Hebel’s Vreneli
Hebel’s Vreneli.
Hans und Verene.
Es gfallt mer numme eini,
Und selli gfallt mer gwis!
O wenni doch das Meidli hätt,
Es isch so flink und dundersnett,
I wär im Paredies!
’s isch wohr, das Meidli gfallt mer,
Und ’s Meidli hätti gern!
’s het alliwil e frohe Mueth,
wie Milch und Bluet,
Und Auge wie ne Stern.
Und wenni ’s sieh vo witem,
Se stiigt mer’s Blut ins Gsicht;
Und ’s Wasser lauft mer d’Backen ab,
wohl d’Backen ab,
weiß nit, wie mer gschicht.
Am Zistig früeih bi’m Brunne,
„Chumm, lüpf mer, Hans! Was fehlt der echt?
Es ist der näume gar nit recht,
nei gar nicht recht!“
I denk mi Lebtig dra.
Und hätti’s numme gseit!
Und wenni numme riicher wär,
Und wär mer nit mi Herz so schwer,
mi Herz so schwer,
Und uf und furt, jez gangi,
’s wird jäten im Salat,
Und sag em’s, wenni näume cha,
Und luegt es mi nit fründli a,
So bini morn Soldat.
En arme Kerli bini,
Arm bini, sell isch wohr.
Doch hani no nüt Unrechts tho,
das wäri scho,
Mit sellem hätts ke G’fohr.
Was wisplet in de Hürste,
Was rüehrt sie echterst dört?
O bhüetis Gott der Her, i glaub,
i glaub, i glaub,
Es het mi näumer ghört.
[204]
„Do bini so, do hesch mi,
I ha’s scho siderm Spöthlig gmerkt’,
Am Zistig hesch mi völlig bstärkt,
jo, völlig bstärkt.
Und worum seischs denn nit?
Und bisch nit riich an Gold,
En ehrli Gmüeth isch über Geld,
Und schaffe chasch in Hus und Feld
in Hus und Feld,
O Vreneli, was seisch mer,
O Vreneli, isch so?
De hesch mi usem Fegfüür gholt,
Und länger hätti ’s nümme tolt,
Jo frili willi, jo!
Jedes Gedicht hat seine Geschichte. Dieselbe bildet zugleich
den besten Commentar für die poetische Schöpfung und lehrt sie
erst recht verstehen, indem sie uns in die Umgebung des Dichters
führt und uns mit den Verhältnissen bekannt macht, unter deren
Anregung und Einflüssen das Werk entstanden ist. Ohne dem
idealen Elemente Eintrag zu thun, lassen diese Grundlagen des
Dichters idealisrende Macht in ihrem wahren Lichte erkennen und
seine Schöpferkraft beurtheilen. Ein freundlicher Zufall wirft oft
dem Dichter eine Thatsache, einen Gegenstand in den Weg, welchen
er rasch erfaßt und in seiner Weise gestaltet. Diesen Stoff
in seiner ursprünglichen Form kennen zu lernen, maß das Bestreben
jedes Freundes der Poesie sein, besonders wenn er einen
Volks- und Dialektdichter liest, welchem das alltägliche Leben
reichen Stoff, ungesucht, wie in einem erleuchtenden Blitzstrahl,
entgegensendet.
Das hier Gesagte findet seine volle Anwendung auf obiges Gedicht Hebel’s, des bekannten Verfassers der herzigen anmuthig- schalkhaften „Alemannischen Gedichte“ und des noch heute unübertroffenen Volksbuchs „Das Schatzkästlein des rheinländischen Hausfreunds“, denn da ist nichts Gesuchtes, nichts künstlich Gemachtes, nichts ängstlich Erwartetes oder Vorbedachtes: seine Gedichte sind vielmehr, um sein eigenes Wort zu gebrauchen, „Fündli“, die ihn der Augenblick thun ließ, und ein solches „Fündli“ (kleiner Fund) ist denn auch sein Gedicht „Hans und Verene“. Das zu erzählen, mit möglichster Auseinanderhaltung von Dichtung und Wahrheit, sei hier unsere Aufgabe.
