanischen Bourbonen auf den Französischen Thron beim definitiven Friedensschluss zu Utrecht spielte. Er zeigt, dass dieser nur dadurch ermöglicht wurde, und gibt endlich merkwürdige Details über von England verlangte Garantien und die dadurch veranlassten feingesponnenen und verwickelten Verhandlungen.

3. Das 18. Jahrhundert. Der Geschichte des 18. Jahrhunderts sind nur wenige gute Bücher gewidmet worden. – Die Biographie des Erfinders der Dampfschifffahrt, des Marquis de Jouffroy d’Abbas von J. C. Alfred Prost[43] ist trotz einiger glücklicher Funde keine gute Arbeit.

Weit besser ist die Arbeit Etienne Allaire’s über den Herzog von Penthièvre[44] nach den Memoiren des Dom Courdemanche. Sie ist gut geschrieben und bringt interessante Einzelheiten über den Herzog von Penthièvre und die Gesellschaft, die ihn umgab.

Ganz werthlos dagegen ist die Arbeit M. H. Schlesinger’s: La Duchesse de Polignac et son temps[45].

Das Buch Washington et son oeuvre von E. Masseras[46] besteht aus drei verschiedenen Abhandlungen: Washington und sein Werk; die Amerikanische Verfassung; der Secessionskrieg und die Amerikanische Staatsschuld. Wenn auch der Verfasser besonders die guten Seiten der Geschichte und der Einrichtungen Amerikas ins Licht stellt und manche seiner Anschauungen die Kritik herausfordern, so liest man doch sein Werk mit Vergnügen, und es ist allen zu empfehlen, welche sich für die Entwicklung der Vereinigten Staaten interessiren.

Der Vicomte de Broc setzt seine Arbeit: La France sous [175] l’ancien Régime[47] fort. Er hatte Regierung und Staatseinrichtungen behandelt, jetzt spricht er über Sitten und Gebräuche. Zu tadeln wäre sein zu grosses Wohlwollen für das ancien régime, unzureichende Literaturkenntniss, und ungenügende Berücksichtigung der vom 17. zum 18. Jahrhundert fortschreitenden Entwicklung; aber wenn das Buch auch nicht gerade Neues bringt, so ist es doch gefällig geschrieben, und man liest es mit Vergnügen.

Auf einer weit höheren Stufe steht Albert Babeau’s Buch: La Vie militaire sous l’ancien Régime[48]. Der Verfasser zeigt, wie die Armee immer mehr ein besonderer Stand wird, je näher man der Revolution kommt; er nimmt den Soldaten im Augenblick der Aushebung, begleitet ihn in die Garnison, erzählt, wie er gekleidet und genährt wurde, welchem Dienst und welcher Ordnung er unterworfen war. Er erörtert seine Lage und seine Aussichten für später, endlich zeigt er, wie die Krankenpflege und das Unterstützungswesen geregelt waren. Seine Quellenstudien sind umfassend; man kann ihm nur vorwerfen, dass er seine Ergebnisse in eine zwar folgerichtige, aber doch etwas künstliche Eintheilung gezwängt hat. Aber im Ganzen liest sich das Buch in seinem einfachen, durch zahlreiche Citate belebten Styl sehr angenehm.

4. Revolution und Kaiserreich. Bevor wir von den Arbeiten sprechen, welche ausschliesslich historische Ereignisse aus der Zeit der Revolution oder des Kaiserreichs behandeln, wollen wir einen flüchtigen Blick auf die Publicationen werfen, welche die Centenarfeier von 1789 hervorgerufen hat.

Zuerst erwähnen wir die neue Ausgabe des État de la France en 1789 von Paul Boiteau, durchgesehen und mit Anmerkungen begleitet von Georg Grassoreille[49].

Albert Babeau schrieb ein Buch über Paris en 1789[50] Es hat 8 Capitel: äusseres, inneres, geistiges und religiöses Leben, Verwaltung, Wohlthätigkeit, Statistisches und Vergleichendes. Es ist ein gründliches und angenehm zu lesendes Buch; Illustrationen nach gleichzeitigen Vorlagen erhöhen seinen Werth.

Das Werk von Hippolyte Gautier, L’an 1789[51], enthält sowohl die äussere Geschichte dieser merkwürdigen Zeit, als auch eine Schilderung der Sitten und der Gesellschaft von damals. Er hat die [176] entlegensten Quellen benutzt, Memoiren, Zeitungen, Schmähschriften, Lieder, Bilder etc. Das Buch ist voll von Einzelheiten aus guten Quellen und von pikanten Anekdoten. Es unterhält und belehrt zugleich. Die Ausstattung ist sehr reich, sie enthält eine Reihe von Reproductionen gleichzeitiger Stiche und anderer bildlicher Darstellungen.

H. Monin erzählt dieselben Dinge in anderer Form. Er versetzt sich in die Rolle eines Zeitgenossen und schreibt so das Tagebuch eines Pariser Bürgers während der Revolution[52]; auch dies ist ein belehrendes und unterhaltendes Buch.

