Halleluja

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<<
Autor: Heinrich Heine
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Halleluja
Untertitel:
aus: Deutscher Musenalmanach, Band 7. S. 394–397
Herausgeber: Christian Schad
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1857
Verlag: Stahel’sche Buchhandlung
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Würzburg
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[394]
Halleluja.


     Am Himmel Sonn’ und Mond und Stern
Sie zeugen von der Macht des Herrn;
Und schaut des Frommen Aug’ nach oben,
Den Schöpfer wird er preisen, loben.

5
     Ich brauche nicht so hoch zu gaffen,

Auf Erden schon find’ ich genung
Kunstwerke, welche Gott erschaffen,
Die würdig der Bewunderung.

[395]

     Ja, lieben Leute, erdenwärts

10
Senkt sich bescheidentlich mein Blick

Und findet hier das Meisterstück
Der Schöpfung: unser Menschenherz.

     Wie herrlich auch der Sonne Pracht,
Wie lieblich auch in stiller Nacht

15
Das Mondenlicht, der Sterne Glanz,

Wie stralend der Kometenschwanz –

     Die Himmelslichter allesammt,
Sie sind nur eitel Pfennigskerzen,
Vergleich ich sie mit jenem Herzen,

20
Das in der Brust des Menschen flammt.


     Das ist die Welt in Miniatur,
Hier gibt es Berge, Wald und Flur,
Einöden auch mit wilden Bestjen,
Die oft das arme Herz beläst’gen. –

25
     Hier stürzen Bäche, rauschen Flüsse,

Hier gähnen Gründe, Felsabschüsse,
Viel bunte Gärten, grüne Rasen,
Wo Lämmlein oder Esel grasen. –

     Hier gibt’s Fontainen, welche springen,

30
Derweilen arme Nachtigallen,

Um schönen Rosen zu gefallen,
Sich an den Hals die Schwindsucht singen.

     Auch an Abwechslung fehlt es nicht;
Heut’ ist das Wetter warm und licht,

35
Doch morgen schon ist’s herbstlich kalt,

Und nebelgrau die Flur, der Wald.

[396]

     Die Blumen, sie entlauben sich,
Die Winde stürmen fürchterlich,
Und endlich flockt herab der Schnee,

40
Zu Eis erstarren Fluß und See.


     Jetzt aber gibt es Winterspiele,
Vermummt erscheinen die Gefühle,
Ergeben sich dem Mummenschanz
Und dem berauschten Maskentanz. –

45
     Freilich inmitten dieser Freuden

Beschleicht sie oft geheimes Leiden,
Trotz Mummenschanz und Tanzmusik,
Sie seufzen nach verlornem Glück. –

     Da plötzlich kracht’s. – Erschrecke nicht!

50
Es ist das Eis, das jetzo bricht;

Die Rinde schmilzt, die frostig glatte,
Die unser Herz umschlossen hatte. –

     Entweichen muß was kalt und trübe;
Es kehrt zurück, o Herrlichkeit!

55
Der Lenz, die schöne Jahreszeit,

Geweckt vom Zauberstab der Liebe! –

     Groß ist des Herren Gloria,
Hier unten groß, wie in der Höh’.
Ich singe ihm ein Kyrie,

60
Eleison und Halleluja.


     Er schuf so schön, er schuf so süß
Das Menschenherze, und er blies
Hinein des eignen Odems Geist,
Des Odems, welcher Liebe heißt.

[397]
65
     Fort mit der Lyra Griechenlands,

Fort mit dem liederlichen Tanz
Der Musen, fort! in frömmern Weisen
Will ich den Herrn der Schöpfung preisen.
     
     Fort mit der Heiden Musika!

70
Davids frommer Harfenklang

Begleite meinen Lobgesang!
Mein Psalm ertönt: Halleluja!