Es lebte in Karlsruhe ein vielfach noch in schönem Andenken stehender Privatmann von tiefem Gemüth und wissenschaftlichem Sinn, Herr Emil Groos, welcher auf einem seiner Morgenspaziergänge in der Umgebung von Karlsruhe einst einer muntern lebhaften alten Frau begegnete, welche auf ihn einen so freundlichen Eindruck machte, daß er sich mit ihr in ein Gespräch einließ. Das einnehmende Wesen des Herrn gewann auch das Vertrauen der ohnehin schon gesprächigen und mittheilsamen Frau; sie erzählte ihm Züge aus ihrem Leben, und so erfuhr Herr Groos zu seiner freudigen Ueberraschung, daß er das Urbild von Hebel's Vreneli vor sich habe. Dieser Zufall ist besonders hervorzuheben weil er den Anlaß gab, daß diese Thatsache, welche nur in engeren Kreisen bekannt war, in das volle Licht der Oeffentlichkeit trat; denn Herr Groos machte alsbald weitere Mittheilung von seiner unverhofften Entdeckung, und einer seiner Freunde, der bekannte Literaturhistoriker Heinrich Kurz, gab ihr journalistische Verbreitung. Seine Mittheilung erschien auch in der Karlsruher Zeitung 1856 Nr. 219, im Frühling desselben Jahres, in welchem in Baden ein Hebel-Cultus begann, indem am 29. November eine Abendunterhaltung im Karlsruher Museum stattfand, um Beiträge für das in Schwetzingen auf Hebel’s Grab zu setzende Denkmal zu [205] gewinnen, und am 10. Mai 1860 die große Feier des hundertjährigen Geburtsfestes Hebel’s im Großherzoglichen Hoftheater begangen wurde. Diese Zeit nun war zugleich auch begleitet von einem freundlichen Abendroth für Vreneli, indem auch sie die Theilnahme des Publicums bei dieser Gelegenheit anregte.
Ihr Name war Veronika Rohrer. Sie war geboren in dem durch seine Erdmannshöhle bekannten Dorfe Hasel bei Schopfheim, also in der Nachbarschaft des Geburtsortes Hebel’s, Hausen.
Ihre Mutter hieß Geiger und war eine Arbeiterin; die Tochter Veronika war die Frucht eines Verhältnisses mit einem adeligen Herrn, welcher frühzeitig starb, ehe er noch, wie er beabsichtigt haben soll, für das Kind gesorgt hatte. Auch die Mutter starb früh, und das Kind kam unter fremde Leute.
Hebel lernte sie in folgender Weise kennen. Man erzählt sich, er sei in einem Oberländer Orte (man nennt Kirchen bei Lörrach) zum Mittagstisch bei einem Herrn Pfarrer Mylius zu Gaste gewesen, wo Vreneli sich in jener Eigenschaft befunden habe, welche die Mitte hält zwischen einer Pflegetochter und einem Dienstmädchen: das „sufere, flinke und dundersnette Meidli“ machte einen so angenehmen Eindruck auf Hebel, daß er in seiner guten Tischlaune alsbald obiges Gedicht improvisirte, welches dem Herrn Pfarrer Mylius selbst so gefiel, daß er auch der Veranlasserin desselben die Freude es anzuhören machen wollte, und Vreneli hereinrief, worauf Hebel das Gedicht ihr vortrug. Ob das Gedicht dieselbe Form hatte, wie es jetzt vor uns liegt, wollen wir nicht untersuchen, es wird zu viel behauptet sein, daß Hebel unter dem Namen Hans sich selbst gemeint habe, da er selbst ja Johann Peter hieß, indem das Gedicht gegen den Schluß eine ganz andere als auf Hebel bezügliche Richtung nimmt. Eine mündliche Tradition behauptet, daß damals schon Vreneli ihren späteren Mann, den Küfer und Bierbrauer Rohrer von Grünwettersbach bei Durlach, gekannt habe. Derselbe sei damals im Oberlande auf der Wanderschaft gewesen und habe oft dem Vreneli am Brunnen beim Wasserholen geholfen. Nach anderen Berichten folgte Vreneli der Pfarrersfamilie bei ihrer Versetzung in das badische Unterland und heirathete 1824 in Grünwettersbach den Rohrer. Es lassen sich leicht beide Angaben vereinigen.
