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Gerhard Rohlfs (Die Gartenlaube 1896/28)

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Textdaten
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Autor: Karl Emil Jung
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Titel: Gerhard Rohlfs
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aus: Die Gartenlaube, Heft 28, S. 476, 478
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Nachruf auf Gerhard Rohlfs
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Gerhard Rohlfs.

Von Emil Jung.

In seiner Vaterstadt Vegesack ist soeben die Asche eines Mannes zur letzten Ruhe bestattet worden, dem wir, wie kaum einem zweiten, die Entschleierung der Geheimnisse des Dunklen Weltteils zu danken haben. Wir betrauern in Gerhard Rohlfs einen Forscher, der in Bezug auf Kühnheit und Aufopferungsfähigkeit den ausgezeichnetsten Reisenden gleichstand, in Bezug auf Besonnenheit und Umsicht über viele derselben sich weit erhob.

Gerhard Rohlfs wurde am 14. April 1831 als Sohn eines Arztes in der genannten nahe bei Bremen gelegenen Stadt geboren. Seine Gymnasialstudien unterbrach 1849 der Schleswig-Holsteinsche Krieg, in dem er als Freiwilliger sich so auszeichnete, daß er nach der Schlacht von Idstedt zum Offizier befördert wurde. Dann studierte er einige Jahre Medizin auf den Universitäten Heidelberg, Würzburg und Göttingen, bis ihn sein unruhiger Geist zu einer abenteuerlichen Reise durch Oesterreich, Italien und die Schweiz und von da nach Afrika trieb. Pélissier, damals Generalgouverneur von Algerien, hatte den Entschluß gefaßt, um einer gefährlichen Verschwörung der Eingebornen zuvorzukommen und um die französische Herrschaft dauernd zu festigen, das Kabylenland zu erobern. Der junge Rohlfs trat sogleich in die Fremdenlegion ein und erwarb sich in harten Kämpfen den höchsten, einem Fremden erreichbaren Rang eines Sergeanten und mehrere Dekorationen.

Die darauffolgende ruhigere Arbeit des Friedens konnte ihm nicht genügen. Doch gewährte ihm seine Stellung den unschätzbaren Vorteil, die arabische Sprache gründlich zu erlernen und sich in orientalische Sitte und Lebensweise so einzugewöhnen, daß er wagen durfte, selbst unter den fanatischsten Bekennern des Islam als Mohammedaner aufzutreten. Unter dieser Maske begab er sich 1860 nach Marokko. Hier gewannen ihm einige glückliche Kuren schnell die Gunst des Sultans sowie der obersten Beamten, die ihn mit Ehren überhäuften und ihm Gelegenheit gewährten, das Reich nach verschiedenen Richtungen zu durchforschen. Vor allem aber wertvoll war für ihn die Zuneigung des in Wessan im nördlichen Marokko residierenden Großscherifs, der in einem großen Teil von Nordwestafrika die Macht und Verehrung eines „marokkanischen Papstes“ genießt.

Ausgerüstet mit warmen Empfehlungen dieses einflußreichen Mannes, entschloß sich Rohlfs, die noch gänzlich unbekannte marokkanische Sahara zu durchforschen – ein äußerst gefahrvolles Unternehmen, das nur durchgeführt werden konnte, wenn sich der Reisende in allem so hielt, als ob er Araber und Mohammedaner wäre. Er reiste allein, nur von einem Diener begleitet, meist im Anschluß an eine größere Karawane, denn nur solchen ist es möglich, durch das die ganze Gegend beherrschende Raubgesindel hindurchzukommen.

Gerhard Rohlfs.
Nach einer Aufnahme von Hofphotograph Louis Held in Weimar.