Ed. Ollivier will in seinem Buche La France avant et pendant la Révolution[53] aufzeigen, was es in den Einrichtungen des ancien régime Gutes gab, ferner was davon die Revolution zu unterdrücken oder zu modificiren versäumt hat, was nach derselben noch Bestand hatte, und was man mit Hoffnung auf Erfolg wieder aufnehmen könnte. Sein Buch ist also zugleich historisch und geschichtsphilosophisch mit Seitenblicken auf die Politik der Gegenwart. Wie der Verfasser selbst im Vorwort sagt, bietet er nicht neue und eigene Quellen, sondern nur eine gewissenhafte Zusammenstellung.

La France révolutionaire von d’Héricault[54], eine blosse Schmähschrift, und die neue Auflage der Histoire de la société française pendant la révolution von den Brüdern de Goncourt[55] erwähnen wir nur flüchtig, um jetzt zu einer Reihe geschichtsphilosophischer Werke über die Revolution und ihre Folgen überzugehen.

Das erste ist das Buch des Bischofs Freppel: La Révolution française à propos du centenaire de 1789[56]. Für ihn ist der eigentliche Charakter der Französischen Revolution der einer Auflehnung gegen das Christenthum. Daher die von ihr verursachten Uebel, und dem entsprechend auch das Heilmittel einer offenen und einfachen Rückkehr zu den Principien des Christenthums. Es wird uns schwer, Freppel auf dieses Gebiet zu folgen, es genüge zu sagen, dass sein Buch mit Geist geschrieben ist und seine Urtheile öfters nicht unrichtig sind. Uebrigens hat ihm Trogan geantwortet[57] und gezeigt, dass man, um gerecht zu sein, vor allem die Frage stellen muss, ob die Revolution unter den Zeitumständen ihrer Entstehung und nach dem, was vorangegangen war, anders werden konnte, als sie wurde.

[177] Von einem besonderen Gesichtspunkt betrachtet Ferneuil die Dinge in seiner Abhandlung über die Principien von 1789 und die Gesellschaftswissenschaft[58]. Er wünscht eine Politik, beruhend „auf der Befriedigung der Gesammtinteressen, welche ihrerseits festzustellen wären, durch Enqueten behufs Erforschung der Thatsachen, durch sorgfältige Analyse der socialen Erscheinungen und durch die Ergebnisse der Statistik“.

Nach Goumy dagegen hat es nicht den Männern an Politik gefehlt, sondern der Politik an Männern. Sein Buch: La France du Centenaire[59] ist mit sehr viel Schwung und Geist geschrieben, zudem ist er immer scharfsinnig, oft wirklich tief, aber sein Pessimismus macht ihn manchmal ungerecht.

Ebenso interessant ist Chaudordy, der sich auf das Studium des Frankreich von 1889 beschränkt hat[60]; doch schlägt sein Buch mehr in die Politik, als in die Geschichte ein. Wir begnügen uns desshalb mit der Erwähnung, um auf die Arbeit Guéroult’s zu kommen[61]. Er will die Ergebnisse zusammenfassen, „welche in aller Art menschlicher Thätigkeit und menschlicher Wissenschaft seit hundert Jahren gewonnen worden sind“. Er kommt zu dem Schlusse, dass der Zeitraum von 1789 bis 1889 in jeder Hinsicht unverhältnissmässig und unvergleichlich über den früheren steht und der glänzendste, fruchtbarste und interessanteste von allen ist, welche die Menschheit in ihrem langen Leben durchmessen hat. Das Buch ist reich an Thatsachen und Gedanken, beachtenswerth in jeder Hinsicht und macht dem Verfasser alle Ehre.

F. de Vyré’s Marie Antoinette[62] zeugt von fleissiger Arbeit, und der Verfasser vertheidigt aufrichtig das Andenken seiner Heldin; aber die immerhin bedeutende auf das Buch verwandte Arbeit beschränkt sich auf die Person der Königin, und der Verfasser kennt die allgemeine Geschichte nicht genügend. Auch versteckt sich hinter der Wärme, mit der das Buch geschrieben ist, viel declamatorisches Pathos und Schwulst.

Die Histoire du Clergé pendant la Révolution française von Bertr. Robidou[63] ist kein gutes Buch. Der soeben erschienene 1. Band führt uns nach einigen Capiteln über den Klerus der Feudalzeit und über das Vorspiel der Revolution bis zum September 1790. [178] Der Verfasser steht nicht auf der Höhe der Forschung und lässt es an Kritik fehlen. Er scheint die Schwierigkeit seines Themas sich nicht klar gemacht zu haben.

Aehnlich ist das Buch E. Bonnal’s über die Heere der Republik[64] zu beurtheilen. Obgleich es einige Actenstücke enthält, so ist es doch noch weniger durchgearbeitet, als das vorige.