„Du hesch mi us em Feg’füür g’holt!“ konnte Vreneli nach ihrer Verheirathung nicht sagen, sondern im Gegentheil, sie kam durch diese Ehe in’s Fegefeuer; denn Rohrer zeigte sich während derselben als ein Mann, wie ihn Hebel in seinem kleinen Gedicht „Auf den Tod eines Zechers“ schilderte „Si allerliebste Kumpani sin allewil d’drei König gsi,“ d. h. er war ein Trinker und roher Mensch, der seine Frau mißhandelte. „Zwölf johr und zwölf Chrütz! Chumm Schueflebne, schuefele mi abe!“ hätte Vreneli ähnlich dem Kätterli im „Karfunkel“ rufen können. Sie wurde von dem rohen Manne körperlich mißhandelt; ihr wurde der rechte Arm verletzt, und sie mußte sich einst vor seinen drohenden Gewaltthaten durch einen Sprung aus dem Fenster retten, wobei sie sich so verletzte, daß sie für die übrige Lebenszeit an einem Fuße etwas hinkte. Daß es unter solchen Verhältnissen mit dem Haushalte des Ehepaars zurückging, läßt sich denken. Wenn auch die Frau nach Hebel’s Vorschrift „de rothe Chrützere“ nachging, so konnte sie doch nicht „zum Gulde cho“, weil der böse Mann im Wege stand. Als dieser endlich 1836 starb, so hinterließ er ihr nichts als eine verschuldete Wohnung; die Wittwe arbeitete fleißig, spann, sammelte Blumen, die sie in die Stadt trug, wobei sie sich besonders durch geschmackvolles Ordnen und Binden ihrer Bouquets auszeichnete, verkaufte Obst, that Gänge, kurz suchte sich durch ihrer Hände Arbeit ehrlich durchzubringen, auch erhielt sie Unterstützung aus dem kleinen Kreis ihrer Freunde, welchen sie als Hebel’s Vreneli schon bekannt war, und unterdenen auch die verstorbene Großherzogin Sophie und die verwittwete Fürstin von Fürstenberg sich befanden. Sie soll sich in dieser Zeit sehr liebevoll und freigebig gegen die Verwandten ihres verstorbenen Mannes gezeigt haben. Aber mit der Zeit machte das Alter unerbittlich seine strengen Rechte geltend: mit dem Spinnen wollte es nicht mehr so rasch geben, Verlegenheiten und Mangel fingen an sich einzustellen, und zuletzt wurde der armen Frau auf Antrag des Gläubigers die Wohnung verkauft. Diese letzte Maßregel besonders erfüllte sie, bei aller sonstigen Gutmütigkeit, mit einem bittern Gefühl, und sie äußerte sich hierüber noch in späteren Tagen mit einer gewissen Erregung, da von dieser Zeit an die Zerrütttung ihrer Verhältnisse sich immer fühlbarer machte. In dieser Lage befand sie sich, als die oben erwähnte Begegnung mit ihren wohlthätigen Folgen stattfand. Die Karlsruher Zeitung fügte nämlich der Veröffentlichung des Aufsatzes von Heinrich Kurz den Aufruf zu einer Sammlung bei, zu welchem Zweck sie ein pfarramtliches Zeugniß des Pfarrers Ph. Müller in Grünwettersbach beigab, worin der Veronika das beste Zeugniß ausgestellt und bestätigt wurde, daß sie der Unterstützung vollständig würdig und bedürftig sei. Das Zeugniß hob besonders hervor, daß sie für ihre Freunde und Wohlthäter stets sehr dankbare Gesinnungen habe, kurz es lautete durchaus vortheilhaft. Mit