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Geschichte von Kloster Heilsbronn/Die ersten Klostergebäude

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4. Die ersten Klostergebäude.

Als solche bezeichnet der Stiftungsbrief die der heiligen Jungfrau Maria geweihte Basilika und klösterliche Werkstätten.

A. Die Basilika.[1] Man gibt diesen Namen einer Kirche von länglich-viereckiger Gestalt, mit einem Chorausbau und mit Säulen, welche an beiden Seiten das Hauptschiff von den Seitenschiffen [16] trennen (Beitr. S. 11 u. 12). Diesem Begriffe entspricht auch die Heilsbronner Kirche, welche in der Stiftungsurkunde ausdrücklich eine Basilica genannt wird. Sie erhielt gleich bei ihrer Erbauung, nicht erst in späterer Zeit, das noch vorhandene Querschiff. Auf jeder der beiden Langseiten des Mittelschiffes stehen 5 runde Säulen mit Würfelkapitälen und runden Füßen. Ein byzantinischer Rundbogen verbindet immer je 2 Kapitäle. Den gothischen Spitzbogen kannte man damals noch nicht. Auffallend ist, daß die 10 runden Säulen einander nicht völlig gleich, auch nicht genau symmetrisch gestellt sind: wahrscheinlich ein Übersehen bei der ersten Anlage. Die eigenthümlich profilirten, kleinen, rundbogigen Fenster, an welchen die Stürze aus einem Stücke gehauen waren, fanden sich im J. 1853 zwar vermauert, aber meist unversehrt vor; sie wurden jedoch, als zum neuen Restaurationsplan nicht passend, insgesammt herausgenommen. Die westliche Giebelseite der Basilika wurde schon um 1200 abgetragen, als man, um Raum für Gräber zu gewinnen, den westlichen Chor[2] anfügte. Der östliche Chor der Basilika schloß einige Fuß westlich vom Sakramenthäuschen mit einer halbkreisförmigen Absis ab, wurde aber bei der zweiten Erweiterung[3] der Kirche im J. 1284 theilweise abgetragen, in östlicher Richtung verlängert und so gebaut, wie er noch ist. Da aber bei dieser Erweiterung die Orts- und abenbergische Begräbnißkirche hindernd im Wege stand, so wurde diese abgetragen und ihre Grundfläche sammt den abenbergischen Gräbern in den neuen Chorausbau mitaufgenommen. Der ursprüngliche Hochaltar wurde gleichfalls abgetragen und ein neuer Hochaltar an und auf den abenbergischen Gräbern errichtet (Beitr. S. 13–15). Von den Holzstatuen auf demselben und von deren Beseitigung im 18. Jahrhundert war vorhin die Rede. Der große Altarstein stand noch im J. 1861, wurde aber dann, in Folge der neuesten Kirchenrestauration, völlig abgetragen. Die Außenmauer des [17] südlichen Seitenschiffes der Basilika wurde bei der dritten Erweiterung[4] der Kirche in den Jahren 1427 bis 33 abgetragen, da man, um Raum für Grabstätten und Altäre zu gewinnen, dieses Seitenschiff der Breite nach um das Doppelte erweiterte und ihm den Umfang gab, welchen es noch hat. Die schlanken zierlichen gothischen Säulen von 1433 in diesem Seitenschiffe dicht neben den schwerfälligen einfachen byzantinischen Säulen von 1132 des Mittelschiffes bilden einen architektonisch lehrreichen Kontrast. Die Außenmauer des nördlichen Seitenschiffes der Basilika hatte zwei Thüren (bei Nr. 58 u. 64), aber keine Fenster, da der außen hinlaufende Kreuzgang nicht gestattete, von dieser Seite her Licht in die Kirche zu bringen. Die Mauer war aus schlechtem Material gebaut und wurde daher bei der neuesten Restauration niedergerissen und ganz neu aufgeführt. Thüren brachte man nicht wieder an, dagegen eine Fensterreihe, während in dieser Mauer ursprünglich gar kein Fenster war.

Die nördliche Giebelmauer am Querschiffe hatte ursprünglich gar keine Thür, erhielt aber späterhin eine, doch nicht zu ebener Erde, sondern in der Höhe von einem Stockwerk. Sie wurde angebracht, um über das an die Giebelmauer angebaute Kapitol[5] hinüber in das Dormitorium[6] (später Gymnasium, dann Landesmagazin, jetzt theilweise Frohnfeste, theilweise niedergerissen) oder „Schlafhaus“, wo die 72 Mönche ihre Zellen hatten, gelangen zu können. Die ganze Giebelmauer wurde bei der neuesten Restauration abgetragen, ganz neu aufgeführt und durch Portal und Rosette recht geschmackvoll völlig umgestaltet. Die Basilika hatte, ursprünglich, wie bereits erwähnt, vermuthlich keinen Thurm, erhielt später ein leichtgebautes Sattelthürmchen, bis man 1427 bis 33 den östlichen Chor bei Nr. 149 quer durchschnitt, einen starken Chorbogen einfügte und auf diesem den noch vorhandenen steinernen Thurm erbaute.

B. Die klösterlichen Werkstätten. Dem Stiftungsbriefe zufolge ließ der Bischof die Basilika cum claustralibus [18] officinis erbauen. Darunter sind nicht „Gemächer“ zu verstehen; denn in dieser Bedeutung wird das Wort officina kaum vorkommen; es waren die Werkstätten für Bäcker, Fleischer, Schmiede etc.

Der Erbauung des eigentlichen Klostergebäudes geschieht in der Stiftungsurkunde keine Erwähnung. Jedenfalls stand es schon ursprünglich da, wo es noch steht, freilich in sehr veränderter Gestalt. Dem jetzigen Bezirksamtsgebäude sieht man es von Außen nicht an, daß es das ursprüngliche Klostergebäude war. Dieses bestand, wie man bei einer Rundschau vom Innern des Hofes aus leicht erkennt, aus vier Flügeln, welche einen Hofraum mit dem vermeintlichen Heilbronnen einschlossen. Der nördliche Flügel steht seit 1771 nicht mehr (Beitr. S. 247).

Das Terrain, worauf der Bischof die besprochenen Gebäude errichten ließ, ist nicht sumpfig, wie oft behauptet wurde, sondern trocken und gesund.[7]


  1. Siehe im Grundriß die grüne Umfassungslinie.
  2. Siehe im Grundriß die blaue Umfassungslinie.
  3. Siehe im Grundriß die rothe Umfassungslinie.
  4. Siehe im Grundriß die gelbe Umfassungslinie.
  5. Siehe den Situationsplan.
  6. Siehe den Situationsplan.
  7. Anderwärts sollen Cisterzienserklöster absichtlich auf sumpfigem, ungesundem Grund und Boden gegründet worden sein, um das Fleisch der Mönche zu kreuzigen.
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