Was eine solche Art des Reisens für „Annehmlichkeiten“ im Gefolge hat, das sagt uns ein Brief des unverdrossenen Forschers. Fortwährend auf nackter Erde schlafen, beständig schmutzige Wäsche tragen, denn ein reines Hemd würde die Aufmerksamkeit zu sehr auf sich ziehen, Hunger und Durst erleiden, das nennt Rohlfs Kleinigkeiten gegen das, was man von dieser im höchsten Grade aufdringlichen und unverschämten, mit allen möglichen Parasiten behafteten Gesellschaft sonst noch zu ertragen hat. Da Fett und Butter stets in behaarten Ziegenfellen aufbewahrt werden, so findet man Haare auch in den Schüsseln der vornehmsten Küche. Selbst die Freundlichkeit seiner Reisegefährten, Maultiertreiber und Kamelwärter, stellte Rohlfs’ Höflichkeit auf die härteste Probe. „Sie wollen höflich sein und ergreifen aus der gemeinsamen Schüssel mit ihrer von Schmutz starrenden Hand einen besonders guten Bissen, den sie Dir vorlegen und den Du hinunterwürgen mußt, willst Du nicht gleich als Christ verschrieen, d. h. getötet werden.“ Dabei war die Kost eine dem Europäer wenig zusagende, auch abgesehen von ihrer Zubereitung; mit Wasser angerichtetes Mehl, Datteln, Fett, Kaffee, Zucker, das war beinahe die einzige Nahrung. Dazu eine unerträgliche Hitze, die fast täglich 40° C im Schatten überstieg, und die Plage räuberischer Berberstämme, welche die Karawane beständig belästigten. Diese Gesellen warfen einander ihre Schandthaten mit einem gewissen Galgenhumor vor. „Käme der Prophet in eigener Person, ihr würdet ihn ausrauben,“ ruft die eine Bande der anderen zu und erhält zur Antwort: „Und ihr würdet unsern Herrgott selbst töten, falls er persönlich unter euch erschiene!“

Kein Wunder, daß unser tapferer Landsmann nicht mit heiler Haut davonkam. Zwischen den Oasen Tafilet und Kenatsa wurde er im Schlaf von seinen Führern räuberisch überfallen und mußte hier, da sein Diener sich durch die Flucht gerettet hatte, mit zerschmettertem Arm und aus mehreren Wunden blutend zwei Tage und zwei Nächte hilflos liegen, in der Nähe von Wasser, aber unfähig, dasselbe zu erreichen, von versengendem Durst geplagt, bis zwei Marabuts, wie man in Nordwestafrika heilige Männer nennt, den als tot Gemeldeten zu bestatten kamen und ihn durch aufopfernde Pflege dem Leben zurückgaben. Denn Rohlfs galt ihnen infolge des Rufs, den er sich durch ärztliche „Wunderthaten“ erworben, als ein Abkömmling des Oheims des Propheten.

So durchzog Rohlfs die ganze Westhälfte der Sahara als erster Europäer von West nach Ost und gelangte endlich über Géryville nach Oran. Diese Reise erregte in hohem Grade die Aufmerksamkeit der europäischen Geographen, darunter namentlich die des einflußreichen Kartographen Petermann in Gotha, und der Bremer Senat bewilligte ihm für die Fortsetzung der Reise ein Stipendium. Nun faßte er den Plan, bis zu dem für Christen schwer zugänglichen Timbuktu durchzudringen, das trotz Barths Aufenthalt daselbst kaum bekannt war.

Aber nachdem er glücklich als „Scherif von Wessan“ durch fanatische Stämme, welche die Ermordung eines Christen für eine Eintrittskarte in das Paradies ansehen, über Tuat und Tidikelt nach Insalah gelangt war, zwangen ihn Nachrichten vom Ausbruch eines Krieges zwischen dem Scheich von Timbuktu und dem Wüstenstamme der Tuareg über Ghadames nach Tripolis zu gehen, wo er am 29. Dezember 1864 anlangte, nachdem er den Weihnachtsabend bei den Höhlenbewohnern im Dschebel Ghurian zugebracht hatte.