diesem Schritt in die Oeffentlichkeit brach nun eine [206] bessere Zeit für Veronika an, und man glaubte vielfach, eine Pflicht der Pietät gegen Hebel selbst zu erfüllen, wenn man sich der Frau annahm. Der Name Hebel’s hat mit Recht einen guten Klang in seinem Vaterlande, und es leben noch manche von seinen Schülern, die ihn hoch ehren. Aus den Oberländer Gegenden kamen auch Beiträge zur Sammlung, und so konnte bald eine nicht unbedeutende Summe bei der Sparcasse angelegt werden, von welcher Vreneli, je nach Bedürfniß, von Zeit zu Zeit die zu ihrem Unterhalt nothwendigen Beträge holen konnte. Dazu kam noch ein äußerer Triumph zur Zeit der beiden Festlichkeiten im Museum und im großherzoglichen Hoftheater zu Ehren Hebel’s, da Jedermann gern das Original seines Vreneli gesehen und gehört hätte. Wir sagen gehört; denn das Vreneli hatte Hebel’sche Gedichte im Gedächtniß, ganz besonders natürlich „Hans und Verene“, welche es auf Verlangen im Dialekt hersagte, und so fand es seinen Weg selbst in die Schulen, wo es sich hören ließ. Bei der am 10. Mai 1860 stattfindenden Festvorstellung im großherzoglichen Hoftheater wurden sechs lebende Bilder nach Hebel’s Gedichten aufgeführt, unter ihnen auch „Hans und Verene“, und hierbei hatte das Urbild der Letzteren seinen Ehrenplatz im Publicum zwischen zwei Hofschauspielern. Es bot jene Aufführung das seltene Schauspiel, daß ein idyllischer Dichter und Prälat von der Bühne herab Huldigung empfing.
Dies war der Höhepunkt der Rolle, zu welcher Vreneli in ihrem Alter noch berufen war, auf dem sie jedoch natürlich sich nicht halten konnte; sie verschwindet wieder aus der Oeffentlichkeit, und wir haben nur noch beizufügen, daß sie ihre letzte Zeit im Diakonissenhaus in Karlsruhe zubrachte, wo sie am 8. Januar d. J. starb. Die neue badische Landeszeitung berichtet darüber in folgender Weise.
„Veronica Rohrer aus Grünwettersbach hat das Zeitliche gesegnet. Veronica Rohrer? werden Sie fragen, was ist denn das für eine hervorragende Persönlichkeit? Antwort: Es ist ‚Hebel’s Vreneli‘, land- und stadtbekannt, und der hiesige Liederkranz hat heute Nachmittag über dem geschlossenen Grabe die letzten Klänge der Huldigung für sie in gleichzeitiger freundlicher Erinnerung an unseren großen Volksdichter bei Anwesenheit einer zahlreichen Menge dargebracht. Einundneunzig Jahre waren dem ‚Vreneli’ auf dieser Welt beschieden; möge ihr, der treuen Dulderin, die Erde leicht sein.“
Sie starb an Altersschwäche, 89 (91?) Jahre alt, nachdem sie noch von einem Augenleiden heimgesucht worden war, und liegt auf der Nordostseite des Karlsruher Kirchhofs, in der Nähe des Preußen-Denkmals, begraben. Der Karlsruher Liederkranz, welcher überhaupt seine Pietät für Hebel’s Andenken in rühmlicher Weise stets bethätigt hat, wird ihr ein kleines Denkmal errichten lassen.
„Und’s Deckbett lit der, dick und schwer
In d' Höchi gschüttlet uffem Herz.
Doch schlofsch[WS 1] im Friede, ’s druckt di nit.
