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Junker Darsau

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Textdaten
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Autor: Ernst Deecke
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Titel: Junker Darsau
Untertitel:
aus: Lübische Geschichten und Sagen, S. 109–110
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1852
Verlag: Carl Boldemann
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Erscheinungsort: Lübeck
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Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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[109]
58. Junker Darsau.

1338 in den Zwölften hielten zu Lübeck die benachbarten Fürsten einen stattlichen Herrentag, und berathschlagten über des ganzen Landes Zustand, und wie ein beständiger Friede allenthalben aufzurichten. Dabei geschahen täglich Ritterspiele mit Rennen und Turnieren, auch adelliche Tänze und mehr andere prächtige Kurzweil.

Unter den Herren ist Einer gewesen – er wird aber nicht genannt –, dem ist berichtet worden, daß Einer aus gutem Geschlecht zu Lübeck, Burchert Darsau genannt, ein wohlgeübter Kriegsmann, auf dem Kuhberg wohne, der manch ehrliches Reiten und Rennen gethan, aber keinmal den Sattel geräumt. Diesen hat der Herr, als auch ein guter Renner, versuchen wollen; läßt ihn also zu sich fordern und begehrt, einen Ritt oder Stechen mit ihm zu halten. Junker Darsau entschuldigt sich so gut er mochte, sonderlich mit seinem hohen, schweren Alter, auch daß er nunmehr ganz und gar keine Lust zu junger Leute Scherz hätte. Weil aber der Herr mit Anhalten ja nicht ablassen wollen, hat er endlich eingewilligt, jedoch auf fürstliche Zusage, daß, im Fall ihn etwa das Glück begünstigen würde, der Andere gleichwohl sein gnädiger Herr sein und bleiben wolle.

[110] Auf dieß Versprechen sind beide Renner den andern Tag zur Bahn gekommen, und ist der Herr von dem Junker Darsau so geringschätzig heruntergestoßen, daß sich dessen alle Zuseher verwundert haben.

Hierauf hat der Fürst den Junker Darsau zu Gast geladen, und ihm ein besonderes Abzeichen gegeben, welches er zum Ehrengedächtniß zeitlebens führen sollte: nämlich einen Stegereif, mit einem Fuße durch den Steigbügel, und einen Nagel durch den Fuß; – zum Zeichen, als wäre er drin vernagelt, und niemals aus dem Sattel gehoben worden.

Junker Darsau hat bald hernach dieß Signum auf einen steinernen Beischlag hauen lassen, zum Gedächtniß seiner Nachkommen. Es war vordem in der Engelsgrube hinuntergehend rechter Hand zwischen zwei Gängen, die hinter Darsauen Haus lagen, zu sehn.

Bemerkungen

[391] Die Darzowen lebten hier schon im 13. Jahrh. und vergingen im 16. Das Wappen ist in Gelb zwiefach silbern und schwarz geschachtes Andreaskreuz, im oberen Winkel ein Mannskopf mit silberner Binde.

Anmerkungen (Wikisource)

Die Darsow sind als Lübecker Ratsfamilie des 14. und 15. Jahrhunderts überliefert. Bekannt wurde der Ratsherr Johann Darsow als (Mit-)Stifter der Darsow-Madonna (1420) in der Lübecker Marienkirche.