Bedeutend besser ist das Buch von H. Maze, Le Général F. S. Marceau, sa vie, sa correspondance[65]. Er hat nicht weniger als 203 Briefe oder Billets des jungen Helden von Chartres gesammelt, denen er eine historische Studie vorausschickt, in welcher er alles, was über die kurze Laufbahn und den Charakter Marceau’s bekannt ist, zusammenträgt. Zur Vervollständigung dienen eine Reihe von Beilagen und Register, welche die Benützung erleichtern. Das Andenken Marceau’s kann durch diese Publication nur gewinnen.

Noch besser ist die Arbeit von M. V. Duchemin, Archivar im Département de la Sarthe, Premiers troubles de la Révolution dans la Mayenne[66]. Der Verfasser hat sie als Manuscript hinterlassen, R. Triger hat sie durchgesehen, in fast allen Theilen vervollständigt und herausgegeben. Duchemin und Triger haben nicht die Insurrection selbst behandelt; sie machen bei deren Anfängen Halt, in dem Augenblick, da Jean Chouan an die Spitze der Bewegung tritt. Ueber dessen Charakter, Herkommen und Familie geben die Verfasser die lebendigsten und merkwürdigsten Aufschlüsse.

Diesem Buche schliesst sich eine Arbeit über die Contrerevolution von L. de la Sicotière[67] an, ein ausgezeichnetes Werk, wie wir gleich vorweg bemerken. Die Chouannerie in der Normandie hat das Besondere, dass sie ziemlich spät begann. Unruhen gab es zwar schon seit dem Frühjahr 1794, aber erst im Mai 1795 erfolgte die bewaffnete Erhebung. Nach mehrfachen Gefechten ging der Führer Louis de Frotté nach England und die Chouans streckten in dem Vertrage von Fontenay-les-Louvres die Waffen (6. Juli 1796). Aber Frotté hatte den Canal nur mit der Absicht überschritten, unter besseren Bedingungen den Kampf wieder aufzunehmen. In der That erwachte der Aufstand aufs Neue, die zweite Erhebung fand 1799 statt. Der Tod Frotté’s beendigte sie und lähmte jeden neuen ernstlichen Aufstand. Die Bewegungen von 1815 und 1832 – [179] bis dahin hat Sicotière seine Erzählung geführt – sind ohne wirkliche Bedeutung.

Das Buch des Pfarrers Camille Rabaud über Lasource[68] ist dankenswerth, trotz seines Pathos, seiner Längen und seiner häufigen Anspielungen auf entlegene Dinge. Die Revolutionsliteratur ist ihm nicht immer geläufig, aber er hat die Papiere der Familie Lasource eingesehen und die heimischen Archive haben ihm werthvollen Stoff geboten. Das Buch ist beachtenswerth und liest sich auch recht hübsch.

Mit der Lebensbeschreibung Toussaint-Louverture’s von V. Schœlcher[69] treten wir in die Zeit des Kaiserreichs ein. Das Buch geht bis zur Proclamirung der Republik von Haiti (1. Juli 1804) und bietet eine ganze Geschichte von St. Domingo seit Beginn der Revolution. Keiner konnte sie so schreiben wie der Verfasser, sie ist die würdige Krönung des Lebens eines Mannes, der so viel für die Emancipation der schwarzen Rasse gethan hat. Er zeigt für diese eine Sympathie, die ihn vielleicht gar zu nachsichtig gegen seinen Helden sein lässt, aber sicher das Interesse an seinem Buche steigert.

Die Liebe zum Stoff beseelt auch das Buch Ant. Guillois’ über Napoléon[70]. Guillois hat uns „sein Bild als Mensch und Politiker, von ihm selbst gezeichnet“ geben wollen. Er hat demnach die Grundzüge aus dem Briefwechsel und den Werken des Kaisers genommen. Guillois fehlt die historische Vorbildung und seine Beurtheilung ist zu günstig; aber wenn sein Buch auch einseitig und nicht gründlich ist, so bietet es doch für den Laien eine gute Zusammenstellung der leitenden Grundsätze und Ideen Napoléon’s.

Welschinger, der über die Scheidung Napoléons[71] geschrieben hat, ist gewandter und kenntnissreicher in historischen Dingen. Er hat einen sehr raren Bissen erwischt: die Erzählung des Hergangs durch den Abbé Rudiman, und höchst interessante Stücke aus dem Nationalarchiv. Zu tadeln wäre, dass er die politische Seite der Scheidung und das damit zusammenhängende Project einer Russischen Heirath nicht genügend ins Licht gestellt hat.

Vom historischen Standpunkt aus sind aus dem Buche le Prince Lucien Bonaparte et sa famille[72] nur die Erzählung Chatillon’s über [180] die Flucht Lucian’s nach den 100 Tagen und ein sehr schöner Brief von Alexandrine de Bleschamps an Napoléon hervorzuheben.

