H. F. Wagner, Crimmitschau, Vigognespinnerei

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Titel: H. F. Wagner, Crimmitschau, Vigognespinnerei
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aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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[Ξ]

VIGOGNE-SPINNEREI H. F. WAGNER.
CRIMMITSCHAU. GLAUCHAU.


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H. F. Wagner, Crimmitschau
Vigognespinnerei.

Die Firma war eine der ersten, welche die Buckskinfabrikation aufnahm und trotz mannigfacher Hindernisse, welche die Innungen den Fabrikanten dieses Artikels bereiteten, mit Erfolg durchführte. Es war dies das Verdienst des Begründers der Firma, des im November 1877 verstorbenen Heinrich Ferdinand Wagner, welcher auch später, als die Vigogne­-Spinnerei aufkam, sofort die Bedeutung dieses neuen Gespinstes erkannte, die Buckskinfabrikation daher aufgab und sich mit vollem Eifer der Herstellung des neuen Gespinstes widmete. Die Firma hat seitdem in diesem Artikel stets obenan gestanden und eine leitende Rolle gespielt. Sie produziert zur Zeit Vigognegarne aller Art und für die verschiedensten Zwecke, den Zeit- und Bedarfs­-Verhältnissen entsprechend. Indes auch Zwirne und Phantasiegarne haben jederzeit angemessene Berücksichtigung gefunden.

Die Firma H. F. Wagner, deren gegenwärtige Inhaber Frau Johanna verw. Wagner und Herr Ferd. H. Wagner sind, wurde 1833 begründet. Sie betrieb, in kleinem Umfange und mit spärlichen Mitteln, anfänglich die Tuchfabrikation auf eigene Rechnung und bezog regelmäßig die Leipziger Messe. Unter der sachkundigen und umsichtigen Leitung des ersten Inhabers machte die Entwicklung des Geschäftes stetige Fortschritte. Als derselbe, wie schon bemerkt, die Buckskin- und später die Vigognespinnerei einführte, vergrößerte sich der Betrieb derart, daß die Anlagen von Jahr zu Jahr erweitert werden mußten, bis 1857 das gegenwärtige Fabrikgebäude, die sogenannte Trögermühle, erworben und eingerichtet wurde. Die zunehmende Arbeitslast wurde in der Folge zu groß für den thätigen Mann und er nahm deshalb seine beiden Söhne, zuerst Herrn Eduard Wagner, sodann im Jahre 1867 Herrn Otto Wagner, als Teilhaber auf. Der erstere schied indes 1869 wieder aus, um ein eigenes Geschäft zu gründen. Im Jahre 1874 zog sich dann der Begründer der Firma ins Privatleben zurück. Sein Nachfolger und alleiniger Inhaber, Herr Otto Wagner, starb 1885, worauf das Geschäft an seine Witwe und seinen Sohn, die gegenwärtigen Inhaber, überging.

Nachdem bereits in den 60er Jahren eine wesentliche Vergrößerung des Fabrikgebäudes und Vermehrung der Maschinen erfolgt war, wurde 1874 eine größere, erst 1872 vollständig neu eingerichtete Spinnerei mit Färberei in Glauchau angekauft. Diese wie die Crimmitschauer Fabrik [Ξ] sind fortwährend durch Neubauten und Neuanlagen erweitert worden; außerdem wurde unausgesetzt an der Verbesserung und Vervollkommnung der Maschinen gearbeitet. Alles Alte wurde entfernt und durch die modernsten Konstruktionen ersetzt.

Beschäftigt werden in Crimmitschau regelmäßig 125 Personen, und über 8000 Selfaktor­-Spindeln befinden sich dort im Gange. Eine Dampfmaschine von 150 Pferdekräften mit Kondensation, gespeist von 2 Dampfkesseln zu 215 und 80 □m Heizfläche, besorgt den Betrieb der Spinnerei.

Im Glauchauer Etablissement, welches außer Spinnerei auch eine große, mit allen Hilfsmitteln der Neuzeit ausgestattete Färberei enthält, die das gesamte gefärbte Material für den Betrieb beider Fabriken liefert, beträgt die Zahl der Arbeiter ca. 150. In der Spinnerei sind über 7000 Selfaktorspindeln im Betrieb. Drei Dampfkessel von 225, 85 und 80 □m Heizfläche speisen die neue 170 Pferdekräfte starke Compound-Ventil-Dampfmaschine mit Kondensation und die Färberei. Die Kraftübertragung für die drei Stockwerke des Gebäudes geschieht nach dem neuen System des Kreisseiltriebes mittels eines 370 m langen und 50 mm starken Hanfseiles, welches siebenmal um die Schwungradscheibe der Dampfmaschine herumläuft. Es ist dies die erste derartige Anlage Sachsens für größere Kraftübertragung. Außerdem besitzt das Etablissement noch eine Wasserkraft, die durch eine Turbine ausgenutzt wird.

Beide Fabriken sind elektrisch beleuchtet. Außer den ca. 15 000 Spindeln in eigenem Betriebe, werden je nach Bedarf noch 5–6000 Spindeln Lohnspinnerei beschäftigt. An Rohmaterial verbraucht die Firma H. F. Wagner hauptsächlich Baumwolle amerikanischen und ostindischen Ursprungs, verschiedene Arten von Schafwolle und Seidenabfällen, ferner in kleineren Quantitäten Kamelhaar, Mohair etc. Der Baumwollverbrauch beläuft sich auf 2500–3000 Ballen pro Jahr.

Entsprechend diesen Anlagen ist auch der Umsatz des Geschäfts. Je nachdem teuere oder billigere Garne in Auftrag gegeben werden, beträgt derselbe eine Million und darüber. Deutschland und England (früher auch unter günstigeren Exportverhältnissen Rußland [Moskau]), Italien und Österreich sind die Hauptabsatzgebiete der Firma. Dieselbe hat übrigens prinzipiell keine Ausstellungen beschickt und sich jederzeit bestrebt, ohne Reklame das Beste zu leisten. Eine große Anzahl alter, zum Teil 25-jähriger Geschäftsverbindungen beweist, daß ihr das gelungen ist.

Das glückliche Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer endlich zeigt sich darin, daß ihr ein seit Jahren erprobtes Personal zur Seite steht, von denen unlängst verschiedene Arbeiter für dreißigjährige treue Dienste vom Ministerium die silberne Medaille erhielten.