Im Februar kam er auf kurze Zeit nach Deutschland, aber schon im März war er wieder in Tripolis. Seinen Lieblingsplan, zum Niger vorzudringen, konnte er allerdings nicht ausführen; Unruhen, die im Innern der westlichen Sahara ausgebrochen waren, machten den Weg allzu unsicher. So faßte Rohlfs denn das Land Wadai ins Auge, ein gefahrvolles Unternehmen, denn dasselbe Wagnis hatte unseren Landsleuten Vogel und von Beurmann das Leben gekostet. Freilich war der alte grausame Sultan gestorben, der sogar Mohammedaner, wenn sie weißer Farbe waren, nicht schonte – aber Rohlfs reiste jetzt als Christ und auch der neue Sultan erwies sich den Fremden wenig geneigt.

Ehe jedoch die eigentliche Forschungsreise angetreten werden konnte, sah sich Rohlfs genötigt, in Mursuk zu verweilen. Er wollte hier die Rückkunft der Boten erwarten, die er nach Wadai geschickt hatte. Dieser südlich von Tripolis gelegene Ort ist ein wichtiger Sklavenmarkt, jährlich werden hier Tausende von Menschen verkauft, auch hat Mursuk eine der am weitesten ins Innere vorgeschobenen türkischen Besatzungen, welche in einer mächtigen [478] Zwingburg einquartiert ist. Rohlfs verwandte seine unfreiwillige Muße dazu, eine handschriftliche Geschichte Fezzans zu übersetzen.

Am 25. März 1866 brach er von Mursuk nach Kuka am Tsadsee auf. Diese vielbegangene, über das salzreiche Bilma führende Karawanenstraße waren vor ihm bereits Denham, Clapperton, Vogel, Beurmann gezogen, keiner von ihnen aber hat uns so gediegene und erschöpfende Nachrichten über Land und Leute gegeben wie Gerhard Rohlfs. Kuka ist die Hauptstadt von Bornu, des wichtigsten und größten, wenn auch nicht stärksten Reiches unter den Staaten des mittleren und östlichen Sudans. Sein Sultan Omar erwies sich ebenso liebenswürdig und gastfrei gegen Rohlfs, wie er sich vorher gegen Barth, Overweg und Vogel gezeigt hatte und wie er sich später gegen Nachtigal benahm; aber in das verschlossene Wadai vermochte Rohlfs ebensowenig einzudringen wie vor ihm Vogel und Beurmann, noch war es ihm möglich, die im Besitz des Herrschers von Wadai befindlichen Aufzeichnungen der ermordeten Reisenden zu erlangen. So sah er sich genötigt, sein Reiseprogramm wesentlich zu ändern und sich nach Westen zu wenden.

Während seines Aufenthalts in Kuka – es mußte hier das Ende der Regenzeit abgewartet werden, die jedes Reisen im Sudan unmöglich macht – war Rohlfs Zeuge des Aufbruchs einer großen Sklavenkarawane nach dem Norden. Viertausend Sklaven waren da vereinigt, um gemeinsam den Schrecken der Wüste entgegenzugehen, vielleicht ihnen zu erliegen oder, wenn sie das Elend überstanden, in fernen Ländern nach langer Dienstzeit dahinzusterben, ohne Aussicht, ihr Geburtsland je wieder zu sehen, die Ihrigen je wieder zu begrüßen.

Das bekannte Werfen der kleinen Wurst nach der großen Speckseite verstehen alle Afrikaner vorzüglich. Auch bei Rohlfs stellten sie sich gleich nach seiner Ankunft mit Geschenken pünktlich ein. Aber sie erwarteten auch eine Gegenleistung, die das Gebotene ganz erheblich an Wert überstieg. Und jedesmal wenn sie etwas brachten, auch als Boten, verlangten sie ein Trinkgeld, womit sie unseren civilisierten Zuständen also recht nahe kamen. Nur daß hier in anderer Münze gezahlt wird. In Kuka verausgabte Rohlfs gleich in den zwei ersten Tagen nach seiner Ankunft auf diese Weise mehr als 18 Dutzend Taschentücher, zwei Dutzend Messer und 5000 Nadeln. „Geschmiert“ muß in Afrika überall werden, um weiterzukommen; vom kleinsten Beamten wie vom höchsten Würdenträger ist nichts zu erreichen ohne Geschenke. Kindern gleich wünschen diese Neger alles zu besitzen, was ihnen gefällt, aber, da sie die Kraft von Männern, oft sehr gefährlichen, haben, vermag man ihnen nicht immer mit einer ruhigen Absage entgegenzutreten.