Neueste Zeit. In einem formvollendeten Aufsatz, den Baron Hochschild[73] der Königin Desiré von Schweden widmet, finden sich Briefe Bernadotte’s an seine Frau und andere interessante Mittheilungen.

Das Buch Ch. de Mazade’s über Metternich[74] stützt sich fast allein auf dessen Memoiren und bringt nichts Neues über seine Persönlichkeit. Das Bild des Oesterreichischen Kanzlers ist fein, aber nicht kräftig gezeichnet, es ist ein wenig unbestimmt und zerflossen. Doch können diejenigen, welche nicht Zeit haben, die umfangreichen, neuerdings veröffentlichten Memoiren zu lesen, sich aus diesem Buche eine Vorstellung von Metternich machen.

Auch das Werk Geoffroy’s de Grandmaison, La Congrégation[75], bezieht sich auf die Zeiten des Kaiserreichs und der Restauration. Der Verfasser gehört zu denen, welche allen Nichtkatholiken den Charakter eines anständigen Menschen absprechen, aber wegen der Fülle merkwürdiger und bisher unbekannter Documente wird das Buch beachtet werden müssen.

Ueber die Herzogin von Berry sind zwei Arbeiten fast gleichzeitig erschienen. Das Buch Imbert de Saint-Amand’s[76] bringt zwar nicht viel Neues, liest sich aber angenehm. Dasjenige Ch. Nauroy’s[77] ist weder gut angelegt noch gut geschrieben, aber es bringt sehr interessante Stücke aus dem Nationalarchiv, den Archiven des Marine- und des Kriegsministeriums.

Noch interessanter ist La jeunesse du roi Charles-Albert von Marquis Costa de Beauregard[78]. Der Verfasser schöpfte aus zwei ebenso werthvollen als schwer zugänglichen Quellen, erstens aus den Briefen und dem Tagebuche eines seiner Verwandten, des Chevalier Sylvain Costa de Beauregard, der seit 1815 Cavalier Karl Albert’s war; zweitens aus den Briefen des Grafen Sonnaz, der, zur selben Zeit in die gleiche Stellung berufen, der persönliche und vertraute Freund des jungen Prinzen wurde. Dank diesen Quellen erscheint die Gestalt Karl Albert’s in dem Buche in den interessantesten, [181] anziehendsten Zügen. Trotz häufiger Abschweifungen, trotz der etwas lässigen und schwankenden Art der Darstellung, trotz der apokalyptischen Wendungen an die Adresse der Revolution liest sich das Buch angenehm und bietet für den Historiker das grösste Interesse.

Band 5 der Geschichte des Julikönigthums von P. Thureau-Dangin[79] geht von 1841 bis 45. Er umfasst die ersten Jahre des letzten Ministeriums Guizot’s, seine auswärtige Politik, den Tod des Herzogs von Orléans, die Kriegszüge in Algier, die Verhandlungen über die Unterrichtsfrage. Der Verfasser ist gut unterrichtet und ausserdem ein geschätzter Schriftsteller. Er bemüht sich redlich, unparteiisch zu sein, was ihm auch zumeist gelungen ist; sein Buch ist nach jeder Richtung hervorragend.

Die Arbeit Camille Rousset’s, La conquête de l’Algérie[80], führt uns von 1841 bis 1857, dem Zeitpunkt der Besetzung von Gross-Kabylien. Abgesehen von einigen kleinen Irrthümern ist das Buch eines der besten des Autors. Er erzählt in würdiger Weise eines der schönsten Blätter der modernen Französischen Geschichte.

Wir erwähnen noch die Abhandlung des Herzogs von Broglie über Le Père Lacordaire[81]. Broglie hat hier die Rede, mit welcher er bei seiner Aufnahme in die Akademie als Nachfolger Lacordaire’s dessen Andenken feierte, mit einer anderen vereinigt, welche er im letzten Jahre bei Enthüllung des Lacordaire in Sorrèze errichteten Standbildes gehalten hat.

Mit dem Buche des Generals Fay, Souvenirs de la guerre de Crimée[82], treten wir in die Zeit des zweiten Kaiserreichs. Es ist die einfache Erzählung eines Augenzeugen und Mithandelnden, und wird ebenso sehr die Militärs, als das grosse Publicum interessiren.

Die Arbeit A. Duchatel’s über den Krieg von 1870–71[83], bietet eine klare und richtige Zusammenstellung der Ereignisse.

Lobenswerth ist auch die Klarheit in Edm. Hippeau’s Histoire diplomatique de la troisième République[84]. Nach einer Einleitung und zwei Abschnitten mit allgemeinen Betrachtungen, in denen der Verfasser auseinandersetzt, was er unter nationaler Französischer Politik versteht, erörtert er der Reihe nach die Politik von Thiers, die Krisis von 1875, Frankreichs Stellung in der Orientalischen Frage und auf dem Berliner Congress, die Beziehungen der Republik [182] zum Papstthum, die Vorgänge in Tunis, Aegypten, Tonkin und Madagascar. Er schliesst mit einer Reihe von Capiteln über die Lage der grossen Europäischen Mächte und über das Frankreich der Centenarfeier von 1889. Dazwischen gibt er einen Abriss der Veränderungen im Innern des Auswärtigen Amts.

