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Franz Ignaz Narocki

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Johann Peter Hebel
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Titel: Franz Ignaz Narocki
Untertitel:
aus: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes
S. 135-137
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum: 1803-1811
Erscheinungsdatum: 1811
Verlag: Cotta
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Erscheinungsort: Tübingen
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: ULB Düsseldorf und Djvu auf Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[135]
Franz Ignaz Narocki.

Man erfährt doch durch den Krieg allerley, unter vielem Schlimmen auch manchmal etwas Gutes, und es heißt da wohl: Die Berge kommen nicht zusammen, [136] aber die Leute. So wird wohl zum Beyspiel ein Polak, Namens Franz Ignaz Narocki, im Jahr 1707 auch nicht daran gedacht haben, daß nach 100 Jahren der französische Kaiser Napoleon noch zu ihm nach Polen kommen, und ihm ein sorgenfreyes Alter verschaffen werde; und doch ists geschehen in den ersten Wochen des Jahrs 1807. Er ist geboren im Jahr 1690, und lebt noch, und ich will glauben, daß er in seiner Jugend sich nicht oft betrunken und nicht ausschweifend gelebt habe, denn er hatte in seinem hundert und siebenzehnten Lebensjahr noch kein Gebrechen, ob er gleich in seiner Jugend Kriegsdienste that, als Gefangener von den Russen nach Asien geführt wurde, und nachher auch nicht lauter gute Tage hatte. Diesem Mann hat es seit 1690 manchmal auf den Hut geschneit, und er kann wohl von manchem Grabe sagen, wer darinn liegt. In seinem 70sten Jahr, wenn Andere bald an’s Sterben denken, hat er zum erstenmal geheyrathet, und vier Kinder erzeugt. Im 86sten Jahr nahm er die zweyte Frau und zeugte mit ihr sechs Kinder. Aber von allen ist nur noch ein Sohn aus der ersten Ehe am Leben. Der König von Preussen ließ diesem polnischen Methusalem bisher alle Monate ein Gehalt von 24 polnischen Gulden bezahlen. Das ist doch auch schön. Ein polnischer Gulden aber beträgt nach deutschem Geld ungefähr 15 kr. Als nun Kaiser Napoleon in seinem siegreichen Feldzug in die Gegend seiner Heimath kam, wünschte ihn der alte Mann auch noch zu sehen. Es geschah, und er überreichte ihm ein sehr artiges Schreiben, welches er noch selber mit eigener Hand recht leserlich geschrieben hatte. Der Kaiser [137] nahm es mit Wohlgefallen auf, und machte ihm ein schönes Geschenk von hundert Napoleonsd’or. Ein Napoleonsd’or ist eine Goldmünze von 9 fl. 18 kr. unseres Geldes.