G. Geitner’s Baumschule in Planitz

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Titel: G. Geitner’s Baumschule in Planitz
Untertitel:
aus: Album der Sächsischen Industrie Band 2, in: Album der Sächsischen Industrie. Band 2, Seite 81–82
Herausgeber: Louis Oeser
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Louis Oeser
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Erscheinungsort: Neusalza
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Kurzbeschreibung: siehe auch G. Geitners Treibegärtnerei zu Planitz bei Zwickau
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G. Geitner’s Baumschule in Planitz.

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G. Geitner’s Baumschule in Planitz.


Das Gartenetablissement des Herrn Gustav Geitner in Planitz bei Zwickau, wo die eigentliche Treibegärtnerei bereits früher (Band I, pag. 131) besprochen wurde, ist jedenfalls in seiner jetzigen Ausdehnung das bedeutendste Sachsens und reiht sich würdig den bedeutendsten Deutschlands an, und hat sich – trotz mehrerer Vorurtheile, die gegen dasselbe verbreitet waren – nicht nur in Europa, sondern auch in fernen Welttheilen den ehrenvollsten Ruf errungen, sowohl wegen seiner Reichhaltigkeit, als auch wegen des regen wissenschaftlichen Sinnens, welcher hier herrscht, und der von maßgebender Seite allgemein und ehrend anerkannt ist; nicht minder hat zu diesem schönen Resultate die strenge Solidität beigetragen, mit welcher von hier alle Aufträge, der größte, wie der kleinste, ausgeführt werden, denn dafür, daß von hier aus nur die richtigen Namen expedirt werden, spricht schon die Thatsache, daß Anstalten, die sonst in ihren Verbindungen sehr vorsichtig, fast ängstlich sind, von Herrn Geitner ihren Bedarf beziehen. – Die mehr und mehr sich ausbreitenden Verbindungen dieses Etablissements und die Vorzüglichkeit der von hier abgegebenen Pflanzen beweist unter Andern die Thatsache, daß ein namhafter botanischer Garten Nord-Amerikas seinen Bedarf an Palmen u.s.w. von Herrn Geitner bezog, ein gewiß seltener Fall, daß von Sachsen aus Palmen nach Amerika versendet wurden. Die Pflanzen gedeihen sehr wohl, und es suchten von da an noch andere dortige Etablissements die Verbindung mit Herrn Geitner, welches wohl nicht der Fall gewesen wäre, wenn die erwähnten Sendungen keine ausgezeichneten waren.

Solche Thatsachen sprechen auch am Besten für die Nichtigkeit der erwähnten ungerechten Vorurtheile. Eins derselben war die ziemlich verbreitete Annahme, als würden hier die Pflanzen durch das unterirdische Feuer übertrieben und könnten dann anderswo nicht gedeihen, daher sei das für von diesem Etablissement ausgegebene Geld somit weggeworfen. – Es werden aber die Pflanzen hier um keinen Grad wärmer gehalten, als anderswo, da es hier, wie in allen wohleingerichteten Gärten Häuser von verschiedenen Wärmegraden giebt, von dem frostfreien Conversatorium bis zu dem Treibhause, indem durch zweckmäßige Röhrenleitungen die unterirdische Wärme in verschiedenen Graden – je nach Bedürfniß – in die einzelnen Häuser geführt wird. In Bezug darauf sagt eine Gartenschrift: „es wird wohl gleichgültig sein, ob ein bezahlter Arbeiter einige Körbe Kohlen in die Oefen schüttet, oder ob freundliche Gnomen das unterirdische Feuer schüren.“ – Im Gegentheil zu der angeblichen Verweichelung kann man sogar behaupten, daß eben hier die Pflanzen auf eine Art abgehärtet werden, wie nicht leicht anderswo, denn selten dürfte es vorkommen, daß, wie es hier geschieht, im Dezember bei Sturm oder 6 bis 8° Reaumur die Palmenhäuser noch gelüftet werden. Das bei richtiger Behandlung fröhliche Gedeihen der von hier versendeten Pflanzen war die beste Widerlegung dieser Vorurtheile, welche dann auch in den angesehensten Gartenschriften in namhaften Fachmännern, die nun aus eigener Erfahrung sprechen konnten und da nicht schweigen durften, wackere Bekämpfer fanden und jetzt zum größten Theil verschwunden sein dürften.

So ist denn dieses höchst interessante Etablissement in fortschreitender Ausdehnung begriffen, welcher selbst die Stürme des Jahres 1859 nicht ganz Einhalt zu gebieten vermochten, denn nur die Ananastreiberei erfuhr Einschränkungen, während hingegen die Pflanzenkultur sich mehr ausdehnte, so daß sie gegenwärtig in vierzehn Glashäusern betrieben wird.

Die Kultur der Freilandpflanzen war zeither noch die schwächste Seite des Geitnerschen Etablissements, in Verhältniß zu dem Anderen selbst unbedeutend zu nennen. Um aber auch hierin das Möglichste [82] zu bieten, gründete Herr G. Geitner in seinem unermüdlichen Streben nach möglichster Vielseitigkeit und Vollkommenheit seiner Anstalt, und nicht ohne sehr bedeutende Opfer im Jahre 1857 ein zweites Etablissement, die Baumschule in Planitz, welches unter der Firma: G. Geitners Treibegärtnerei, Baumschulenabtheilung betrieben wird.

Dieses neue Etablissement befindet sich in einiger Entfernung von der eigentlichen Treibegärtnerei, in Oberplanitz, ziemlich in der Mitte des Dorfes und gegen Nordost gedeckt durch den Schloßberg, in bedeutendem Umfang auf dem Areal eines ehemaligen Bauergutes, von dessen früheren Wirthschaftsgebäuden im Ganzen noch drei stehen, die jetzt zu Wohnungen eingerichtet sind.

Die hier vertretenen Branchen sind die Kultur von Obst-, Allee- und Zierbäumen, Ziersträucher, Beerenobst, Rosen, Stauden, Kartoffeln in fünfzig Sorten, im Ganzen an zweitausend Arten, von denen schon über vierzigtausend Stück eingeschult sind, die dicht bestandenen Samenschulen nicht gerechnet.

Der Hauptabsatz dieser Erzeugnisse vertheilt sich ziemlich gleichmäßig über den Continent.

Es sind hier fortwährend sechs Leute beschäftigt unter einem Obergärtner, der jedoch dem Inspektor Herrn A. Vocke, welcher letzterer beiden Gärten vorsteht, subordinirt ist.

Durch Hinzuziehung dieser Branchen ist eine so große Vielseitigkeit des Etablissements erzielt worden, daß nun ein Hauptkatalog allein aller zwei Jahre erscheinen wird, aber außerdem jährlich drei bis vier Zweig- oder Supplementkataloge, welche die einzelnen Branchen wieder ausführlich behandeln werden, und es bieten dieselben die beste Gelegenheit, sich von der Reichhaltigkeit der Sammlungen zu überzeugen. Der Hauptkatalog für 1860–1862 umfaßt 101 zweispaltige Seiten des compressesten Druckes und es wird derselbe in Bezug auf seine strengwissenschaftliche Anordnung als die Krone aller Handelskataloge bezeichnet.