Mehr wirklich politischer Sinn spricht aus dem Buche Franç. de Pressensé’s L’Irlande et l’Angleterre depuis l’acte d’Union jusqu’à nos jours (1800–1888)[85], wenn es auch vor allem als eine Apologie von Homerule und von Gladstone’s Politik auftritt. Es berichtet besonders von den auf Irland bezüglichen parlamentarischen Kämpfen dieser Zeit, und hält sich in der Erzählung unparteiisch. Das Werk ist gut gearbeitet, gut geschrieben und sehr interessant.

Der 12. Theil der Histoire contemporaine de la France[86] von J. A. Petit gilt dem zweiten Empire und ist nichts weiter als eine gehässige Schmähschrift.

Weit anziehender sind Jos. Reinach’s Literarische und historische Studien[87], aus denen wir besonders die Artikel über zeitgenössische Französische Historiker, über Gordon, über Krankheit und Tod Gambetta’s, über Frankreich und Deutschland hervorheben.

Auch die 2. Auflage von Maurice Wahl’s L’Algérie[88] sei erwähnt, es ist ein gutes Buch. Ebenso bringt die Arbeit des Generals Faidherbe, Le Sénégal[89], werthvolle historische Nachrichten. Die ganze Geschichte der Französischen Niederlassungen vom 17. Jahrhundert bis auf unsere Tage ist hier zuverlässig und genau dargestellt.

Endlich sei das Buch des General Thoumas: Autour du drapeau (1789–1889)[90] empfohlen. Aus ihm spricht das Gefühl begeisterter Vaterlandsliebe, das allen Menschen von Herz, ohne Unterschied der Abstammung des Landes und der Religion gemeinsam ist.

III. Localgeschichte. Ein vortreffliches Buch, das Muster einer Provinzialgeschichte, ist R. Delachenal’s Histoire de Crémieu[91]. Um die Geschichte dieser kleinen Stadt im Departement Isère mit 1838 Einwohnern weiss der Verfasser eine Menge merkwürdiger Details zu gruppiren, die er aus den besten, meist noch ungedruckten Quellen schöpft und mit grosser Sicherheit verwerthet. Nicht als ob Crémieu jemals eine bedeutende Rolle gespielt hätte, aber der Verfasser hat durch seine Quellenstudien und deren Verwerthung das [183] Ziel erreicht, welches er sich gesteckt hat: „ein treues Bild von dem materiellen und geistigen Leben der Dauphiné in den 5 oder 6 letzten Jahrhunderten zu geben“.

Einen gewissenhaften Beitrag zur Ortsgeschichte bietet auch das Buch von G. Clément-SimonTulle et le Bas-Limousin pendant les guerres de religion“[92]. Der Verfasser beginnt mit dem Tode Karl’s IX. (Juli 1574) und geht bis zur Zerstörung des Schlosses Gimel durch die Liguisten (1594). Natürlich steht Tulle im Mittelpunkt der Darstellung. Cl.-S. hat ungedruckte Actenstücke benutzt, von denen er die wichtigsten als Beilagen gibt.

Gleich lobenswerth ist das Werk H. Carré’s über die Stadtverwaltung von Rennes unter Heinrich IV.[93] Kurz und deshalb etwas trocken gibt es wichtige Mittheilungen aus dem Archiv und der Bibliothek der Stadt.

Gust. Ramon will in seinem Buche, La Forteresse de Péronne et la ligne de la Somme[94], wie er selbst sagt, für die Französisch-Schwedische Periode des 30jährigen Kriegs in Chronikenform die im Innern sich abspielenden Ereignisse darlegen, von denen die Archive Kunde geben. Er hat für die Zeit von 1631–1648 die Schöffenregister ausgebeutet und dieselben besonders für die Jahre 1635 u. 36 durch die veröffentlichten localgeschichtlichen Arbeiten und zeitgenössischen Memoiren ergänzt. Sein Buch ist eine interessante Documentensammlung.

Emile Garnault’s Werk: Le Commerce rochelais au 18. siècle[95] besteht aus zwei Theilen. Der zweite, zuerst erschienene behandelt besonders die Entwicklung des Hafens und die Arbeiten an demselben. Der erste gibt sehr genaue, wenn auch etwas breite Mittheilungen über die Gründung und Thätigkeit der Handelskammer von La Rochelle und im Allgemeinen über die Handelspolitik unter dem ancien Régime.

