Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers/Vorwort
Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers von Karl Müller |
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Ende September 1914 veröffentlichte ich im Berner „Bund“ drei Berichte über meine Beobachtungen auf einer Reise nach Mülhausen und in seine Umgebung. Sie stehen am Anfang dieses Bandes.
Im Oktober reiste ich sodann als Vertreter des Berner „Bund“ und der „Neuen Zürcher Zeitung“ nach Metz, um an einer vom Stellvertretenden Generalstab in Berlin für einige Pressevertreter und Offiziere neutraler Staaten veranstalteten Besichtigungsreise in das lothringische Grenzgebiet teilzunehmen. Vertreten waren die Vereinigten Staaten, Argentinien, Italien, Schweden, Holland und die Schweiz. Von den kriegführenden Staaten war überdies Österreich-Ungarn durch einen Berichterstatter vertreten. An mehreren Tagen wurden wir in das Kampfgebiet zwischen Mosel und Maas, auf die Schlachtfelder von Longwy, Longuyon und Fillières, nach Montmédy, in die deutschen Stellungen am Rupt de Mad und im Seille-Abschnitt bei Delme geführt. Außer dem vom Stellvertretenden Generalstab in Berlin als Führer beigeordneten Offizier begleitete uns jeden Tag ein mit den Verhältnissen des betreffenden Abschnittes besonders vertrauter, sachkundiger Offizier, der die nötigen Erläuterungen erteilte.
[2] Nach Ablauf der Besichtigungsreise erhielt der schweizerische Berichterstatter vom Großen Hauptquartier die Erlaubnis, seine Tätigkeit im Bereich der im elsaß-lothringischen Grenzgebiet operierenden Armee fortzusetzen. Ich nahm mein Standquartier zunächst in Metz und von Weihnachten an in Straßburg, von wo mir häufig Gelegenheit geboten wurde, die deutsche Kampffront zu besuchen.
Die bis Mitte Februar für die beiden von mir vertretenen Schweizerblätter geschriebenen Berichte über meine Beobachtungen und Eindrücke von der deutschen Kampffront und dem Dienst hinter ihrer Linie erscheinen in diesem Bande gesammelt.
Für das mir von der deutschen Heeresleitung, vom Stellvertretenden Generalstab und vom Armeeoberkommando des elsaß-lothringischen und angrenzenden Operationsgebietes geschenkte Vertrauen, für die zuvorkommende Bereitwilligkeit, mit der meine Berichterstattung von den berufenen Offizieren des Armeeoberkommandos und aller von mir besuchten Abschnitte durch Auskünfte, Mitteilungen und Geleite in die Kampflinien in denkbar weitestem Maße erleichtert und unterstützt worden ist, für die liebenswürdige Kameradschaft und überreiche Gastfreundschaft, die ich überall von den deutschen Offizieren in und hinter der Front erfahren habe, sei an dieser Stelle in Ehrerbietung und von ganzem Herzen gedankt.
Straßburg i. E., April 1915.