Hoheit Karneval der Unsterbliche

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Autor: Richard Schmidt-Cabanis
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Titel: Hoheit Karneval der Unsterbliche
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 10, S. 173
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Hoheit Karneval der Unsterbliche.
Eine Faschings-Huldigung von Richard Schmidt-Cabanis.

Herein nur, herein allinsgesammt,
0 Ihr preislichen Herren und Damen,
Geprüft vom Faschings-Marschallamt
0 Auf närrischen Rang und Namen!
Des Prunksaals Pforten erschlossen sich weit –
Willkommen, die Seiner Heiterkeit
0 Zu huldigen heute kamen!

Der Jokusstab im Wappenschild
0 Schafft Einlaß Euch ohne Phrase;
Als ältesten Adels Stammbaum gilt
0 Die längste Pappennase;
Als köstlichster Schmuck der Groß-Cordon
Vom hohen Orden des Cotillon
0 Am Band – mit dem Römerglase. –

Eröffnet hat Hoheit Karneval
0 Den Reigen seiner Audienzen,
Entboten sind die Getreuen all
0 Aus seiner Erblande Grenzen:
Der Truchseß Witz, der Kanzler Humor,
Das diplomatische Narren-Korps –
0 Die tollsten der tollen Exc’llenzen

Im Schellen-Ornat der Herrscher sitzt
0 Auf ragendem Bütten-Throne;
An Scepters statt die Pritsche blitzt,
0 Es funkelt die Kappe als Krone.
Und um ihn reih’n sich – nach Pflicht und Gesetz –
Abdera’s Vertreter und Schöppenstedt’s,
0 Des Parlamentes Barone.

Des Kriegsheers Generalissimus
0 Ragt Don Quixote im Bügel,
’s führt Harlekin als Syndikus
0 Des Staates Insignien und Siegel;
Auch schlägt man heut’ zum Ritter des Reichs
Als Lohn manch kecklichen Schwabenstreichs
0 Den Schalksknecht Eulenspiegel!

Doch was nicht zählt zur närrischen Zunft,
0 Der Kukuk hol’s und sein Küster!
’s wird außer Landes die trockne Vernunft
0 Gewiesen vom Stultus-Minister;
Die Griesgram-Sippe trifft Bann und Acht
Und cum infamia wird ausgelacht
0 Der Schulweisheit Philister!

So kleide denn, luftiger Faschingstraum,
0 Das All uns in Rosenschimmer,
Entsteig’ des Champagners perlendem Schaum.
0 Du buntes Märchengeflimmer!
Das Heut noch ist unser, drum lebe das Heut!
Schon morgen, ach, ist all die Herrlichkeit
0 Nur Scherben und Fetzen und Trümmer!

Doch ob auch verwehe die Zauberpracht
0 Der Morgenwind, der scharfe,
Ob all zersprungen auch über Nacht
0 Die Saiten der goldenen Harfe:
Fürst Karneval herrscht frei und froh
Mit Grazie weiter – inkognito –
0 Der wechselt nur seine Larve;

Der achtet, ein unsterblicher Held,
0 Des Aschermittwochs wenig,
Es bleibt ihm sein Reich – die weite Welt.
0 Die Menschheit ihm unterthänig:
Er nennt nur morgen „Herr Zeitgeist“ sich
(Du schöne Maske, wir kennen dich!),
0 Der heute heißt: Narrenkönig!