Honoratiorenball

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Textdaten
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Autor: E. P.
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Titel: Honoratiorenball
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 8, S. 145, 147
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[147] Honoaratiorenball. (Mit Illustration S. 145.) Es liegt schon in dem Klang des Wortes etwas Respekteinflößendes, zur Ehrerbietung Nöthigendes. Wenn ein neudeutscher Bürger aus Kamerun eine Reise durch deutsche Städte und Städtchen machte und dort auf einen „Honoratiorenball“ geladen würde, wer weiß, ob ihn nicht schon das Wort, der bloße Klang des Wortes in die Flucht jagte. Mancher von den jungen Leuten, die in den Tanzsaal geladen werden, folgte wohl gerne seinem Beispiel, er darf es aber nicht, denn er ist nicht so unabhängig wie sein schwarzer Landsmann, seine ganze Existenz hängt vielleicht von dem größeren oder geringeren Geschick ab, mit dem er heute die Honoratiorentochter im Takte drehen wird. Und es gehört nicht nur großes Geschick, es gehört auch ein festes, gut versichertes Herz dazu. In vielen Fällen wenigstens, was jeder zugeben wird, der den armen Jüngling im Mittelpunkt unseres Bildes betrachtet. Ein herrliches Geschöpf mit einem Sirenengesichtchen und einer entzückenden Gestalt im Arm zu halten und dabei zu wissen, daß man nichts als eine Art Rotirmaschine, daß kein Blick der Holden dem Tänzer lohnt, daß ihre Augen nur auf den Papa gerichtet sind, der, sein erhabenes Honoratiorengesicht zu einem wohlgefälligen Lächeln verziehend, würdevoll mit den Händen den Takt giebt – den Duft des verführerischen Goldhaars zu athmen, die rothen Lippen in so gefährlicher Nähe zu sehen und zu wissen, daß dieser stolze Backfisch „Honoratiore“ vom Scheitel bis zur Zehe ist und sich hoch über allen Nichthonoratioren fühlt – gewiß, es ist keine Kleinigkeit, da Tänzer zu sein. Aber die Probe wird bestanden, und wenn der Tanz zu Ende, lohnt wohl ein Knix der Schönen, ein herablassendes Kopfnicken des Papa, der ganz glücklich ist, daß sein Töchterlein sich als brillante Tänzerin erwiesen hat. Derselben Ansicht sind ja auch die älteren Damen der Gesellschaft, die mit kritischen Blicken die Tanzenden verfolgen, und der „gewichtige“ Honoratiore – Gemeinderath ist er ohne Zweifel – der mit einer so graziösen Handbewegung auf das Pärchen deutet, ist sicher auch der Anschauung, daß der stolz dahinschwebende Backfisch die Königin des Festes ist. Wie lange wird die arme Rotirmaschine noch von ihr träumen?! E. P.     


[145]

Honoratiorenball.
Originalzeichnung von H. Albrecht.