Der Weg vom Tsadsee zum Binuë und Niger war schon vor Rohlfs von Forschern zurückgelegt worden, aber unser erfahrener Reisender verstand es auch hier, neue, bisher unbegangene Pfade zu wandeln und eine große Menge von weißen Flecken aus der Karte Afrikas zu entfernen. Durch das mächtige Reich Sokoto gelangte er erst auf westlichem, dann auf südlichem Wege an den Binuë. „Wir zogen,“ so schreibt er am 18. März 1867, „schweigend, einer hinter dem anderen, schnell dahin durch einen Saum kolossaler Bäume, die trotz des Mondlichtes so tiefe Schatten warfen, daß wir unter ihrem laubigen Dache tappend, einander anfassend, vorwärts gehen mußten. Plötzlich hatten wir Licht vor uns, vor unseren Füßen dehnte sich die silberne Wasserfläche des Binuë aus, ruhig und majestätisch nach Westen ziehend, um dem Niger den Tribut aus dem Herzen Afrikas zuzuführen.“

Ein Boot der Eingeborenen trug die Reisegesellschaft den Binuë hinunter. An der Mündung desselben in den Niger bei Lokodscha kam Rohlfs so schwach an, daß er sich kaum im Boote aufrichten konnte. Aber der Anblick von zwei europäischen Booten am Ufer gab ihm seine ganze Kraft wieder; mit einem Satze sprang er ans Land, ehe das Fahrzeug anlegen konnte. Nur wer Gleiches durchlebt hat, vermag seine Gefühle ganz zu verstehen. Die beiden hier wohnenden Engländer hatten selbst seit einem Jahre keinen Europäer gesehen; so war die Freude gegenseitig. Nach einem kurzen Aufenthalt in den gastlichen Häusern dieser beiden Herren, der Rohlfs wie ein Traum vorkam, ging es den Niger aufwärts bis zu dem verfallenen Rabba und von da durch die Urwälder von Joruba zu der großen Seestadt Lagos, wo sich Rohlfs wie so viele Reisende vor und nach ihm zur Rückfahrt in die Heimat einschiffte.

Europa war freudig überrascht, als es die Nachricht von Rohlfs’ glücklicher Durchquerung des afrikanischen Kontinents empfing, denn schon waren über Aegypten Gerüchte von seiner Ermordung in Wadai zu uns gedrungen, und man beeilte sich, ihm die Ehren zu erweisen, die er sich durch seine ausgezeichneten Leistungen verdient hatte. Die größten Geographischen Gesellschaften Deutschlands wie des Auslandes verliehen ihm den höchsten Preis, der ihnen zur Verfügung steht, ihre Goldene Medaille. Rohlfs war der Erste, der den afrikanischen Kontinent in südlicher Richtung durchquert, der dritte gebildete Reisende, der den afrikanischen Kontinent überhaupt durchschnitten hatte. Die Ereignisse dieser berühmten Reise hat er in dem zweibändigen Werke „Quer durch Afrika“ geschildert.