Houques-Fourcade behandelt ebenfalls in zwei getrennten Theilen zuerst die äussere Geschichte des Zehnten, Fünfzigsten und Zwanzigsten in Guyenne[96] von 1710–1789, dann die inneren [184] Wandlungen des Zehnten und des Fünfzigsten von der Erklärung des 14. October 1710 bis zu der vom Mai 1749, wo der Zehnte aufgehoben wird. Das gründliche Buch verdient ebenso vom Gesichtspunkt der allgemeinen, als der Localgeschichte empfohlen zu werden.

Die Doléances provinciales de 1789, welche Alfr. Leroux veröffentlicht, bilden den ersten Band der Archives révolutionnaires de la Haute-Vienne[97]. Nach einer kurzen Erörterung über die Quellen zur Revolutionsgeschichte dieses Départements folgen in der interessanten Publication die Beschwerden von 9 Pfarreien und 3 Actenstücke von Mitgliedern des Adels, die ihre Meinung über die Lage und über die Mittel zu helfen abgeben.

Ein Muster scharfsinniger und eindringender Kritik ist Emil Longin’s offenes Schreiben[98] über das von der Akademie preisgekrönte Werk L. de Piépape’s Histoire de la réunion de la Franche Comté à la France, das von der Französischen wie von der ausländischen Kritik gar zu günstig aufgenommen worden war. Longin zeigt an der Hand der Quellen, dass dies Buch nur ein Gemisch von Irrthümern und Schnitzern ist, und man kann dies treffliche Beispiel von Wissen und Gewissenhaftigkeit nur freudig und dankbar begrüssen.

IV. Verschiedenes zur Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte. Die Geschichte der Marineschule[99] von einem alten Officier ist zugleich ein hübsches Gemälde von dem Leben der Seecadetten an Bord des Schulschiffes le Borda, und eine Geschichte der verschiedenen Einrichtungen für Heranbildung von Seeofficieren von Colbert bis auf unsere Tage. Das Buch ist klar, knapp und recht gründlich, endlich nicht zu seinem Schaden vortrefflich illustrirt.

In denselben Ideenkreis gehört die Histoire des flottes militaires von C. Chabaud-Arnault[100]. Sie beginnt eigentlich erst mit dem 17. Jahrhundert und ist besonders der Französ. Flotte gewidmet. Sie bietet eine sehr klare und recht vollständige Zusammenstellung, die sich, ohne viel Neues zu bringen, leicht und stellenweise anziehend liest. Die leitende Idee des Buches ist, dass der Kaperkrieg keine praktischen Ergebnisse liefert.

Die Geschichte des Französischen Handels von Pigeonneau[101] ist ein bedeutend wichtigeres Werk. Der soeben erschienene 6. Band behandelt das 16. Jahrhundert, die Zeit Heinrich’s IV. und [185] Richelieu’s. Die Weite des Gesichtskreises ist ebenso bemerkenswerth, wie die Sicherheit der Forschung. Den ersten Versuch einer Colonial- und Handelspolitik in Frankreich verdanken wir Franz I. Derselbe beweist darin grosse Klarheit des Blicks und wirkliche Ausdauer. Die Religionskriege halten kurze Zeit diese Entwicklung auf, die sich dann unter den fruchtbaren Anregungen Heinrich’s IV., Sully’s und Richelieu’s fortsetzt. Vortrefflich stellt Pigeonneau[WS 2] den wechselseitigen Einfluss der politischen und volkswirthschaftlichen Ereignisse ins Licht.

Unter den Büchern, welche dieses so wichtige Gebiet geschichtlicher Entwicklung behandeln, verdient A. Belloc’s La Télégraphie historique[102] hervorgehoben zu werden. Verfasser bespricht der Reihe nach alle Arten der Mittheilung durch Signale und Feuer im Alterthum und im Mittelalter. Zu Ende des 18. Jahrhunderts brachte der optische Telegraph Chappe’s einen riesigen Fortschritt in der Nachrichtenübertragung, bis er fast in unseren Tagen durch den elektrischen Telegraphen abgelöst wurde. Besondere Abschnitte des Buches sind der Militärtelegraphie, der Rohrpost und dem Fernsprechwesen gewidmet

Eine Zusammenstellung der wichtigsten Zeitschrift-Artikel und der nach Abschluss dieser Zeilen noch hinzugekommenen Publicationen sollte diesen Bericht beschliessen; doch sie müsste sich mit blosser Aufführung der Titel begnügen, und desshalb sei lieber nur auf die Zusammenstellungen in den anderen Abtheilungen dieser Zeitschrift verwiesen[103] und Besprechung der wichtigsten Erscheinungen dem nächsten Bericht vorbehalten.

Paris, im November 1889.

Louis Farges.     

