Schön Heite
In finstrer Nacht vom Felsenstein
Flimmt blutig trüb ein Feuerschein,
Und in dem Schimmer sitzet
Ein Bild, nicht Mädchen und nicht Weib,
Ihr großes Auge blitzet.
Sie lehnet regungslos am Baum,
Das Haupt nur wiegt sie wie im Traum,
Die Zauberin Schön Heite.
Dem singt ihr Mund ein seltsam Lied,
Ein Lied zum ew’gen Leide.
Sie lag im Grabe manches Jahr,
Bis daß ihr Zauber fertig war,
Doch nur dem Haupt ward Lebenskraft,
Ihr Leib ist noch in Todeshaft,
Den konnt’ sie nicht entringen.
Noch prangt der Glieder Marmorpracht,
Die Brüste scheinen durch die Nacht
Doch Alles wär’ des Moders Raub,
Würd’ nicht mit diesem schönen Staub
Manch warmes Leben kosen.
Denn wer ihr in das Auge sieht,
Der kommt nicht mehr von hinnen.
Ihr Lächeln flammt ihm durch das Blut,
Er brennt in wilder Wahnsinnsgluth,
Den todten Leib zu minnen.
Wie pressest du des Jünglings Brust
Im letzten Kampf zusammen!
Schön Heite ist erbarmungslos,
Sie saugt in ihren kühlen Schooß
Der Mond steigt auf, das Roth verglimmt,
Ein formlos Nebelbild verschwimmt
Im Tanne trüb’ und trüber.
Der bleiche Buhle regt sich nicht.
Zum öden Wald hinüber.