In der Fremde (Schewtschenko)
Erscheinungsbild
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In der Fremde
Die Sonne wärmt nicht in der Fremde
Und brannte doch daheim so heiß…
In der ruhmvollen Ukraine
War ich ja auch nicht froh, Gott weiß.
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Hat mich doch niemand dort geliebt,War ich allein doch und verlassen…
Ich irrte, betete zu Gott,
Fluchte die feilen Herrscherklassen,
Dacht’ an die alten, bösen Zeiten,
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Da Wahrheit kreuz’gen war die Mode;Gekreuzigt wurde Christus damals,
Heut’ auch entging’ er nicht dem Tode.
Nein, nirgend bin ich froh und nirgend
Werd’ ich’s auch sein – so sei es drum!
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Und doch auch in der fernen FremdeWünscht’ ich, und das auch nur darum,
Daß mir der Sarg vom fremden Holze
Von Russen nicht gezimmert werde,
Daß mir von meinem heil’gen[1] Dnipr
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Auch nur ein kleines Stückchen ErdeDie heil’gen Winde brächten her.
Und nichts mehr, Brüder, gar nichts mehr!
Ein einz’ger Wunsch, und doch vergebens!
Wird von der Zeit er weggespült!
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Wozu auch Gott damit beläst’gen?Er wird doch bleiben unerfüllt!
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: heuil’gen