Anmerkungen

  1. Lettres de Mazarin. t. V. 12 fr. [Vgl. Bibliogr. ’89, 3168.]
  2. Paris, Hachette, gr. 8°. lxxx 516 p. 12 fr.
  3. Paris, Alcan. 8°. xxx 616 p. 25 fr.
  4. [Vgl. Bibl. ’89, 4939 u. ’90, 588.]
  5. L’Ambassade en Turquie de Jean de Gontaut-Biron, baron de Salignac. Paris, Picard. 8°. xiv 450p.
  6. Ecrits inédits de Saint-Simon. t. 7. Paris, Hachette. 8°. xv 392p.
  7. Draguignan, Olivier et Rouvier. 12°. xvij 537 p.
  8. Paris, Plon. 2 vol. 8°. [Vgl. Bibl. ’90, 585.]
  9. [S. Bibl. ’90, 571].
  10. [S. Bibl. ’89, 3303. ’90, 586.]
  11. Lettres inédites de Talleyrand à Napoléon. Paris, Perrin. 1 vol. 8°. [Vgl. Bibl. ’89, 3319.]
  12. Unter dem Titel: Mes campagnes. [S. Bibl. ’89, 3310.]
  13. Paris, Delagrave. 8°.
  14. Belgrad, Staatsdruckerei. 1888. 8°. 124 p.
  15. Paris, Plon. 8°.
  16. Paris, Calmann-Levy. 2 vol. à 7 fr. 50. 455 u. 528 p.
  17. Ebenda. 8°. 280 p. 3 fr. 50.
  18. Lille, Desclée et de Brouwer. 4°. 496 p.
  19. Paris, Picard. 8°. [Vgl. oben p. 158 Note 1.]
  20. Paris, Challamel. 1888. 12°. 285 p.
  21. Paris, Picard. 8°. 119 p. 5 fr.
  22. Don Carlos d’Aragon, prince de Viane. Paris, Colin. 8°. xvj 451 p. 7 fr. 50.
  23. Cesar Borgia, sa vie, sa captivité, sa mort. 2 Bde. Paris. J. Rothschild. 8°. 316 u. 352 p.
  24. Les mariages de Jacques V. Paris, Plon. 8°. 338 p. [Vgl. p. 240 Note 4.]
  25. Paris, Plon. 8°. [Vgl. Bd. II Nachrr. Nr. 225 a.]
  26. Paris, Lafitte et Paul. 8°. [Vgl. Bd. II Nachrr. Nr. 225b.]
  27. Paris, Champion. 8°. 10 fr. 474 p.
  28. Lille, Desclée. 8°. 390 p.
  29. Paris. 8°. 132 p.
  30. Paris, Hachette. 8°. [Vgl. Bibl. ’90, 446.]
  31. L’Allemagne et la réforme. [Vgl. Bibl. ’89, 4812.]
  32. Paris, Picard. 1888. 8°. ix 352 p. 7 fr. 50.
  33. Paris, Hachette. 1888. 8°. [Vgl. Bibl. ’89, 3671.]
  34. Henry de Rohan, son rôle polit. et milit. sous Louis XIII, 1579 bis 1638. Paris, Didot. 8°. [Vgl. Bibl. ’89, 4900.]
  35. Paris, Calmann-Lévy. 8°. 7 fr. 50.
  36. Paris, Baudoin. 8°. 469 p. 7 fr. 50.
  37. La marquise de Coligny. Paris, Libr. Mondaine. 2 v. 12°. 315; 358 p.
  38. Une grande dame dans son ménage au temps de Louis XIV. Paris. Palmé. 12°. 384 p. 3 fr.
  39. La famille de Madame de Sévigné en Provence. Paris, Plon. 8°. 498 p. 5 fr. 50.
  40. Paris, Plon u. Montréal, Granger. 2 vol. 12°. xxxij 365; 325 p. 8 fr.
  41. [Vgl. Bibl. ’89, 4946 u. ’90, 486.]
  42. La Renonciation des Bourbons d’Espagne au trône de France. Paris. Plon. 12°. [Vgl. Bibl. ’89, 3183.]
  43. Paris, Leroux. 8°. 329 p. 6 fr.
  44. Le Duc de Penthièvre. Paris, Plon. 8°. 397 p.
  45. Les femmes du 18e siècle. Paris, Ghio. 12°. 198 p. 3 fr. 50.
  46. Paris, Plon. 12°.
  47. T. II. Les Usages et les Mœurs. Paris, Plon. 8°. 548 p. 7 fr. 50.
  48. Première partie, les soldats. Paris, Didot. 8°. 389 p. 6 fr.
  49. Paris, Guillaumin. 1 vol. 8°. 10 fr.
  50. Paris, Didot. 8°. 532 p. av. 96 grav. 5 fr.
  51. Paris, Delagrave. 4°. [Vgl. Bibl. ’89, 2499; 5024.]
  52. Journal d’un bourgeois de Paris pendant la Révolution française (année 1789). Paris, Colin. 12°. viij 435 p. 3 fr. 50.
  53. Paris, Guillaumin. 12°. 632 p. 3 fr. 50.
  54. Paris, Perrin. 8°. xl 756 p. 10 fr.
  55. Paris, Quantin. 4°. 374 p. 30 fr.
  56. Éd. 1–23. Paris, Roger. 8°. 2 fr.
