Glasfabrik Friedrichshütte in Döhlen bei Dresden, Werk der Sächs. Glashütten-Gesellschaft

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Diverse
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Glasfabrik Friedrichshütte in Döhlen bei Dresden, Werk der Sächs. Glashütten-Gesellschaft
Untertitel:
aus: Album der Sächsischen Industrie Band 2, in: Album der Sächsischen Industrie. Band 2, Seite 119–120
Herausgeber: Louis Oeser
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Louis Oeser
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Neusalza
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: Commons und SLUB Dresden
Kurzbeschreibung:
{{{SONSTIGES}}}
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[Ξ]

Die Friedrichshütte in Döhlen.

[119]
Glasfabrik Friedrichshütte in Döhlen bei Dresden, Werk der Sächs. Glashütten-Gesellschaft.


Besuchen wir wieder den plauenschen Grund bei Dresden mit seinen den Fremden wie Einheimischen verlockenden Naturschönheiten und seiner nicht minder anziehenden industrieellen Thätigkeit, die sich in einer bedeutenden Anzahl interessanter Etablissements aller Branchen entwickelt. Ueberall steigen hohe Dampfessen und qualmen Rauchwolken hervor aus der anmuthigen Landschaft und selbst an den Gipfeln der Berge, die sonst eben nicht zur Anlage industrieller Bauten benutzt werden, ragen die hohen Dampfessen empor und zeigen sich die schwarzgeräucherten Gebäude der Kohlenwerke, zu denen sich aus dem Thal eine von Lokomotiven befahrene Eisenbahn, der „kleine Semmering“ genannt, emporwindet, eine Bahn wie es in Sachsen keine zweite giebt.

[120] In der Nachbarschaft der Thodeschen Papierfabrik, der sächsischen Gußstahlfabrik und anderer Etablissements, an der Albertsbahn und nicht sehr entfernt von dem Bahnhofe Potschappel, finden wir bei dem Dorfe Döhlen das Glashüttenwerk Friedrichshütte.

Dieses Etablissement wurde in den zwanziger Jahren von Herrn Adolph Roscher gegründet, ging aber vor einigen Jahren in Besitz des in Dresden von den Herren Regierungsrath Dr. R. Engel, Gustav Schilling, Karl Jahn und Adolph Krüger gebildeten Actienverein für Glasfabrikation über, welcher die Firma „Sächsische Glashütten-Gesellschaft“ annahm. Das Werk erhielt nun durch neue Bauten ansehnliche Erweiterungen und überhaupt wurde Alles nach den neuesten Erfahrungen in dieser Branche und für den Betrieb in großartigstem Maßstabe eingerichtet. Im Jahre 1858 begannen die Arbeiten in dem Werke, welches sich eines raschen Aufschwunges erfreute, der fortwährende Erweiterungen nöthig machte. Da an tüchtig ausgebildeten deutschen Arbeitern Mangel war, da dergleichen Leute überall schon feste Anstellung hatten, so machte die Gesellschaft den Versuch mit aus dem südlichen Frankreich herbeigerufenen Glasarbeitern, welche aber den von ihnen gehegten Erwartungen keineswegs entsprachen, indem selbst Fälle vorkamen, daß durch sie gefertigte Arbeiten, namentlich Bouteillen, von den Bestellern als unbrauchbar zurückgesandt wurden. In Folge davon wurde der größte Theil der Franzosen sogleich entlassen und Andere folgten ihnen nach, die Gesellschaft aber hatte bedeutenden pecuniären Nachtheil, da die Franzosen enorm hohe Löhne beanspruchten und außerdem freie Her- und Rückreise sich ausbedungen hatten. Als einen Triumph deutscher Geschicklichkeit und Solidität kann man betrachten, daß gleichzeitig von deutschen Arbeitern angefertigte Bouteillen von den Bestellern tadellos befunden wurden, und die Zurücksendung nur die französischen Erzeugnisse betraf. Die Stellen der abgegangenen Franzosen wurden durch geübte Arbeiter aus Schlesien und den Rheinlanden besetzt, welche einen tüchtigen Arbeiterstamm bildeten und unter deren Leitung auch die übrigen Arbeiter auf eine Stufe der Ausbildung in ihrer Branche gelangten, welche das Herbeiziehen fremder Kräfte gänzlich unnöthig macht, wie denn die Fabrik bezüglich ihrer Leistungen hinter keiner anderen zurücksteht, was schon die mehr und mehr an Ausdehnung gewinnenden Verbindungen hinlänglich bekunden.

Der Gebäudecomplex dieses Werkes umfaßt

a) eine Tafelglashütte mit zwei Schmelzöfen und vier Strecköfen;
b) eine Grünglashütte mit einem Schmelzofen;
c) ein Streckofengebäude;
d) ein Pilleriegebäude mit Hafenhaus und Magazin;
e) ein Dampfmaschinengebäude;
f) ein Wasserstampfwerk;
g) sieben Wohngebäude, in deren einem das Comptoir sich befindet und
h) diverse Schuppen und Stallungen.

In Döhlen besitzt das Etablissement noch zwei Wohngebäude; auch gehören circa dreißig Scheffel Areal dazu.

Das Etablissement beschäftigt sich ausschließlich mit Glasfabrikation und es sind seine gangbarsten und renommirtesten Artikel Tafel- und grünes Hohlglas, namentlich Wein-, Champagner-, Mineralwasser- und Standflaschen, welche ihren Absatz durch ganz Deutschland und nach Amerika finden. Der Vertrieb wird zum Theil durch Agenturen der Firma in Hamburg, Magdeburg, Berlin und Leipzig vermittelt.

An Maschinen besitzt das Werk eine Dampfmaschine von fünf Pferdekraft und ein Wasserstampfwerk.

Das die Oberleitung der Geschäfte führende Directorium besteht aus den Herren R. Echtermeier, Julius Arndt und R. Kuntze.

Beschäftigung finden in dem Glashüttenwerk beständig 136 Personen, unter diesen ein Comptoirist, ein Buchhalter, ein Inspektor, ein Geschäftsführer, ein Aufseher und zwei Maschinenführer.