Kurze Rast
[748] Kurze Rast. (Mit Illustration S. 741.) Heiß sendet die Herbstsonne noch im letzten Aufflackern der Sommersgluth ihre Strahlen auf den steilen Gebirgspfad, den der Bruder Almosenier emporklimmt, um zu den verstreut liegenden Hütten des Sprengels zu gelangen. Wohlgefüllt hängt der Schnappsack an der Seite, manchen schönen Bissen bergend, den ihm die freundlichen Bäuerinnen einverleibt. Jetzt endlich ist die Schenke erreicht; einen Trunk frischen Bieres bringt die hübsche junge Tochter des Wirthes, und mit herzlichem Gruße bietet sie ihm ihr „Wohl bekomm’s“. Da lacht dem wohlbeleibten geistlichen Herrn das Herz im Leibe, und zu dem Brod und Käse erkiest er sich ein saftig Stücklein Schinken, das in der Tiefe des Beutels schon lange seine geheimen Lockungen auf den Appetit des Wanderers ausgeübt. Welch behagliches Schmunzeln zieht über das breite gutmüthige Gesicht – jetzt hat er’s herausgefunden unter den mancherlei schönen Sachen, und gewiß ist’s, daß auch die liebliche Hebe einen anderen, süßen Bissen abbekommen wird aus dem Beutel als greifbaren Dank für die von ihr dargebotene Wegzehrung auf der kurzen Rast.