  57. L’Équivoque sur la Revolution française. Paris, Perrin. 8°.
  58. Les Principes de 1789 et la Science sociale. Paris, Hachette. 12°. 362 p. 3 fr. 50.
  59. Paris, Hachette. 12°.
  60. La France en 1889. Paris, Plon. 12°.
  61. Le Centenaire de 1789, évolution polit., philos., artist. et scientif. de l’Europe depuis cent ans. Paris, Alcan. 12°. 3 fr. 50.
  62. Paris, Plon. 489 p. 7 fr. 50.
  63. Paris, Calmann-Levy. 44 p. 7 fr. 50.
  64. Les Armées de la République, opérations et batailles. 1792–1800. Paris, Delagrave. gr. 8°. 295 p. 2 fr. 60. [Vgl. Bibliogr. '89, 3312].
  65. Paris, Martin. 1 vol. 8°. xvj 506 p. [Vgl. Bibl. ’89, 2508.]
  66. Mamers, Fleury et Dangin. 1888. 8°. xx 217 p.
  67. Louis de Frotté et les insurrections normandes. Paris, Plon. 3 vol. 8°. XXXII, 635; 861; 59 p. 20 fr.
  68. Paris, Fischbacher. 12°. vij 552 p. 3 Fr.
  69. La Vie de T.-L. Paris, Ollendorff. 12°. 255 p.
  70. Napoleon etc. d’après sa corresp. Paris, Perrin. 2 vol. 8°. [Vgl. Bibliogr. ’89, 3337.]
  71. Divorce de Napoléon. Paris, Plon. 12°. xvj 381 p. 3 fr. 50.
  72. Paris, Plon. 8°. [Vgl. Bibl. ’89, 2550 u. 3339.]
  73. Désiré reine de Suède et de Norvège. Paris, Plon; Stockholm, Fritze. 1888. 12°. 83 p.
  74. Un Chancelier d’ancien Régime. Paris, Plon. 7 fr. 50. [Vgl. Bibl. ’89, 960 u. 3366. ’90, 617.]
  75. Paris, Plon. 8°. xxiv 409 p.
  76. La Duchesse de Berry et la révol. de 1830. 3 fr. 50. [Vgl. Nachrr. ’89, 147 b.]
  77. La Duchesse de Berry. Paris, Vieweg. 12°. 493 p. 3 fr. 50.
  78. Paris, Plon. 8°. 7 fr. 50. [Vgl. Nachrr. ’89, 155e.]
  79. L’Hist. de la mon. de Juillet. t. V. Paris, Plon. [Vgl. Nachrr. ’89, 147c.]
  80. Paris, Plon. [Vgl. ebd. 147e.]
  81. Paris, Champion. 1889. 12°. 105 p.
  82. 2. éd. Paris et Nancy, Berger-Levrault. 8°.
  83. La Guerre de 1870–71, causes et responsabilités. Paris, Ghio. 8°. 3 fr. 50. [Vgl. Bibl. ’89, 3385.]
  84. Paris, Dentu. 8°. xv 691 p. 7 fr. 50.
  85. Paris, Plon. 8°. 7 fr. 50.
  86. Paris, Palmé. 8°. 580 p.
  87. Études de littérature et d’histoire. Paris, Hachette. 12°.
  88. Paris, Alcan. 8. 5 fr.
  89. Paris, Hachette. 8°.
  90. Grenoble, Allier.
  91. Grenoble, Allier. 8°.
  92. Paris, Champion. 8°. s. anno [1889]. 272 p. 10 fr.
  93. Recherches sur l’administration municipale de Rennes au temps de Henry IV. Paris, Quantin. 8°. 96 p. 3 fr.
  94. Péronne, Quentin. 1888. 12°. 445 p. [Vgl. Bibl. ’89, 3146.]
  95. T. 1: La représentation commerciale de la Rochelle. T. II: Établissements maritimes de la Rochelle. La Rochelle, Marchal et Martin. 1887 bis 1888. 8°. 377; 342 p.
  96. Hist. du dixième et du cinquantième, leur application dans la Généralité de Guyenne. Paris, Guillaumin et Bordeaux, Feret. 1 vol. 8°.
  97. Limoges, Chatres. 8°.
  98. Bésançon, Jacquin. [Vgl. Bibl. ’89, 3352.]
  99. L’hist. de l’école navale. Paris, Quantin. 8°.
  100. Paris, Berger-Levrault. 8°. xxiv 513 p. 6 fr.
  101. L’histoire du commerce de la France. Paris, Cerf. 8°. 486 p. 7 fr. 50.
  102. Paris, Didot. 8°.
  103. Vgl. im 1. Bde. Nachrr. Nr. 142–50, im 2. Nachrr. Nr. 220–26. Auch die Bibliographie führt besds. in der Gruppe III, 4–6 zahlreiche Französische Publicationen auf.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Erbfoge
  2. Vorlage: Pigonneau