Schlof sanft und wohl!“
Dies ist in kurzen Zügen das Lebensbild des „Meidli“, auf welches Hebel die Idylle von der „Einzigen“ gedichtet hat. Die Selige verleugnete noch in ihren alten Tagen, in welchen sie der Verfasser dieses Aufsatzes kennen lernte, die Eigenschaften nicht, welche sie in ihrer Jugend ausgezeichnet und den Dichter für sie eingenommen hatten. Von dem „Dundersnett“ war freilich nichts mehr vorhanden, aber „flink“ war die alte Frau noch. Dabei trug ihr Aeußeres auch noch Spuren von ihrer vornehmen Abkunft an sich; denn sie hatte keine bäurischen Manieren an sich, und in ihrem Benehmen gab sich eine gewisse Gewandtheit und natürliche Gefälligkeit kund, welche man bei Leuten ihres Standes sonst nicht findet. Trotz ihres langen Lebens im Unterlande blieb sie mit Leib und Seele Markgräflerin und entsagte auch dem bekannten markgräfler Häubchen nicht. Freilich trug sie keine „goldige Chappe, mit de lange Zupfen und mit der längere Hoorschnur“, sondern nur ein kleines Häubchen, gerade hinreichend, um ihre Abstammung aus der Oberländer Gegend zu bekunden. Was die alte Frau besonders auszeichnete, war die ungemeine Munterkeit und die sich bis zur Begeisterung steigernde Lebhaftigkeit, wenn von Hebel die Rede war. Dazu kam noch die Ueberzeugung, die sie bei jeder Gelegenheit aussprach, daß der Herr „Prälat“ bei längerem Leben gewiß für sie gesorgt haben würde. Man muß die Frau selbst gesehen und beobachtet haben, um die Meinung Einiger, das Urbild sei nicht echt gewesen, als unrichtig mit Entschiedenheit betrachten zu können.
Das bisher Gesagte giebt uns schon den Fingerzeig zu einer richtigen objectiven Beurtheilung des Verhältnisses Hebel’s zu Vreneli. Wir müssen auch die leichteste Vermuthung einer gewöhnlichen Herzensangelegenheit hier zurückweisen. Hebel blieb zwar unverheirathet, war aber doch ein großer Verehrer des weiblichen Geschlechts und liebte besonders den Umgang mit Künstlerinnen; doch der Sänger des Liedes „Freude in Ehren“ wandelte stets „in der Unschuld G’leit mit Zucht und Sittsamkeit“. Selbst in den reichen Schatz von Anekdoten über ihn findet sich nicht eine, welche einen erotischen Charakter hätte, und Hebel entfernte sich nie über die Grenze der Sittlichkeit und des Anstandes, sondern hielt sich stets dem weiblichen Geschlecht gegenüber bescheiden zurück, ohne seinem Stande etwas zu vergeben, so daß von einem Liebesverhältniß auch hier nicht die Rede sein kann. Diesen Charakter bewahrte auch sein zartes Verhältniß zu Gustave F. Sein Gedicht ist der joviale Erguß eines augenblicklich angeregten Gemüthes, die Schilderung eines angenehmen Eindruckes, den der Dichter selbst wieder im weiteren Verlaufe einem Dritten zuweist. Ueberhaupt hält sich Hebel gern im Hintergrunde, er schickt seine Gestalten vor und tritt bescheiden wieder zurück. Hebel’s Gedichte sind die Erzeugnisse des Heimweh’s, aber dieses Heimweh war kein düsterer, finsterer Geist, der lebensüberdrüssig in tiefem Trübsinn hinbrütete, sondern ein sanfter, stiller Genius, der mit freundlich grüßendem Blick nach dem heimathlichen Thale zurückdeutete: „Dort schwebt mi muntere Blick, und schwebe mini Gidanke.“ Kein anderer Grundton darf in seinen Gedichten gesucht werden, am wenigsten der einer romantischen Liebe!
Für denjenigen Theil des Publicums, welchem Personen und Sache, auch Hebel’s Gedichte besonders um ihres Dialekts willen ferner liegen, wird die hier mitgetheilte anspruchslose Erzählung wenigstens das Interesse haben, daß sie einen neuen Beweis liefert, wie liebliche Jugenderinnerungen eine belebende, verjüngende Kraft haben, daß sie einen verklärenden Schein auf die Schatten des späteren Alters werfen, daß die Jugendideale nicht welken oder sterben und daß die Poesie auch das Geringste und Kleinste zu adeln vermag.
- ↑ Vorlage: schloffch