Zum Inhalt springen

Gründung der Lorettokapelle

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Georg Kilian Halbmann
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Gründung der Lorettokapelle
Untertitel:
aus: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau S. 52–55
Herausgeber: Heinrich Schreiber
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1867
Verlag: Franz Xaver Wrangler
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Freiburg
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Freiburg und Commons
Kurzbeschreibung:
siehe auch Sanct Loretto und Der Kanonier von Freiburg
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[52]
32. Gründung der Lorettokapelle.

(Nach der mörderischenen Schlacht vor Freiburg im August 1644. Geschichte der Stadt. Thl. IV. S. 120. ff.)


Ist denn im Breisgaue kein Sänger, der da singt,
Von seiner Ahnen Tugend, daß weit die Mähr erklingt?
Steigt nicht aus Konrads[1] Asche ein Sängerheld empor,
Zu winden um seine Harfe der Rosen duft’gen Flor?

5
Den Schwarzwald hör’ ich rauschen mit seiner Tannen Pracht,

Er singet vom frühen Morgen bis in die späte Nacht;
Des Rheines Fluthen brausen mit schwellendem Gesang,
Doch nimmer hör ich klingen der Harfe goldnen Strang.

Wohl singen die Nachtigallen mit klarer Melodei,

10
Wohl jubeln die jungen Lerchen gen Himmel keck und frei;

Doch ist schon lang verklungen das süße Saitenspiel,
Die alte Sängerhalle in Schutt und Staub zerfiel.

Ein junger Sänger schau ich vom Berg ins tiefe Thal,
Mir dünkt, es sei die Erde ein schöngefeiter Saal;

15
Das Auge schaut und staunet ob all der Herrlichkeit,

Es winken die grünen Hügel, die Thäler weit und breit.

[53]

Die Hügel stolz von Reben, die süßer Würze blüh’n,
Von Korn geschwellt die Auen, die Wiesen duftig grün.
Die Flüsse sonnengolden im funkelnden Gewand,

20
Und alte stolze Burgen zum Gruß dem schönsten Land.


Wohl rauscht aus allen Wäldern ein mächt’ger Harfenklang,
Wohl locken und rufen die Bäche mit wonnigem Gesang;
Doch stumm sind längst geworden mit ihrer Lieder-Weis
Die kunstgeübten Harfner, des Landes Zier und Preis.

25
Und reget sich denn Keinem ein Lied in freier Brust?

Und fühlet ihr denn nimmer des Sanges heil’ge Lust?
Laßt sausen und laßt brausen mit Jugendmacht den Sang,
Die Ahnen hoch zu preisen im frischen Harfenklang!

Einst waren andre Tage, von Kampf erscholls und Schlacht,

30
Was haben die Kanonen um Freiburg da gekracht!

Was haben da geblitzet die Schwerter auf den Höh’n,
Vom Münsterthurme klang es wie Donnersturmgedröhn.

Aus Wäldern und aus Klüften erscholl ein wild Geschrei,
Von Berg zu Bergen hallte des Krieges Melodei,

35
Dazwischen brüllte grollend das donnernde Geschütz;

Da war die Nacht so graulich vom dräuenden Gebliz.

Zwei Tage und zwei Nächte vernahm man solchen Schall,
Kühn kämpften Freiburgs Bürger vom hochgethürmten Wall;
Wie Leuen man sie sahe auf ihren Mauern dort,

40
Sie kämpften um der Väter vielheil’gen Ritterhort.


Was rangen da die Deutschen mit wildentbrannter Wuth!
Was ward die Nacht viel heißer, denn Tags die Sonnengluth!
Die Deutschen und die Welschen, die schlugen da so heiß,
Daß man von grimmerm Kampfe wohl nicht zu künden weiß.

[54]
45
Da ward gewürgt, gemordet die ganze lange Nacht,

Ist Mancher eingeschlafen, der nimmermehr erwacht.
Prinz Enghien der wilde, der hat der Stadt begehrt,
Was hat sich Caspar Mercy so tapfer darum gewehrt!

Johann von Werth, der Reiter, der meint es wäre Schmach,

50
Gäb’ je ein deutscher Krieger dem Welschen etwas nach;

Im Sturm führt er die Baiern, ein ritterlicher Aar.
Gen Frankreichs übermüth’ge und stolze Kriegerschaar.

Nun ward ein Tanz gehalten, ’s hätt’s keiner so gedacht,
Da haben die Franzosen gar weite Sätz gemacht;

55
Es geigten da die Baiern, die Fiedeln klangen hell,

Zu Tod hat sich gesprungen manch’ weidlicher Gesell.

Das Schwert, das war die Fiedel, das spielte lustig auf,
Auf Leben und auf Sterben begann der Tanz darauf.
Was haben die Franzosen sich da so leicht gedreht,

60
Was haben da die Baiern so ritterlich gemäht!


Und als der Morgen graute, viertausend man da fand
Der Welschen, die gefunden den Tod im deutschen Land.
Und als das Spiel geendet, und als der Tanz vorbei,
Da klang vom hohen Dome gar frohe Melodei.

65
Da zogen Freiburgs Bürger mit Frau’n und Mägdelein

Im Gold- und Seidenschmucke zum Münster festlich ein.
Was glänzten da die Wände, was funkelte die Hall!
Was sang wohl heut’ die Orgel mit wundersamen Schall?

Die Weihrauchwolken stiegen bis zu dem Wölbe an,

70
Die Priester in dem Chore, die huben singend an:

«Te Deum» und es sangen von heil’ger Kraft entflammt
Die Bürger mit den Frauen und Mägdlein allesammt.

[55]

Doch um den Tag zu ehren, wie Ehre ihm gebührt,
Hat Christoph Mang die Kirche Loretto aufgeführt;

75
Die steht seit jener Stunde dort auf den fels’gen Höh’n,

Zum ew’gen Mahl und Zeichen zwei Kreuze morsch dort steh’n.

Wo einst der Schlachtruf dröhnte, da lockt mit lautem Schall
Ein wunderhelles Glöcklein den frommen Betern all’.
Das klingt an jedem Morgen mit silberklarem Klang,

80
Da singen die Nachtigallen den lieben Morgensang.


Und wer zum Kirchlein wallet, den tränkt der Linden Duft,
Der athmet auf deutschen Bergen noch ächte deutsche Luft.
Ihm rauscht der Schwarzwald Lieder voll andachttrunkner Lust,
Und stärket ihm die Glieder und heitert ihm die Brust.

(K. Halbm.)

  1. Konrad von Würzburg soll 1287 in Freiburg gestorben sein.