König Hadding’s Herz wird müde
König Hadding’s Herz wird müde[1]
In öder Hall’ um Mitternacht
Der alte König sitzt und wacht;
Seine Helden sanken im Kampfgewühl,
Dem Alten wird’s im Saale so schwül;
„Und sind meine Helden erschlagen all’,
Was sitz’ ich allein in der öden Hall’?
Und soll ich hinsterben wie ein Weib?
O weh’, du alter Heldenleib!
Kein Berserk haust um Nordlands Seen,
Der König Hadding mag besteh’n;
Schildklang und Holmgang bleiben fern, –
Und König Hadding stürbe so gern!
Doch ehe noch sein Wort entschwand,
Da pocht’s an’s Thor mit ehrner Hand.
„Herr König, habt Ihr Lust zum Streit,
So dünkt’s mich just die rechte Zeit!“ –
„Ist Euch Swibhagar’s Nam’ bekannt?
Ihr nahmt ihm Leben einst und Land!
Auf dem Haupte tragt Ihr Dymin’s Kron’ –
Und ich, ich bin Swibhagar’s Sohn!“ –
Da schnürt der Held sein Eisenkleid:
„Ihr Schildesjungfrau’n, seid bereit!“
Sie ringen Schild an Schild gestemmt,
Ihn schlug der Knab’ durch’s Panzerhemd. –
Doch wie er fühlt so guten Schlag,
Sein Herz in Scham und Stolz erschrak:
Er senkt den Schild und hebt die Hand, –
Der Knabe taumelt in den Sand.
Der Mond will sinken über’m See;
Der Knabe ringt in Todesweh;
Und Hadding senket Dymin’s Kron’
Wie träumend auf Swibhagar’s Sohn.
Er kehrt zurück zur öden Hall’,
Sein Panzer sinkt mit dumpfem Schall;
Dann bohrt er in die Brust zumal
Der Todesrunen heil’ge Zahl.
„Rinn’ hin, mein Blut! Ich hab’s erkannt:
Hadding stirbt nur durch Hadding’s Hand!“ –
Still wird es, wo der König ruht,
Das Messer sinkt, es stockt das Blut, –
- ↑ Hadding, König der Dänen, rächte den Tod seines Vaters Gorm an Ewibhagar, König von Dymin, indem er ihm Thron und Leben raubte. Seine Stärke war so gewaltig, daß er zuletzt von allen Helden gemieden wurde, und sich, um nicht des Rechts auf Walhalla verlustig zu werden, zum Selbstmord gezwungen sah.