Hochwürden, Herr Pfarrer
[51] Hochwürden, Herr Pfarrer. (Abbildung Seite 51.) Der Anblick eines Glücklichen ist eine Wohlthat für jeden neidfreien Menschen, denn nur diese sind des Gefühls einer solchen Wohlthat fähig.
Steht da Seine Hochwürden, der Herr Pfarrer, am Fenster seiner bescheidenen Wohnung und schaut über den kleinen Blumengarten hinüber in die Dorfgasse. Welches Bild hat er wohl da draußen vor Augen, das ihn so anzieht und erfreut? Oder ist ganz heimlich in ihm eine Erinnerung aufgestiegen, die ihn so selig anlächelt, daß sein Antlitz wie ein Spiegelbild dieser Seligkeit erscheint? – Ja, es ist ein beglückendes Lachen, durch welches dieses alte gute Gesicht so veredelt und selbst so anziehend wirkt, daß wir so gern das Auge auf ihm ruhen lassen. Uns beschleicht dabei das Gefühl jenes weihnachtseligen Kindes, welches zur Mutter spricht: „Mutterle, da drinnen in meiner Brust lacht ’was! Sag’ mir nur, wer lacht denn da drinnen?“
Das Herz, und zwar ein recht gutes, zufriedenes, glückliches Herz ist es, das aus diesen Augen und über diesen Lippen einen fast schelmischen Jubel verräth. Gewiß hat die alte Botenfrau heute, der Feiertage wegen, dem Herrn Pfarrer den Lohn fast doppelt angerechnet – er hat’s wohl gemerkt. Und jetzt steht sie dort und zählt das Geld und zählt wieder und guckt nun mit dem weitgeöffneten Munde des Erstaunens zum Herrn Pfarrer herauf. Er hat ihr noch einmal so viel, als sie verlangte, gegeben – und das ist so ein Fall, wo er genau so lacht, wie wir es hier sehen.