Gerhard Rohlfs war ein echter Entdeckungsreisender, der Rast und Ruhe nicht kannte; es duldete ihn nicht lange in dem bequemen heimatlichen Leben. Schon im Jahre 1867 sehen wir ihn in Abessinien, wo er die englische Armee auf ihrem Feldzuge gegen den Kaiser Theodoros begleitete. Darauf wurde Rohlfs von König Wilhelm von Preußen mit der Absendung prachtvoller Geschenke an den Sultan von Bornu betraut, der ja einige deutsche Reisende und zuletzt Rohlfs selbst so freundlich aufgenommen hatte. Rohlfs übergab 1868 diesen Auftrag Dr. Nachtigal, der als Arzt in Tunis wirkte. Nachtigal machte infolgedessen seinen weltberühmten Afrikazug, auf dem er außer Bornu die unzugänglichen Länder Tibesti und Wadai besuchte. Rohlfs zog indessen durch das Hochland von Barka und die Oase des Jupiter Ammon nach Kairo. Hier wußte er durch Vermittelung des preußischen Generalkonsuls von Jasmund den Chedive dafür zu gewinnen, eine systematische Durchforschung der ganzen libyschen Oasenreihe bis Kufra in strengwissenschaftlicher Weise durch Gewährung reicher Mittel zu ermöglichen. In Verbindung mit einem Stab von Gelehrten, darunter Zittel, Jordan, Ascherson, durchforschte Rohlfs in den Jahren 1873 bis 1874 sämtliche ägyptischen Oasen; die Resultate der nach allen Richtungen erschöpfenden Forschungen erschienen später in einem großen Sammelwerk. Nach einer weiteren Reise quer durch den nordamerikanischen Kontinent erhielt er dann 1878 vom Deutschen Kaiser den Auftrag, dem Sultan von Wadai, der Nachtigal so freundlich aufgenommen hatte, reiche Geschenke zu überbringen, wie sie der Sultan von Bornu schon früher empfangen hatte.

Auf der großen wissenschaftlichen Expedition in den Oasen der Libyschen Wüste hatte Rohlfs Kufra nicht erreichen können, obschon das sein ursprünglicher Plan gewesen war. Er beschloß jetzt, seinen Weg über diese Oasengruppe zu nehmen. Aber das Glück war ihm zum erstenmal nicht hold. In Kufra wurde er von Arabern der fanatischen, über ganz Nordafrika verbreiteten mächtigen Snussisekte überfallen, und er konnte sich nur durch eilige Flucht und unter erheblichen Verlusten an seinem Gepäck mit seinem Begleiter Stecker vor dem sicheren Tode retten. Eine Frucht dieser Reise ist das hochinteressante Werk „Kufra“ (Leipzig, 1881).

Mit demselben Stecker ging er 1880 an den Hof des Negus von Abbessinien, um diesem ein Schreiben Kaiser Wilhelms I. zu überbringen. Darauf wurde er zum Generalkonsul für Sansibar ernannt. Aber nicht so glücklich wie Nachtigal, der mehrere Jahre einen gleichen Posten in Tunis bekleidete, gab er diese Stellung bereits nach wenigen Monaten auf, um in sein Heim in Weimar zurückzukehren, das er 1890 mit dem schönen Godesberg am Rhein vertauschte.

Im Genuß der verdienten Muße arbeitete er hier lebendige Darstellungen seiner Erlebnisse aus, die er mit gleichem Erfolg zum Inhalt fesselnder Aufsätze wie packender Vorträge zu machen verstand.

Seine Vorträge, die er in den größeren Städten unseres Vaterlandes hielt, fanden stets zahlreiche und dankbare Zuhörer. Wiederholt hat Rohlfs auch in der „Gartenlaube“ belehrende Artikel, zuletzt über den fanatischen Orden der Snussi und über den Schatz der Sultane von Marokko, veröffentlicht.

In Rüngsdorf bei Godesberg ist er am 3. Juni d. J. gestorben, nachdem er kaum in das 66. Lebensjahr eingetreten war. Bis zu seinem Ende war er ein tapferer Kämpfer, wie vordem in mutiger That, nun in Wort und Schrift, für die Aufklärung des Dunklen Weltteils, dessen bisherige Erforschung zu einem so großen Teil sein Werk ist. In den letzten Jahren, den Jahren unseres kolonialen Aufschwungs, verfolgte er mit warmem Interesse die Entwicklung unserer afrikanischen und australischen Besitzungen. In der Geschichte der Afrikaforschung wird sein Name allezeit mit goldenen Lettern verzeichnet stehen.