Im Mai kam ein Freier
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Im Mai kam ein Freier.
Im Mai kam ein Freier herunter das Thal
Und wollte die Ruhe mir rauben;
Ich sagte, ich haßte die Männer zumal
Er möcht’ mir, zum Teufel, doch glauben, doch glauben,
Er sagte, mein Auge hätt’s an ihm gethan,
Er stürbe für mich mit Vergnügen;
Ich sprach: er mög’ sterben, was ging’ das mich an, –
Vergieb mir, mein Himmel, das Lügen, das Lügen,
Ein freundliches Gut und er selber der Herr –
Er fragte, ob das mir würd’ frommen. –
Ich sagte, daß Alles mir gleichgültig wär’ –
Doch dacht’: ’s würden Schlecht’re noch kommen, noch kommen
Es mochte wohl acht bis neun Tage her sein,
Da ward ihm das Sprechen zu sauer.
Er ging zu Tant’ Bessie und ließ mich allein
Und legt’ sich bei ihr auf die Lauer, die Lauer,
[98] Wie wurde mir bang, als er wirklich nun fort –
Ich mußt’ meine Tante ’mal sehen;
Ich fand meinen Freier natürlich noch dort,
Und schrie, wie wenn ’nen Geist ich gesehen, gesehen
Doch über die Schulter sah lieb ich ihn an,
Die Frauen, die lachten bei’m Rädchen,
Mein Freier, der wankte, als wär’ er im Thran
Und schwur: ich sei wieder sein Mädchen, sein Mädchen
Ich fragte die Tante gar lieblich und süß,
Wie’s wäre mit ihrem Schwerhören,
Und ob ihr noch immer so frören die Füß’ –
Mein Gott! Fing er da an zu schwören, zu schwören!
Er schwur und er bat, ich möcht’ werden sein Weib,
Sonst würden ihn tödten die Sorgen;
Und so, zu erhalten den blühenden Leib,
Ich denke, ich nehm’ ihn nur morgen , nur morgen,