Laienhülfe bei Erforschung von Gewittererscheinungen

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Titel: Laienhülfe bei Erforschung von Gewittererscheinungen
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aus: Die Gartenlaube, Heft 27, S. 456
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[456] Laienhülfe bei Erforschung von Gewittererscheinungen. Die alljährlich wiederkehrenden, oft mit Hagelschlag und anderen verwüstenden Erscheinungen verbundenen Gewitter sind noch so wenig erforscht, daß man bis jetzt keinen klaren Einblick in die Entstehung und Bewegung, sowie das Wesen derselben hat erlangen können. Darum haben auch die zahlreichen meteorologischen Stationen es sich zur Aufgabe gemacht, über diese Naturerscheinung die genauesten Beobachtungen anzustellen und so ein Material zu sammeln, auf Grund dessen man die Bildung der Gewitter mit der größten Sicherheit voraussagen könnte. Der Schaden an Eigenthum wird zwar hierdurch schwerlich verhindert werden können, aber solche Vorhersagen würden genügen, um bei rechtzeitiger Warnung wenigstens Menschenleben zu hüten, da ja die Erfahrung bewiesen hat, daß diesem oft gerade dort Gefahr droht, wo man es kaum erwartete.

Das königlich sächsische meteorologische Institut zu Chemnitz, welches von Herrn Dr. Paul Schreiber geleitet wird, richtet nun in dieser wichtigen Angelegenheit folgende Aufforderung an die Einwohner Sachsens und der angrenzenden Länder:

„Es ist erwünscht,“ schreibt uns der oben genannte Herr, „daß in jeder Stadt und jedem Dorfe und jeder sonstigen bewohnten Ortschaft wenigstens eine Person sich bereit finden könnte, welche sofort nach einer Gewittererscheinung Meldung nach Chemnitz (Adresse: „Meteorologisches Institut in Chemnitz“) gelangen lassen wollte. Nur wenige Worte genügen. ‚Heute fand um die oder die Stunde ein Gewitter statt,‘ das hat für uns schon großen Werth. Wenn dabei aber noch angegeben wird, woher das Gewitter kam, wohin es zog, ob es stark regnete, blitzte und donnerte, woher der Wind vor, bei und nach dem Gewitter kam, welche Zerstörungen angerichtet wurden, so wird dies natürlich um so dankbarer begrüßt werden.

Auf eine Correspondenzkarte läßt sich so ein großes, wichtiges Material zusammenbringen. Aber auch die einfachere Form genügt, und selbst wenige Worte, welche nur das Factum melden, sind erwünscht. Wer sich fern von seiner Heimath befindet, auch er sollte die Gelegenheit, einige Worte auf eine Correspondenzkarte zu werfen und an das meteorologische Institut zu senden, nicht vorüber gehen lassen. Hauptsache ist dabei stets Ort und Zeit. Es möge Niemand glauben, daß die Meldung aus einem andern Orte kommen würde und er dieselbe deshalb unterlassen könne. Es hat sich nämlich gezeigt, daß die Gewittererscheinungen sich oft auf kleine Bezirke beschränken, daß gewisse Gegenden häufig von ihnen betroffen werden, während andere nahe Striche mehr verschont bleiben. Deshalb können nicht genug Beobachtungen eingesandt werden. Die Meldungen werden in unserem Institut auf geeignete Weise verarbeitet und die erreichten Resultate sobald wie möglich zur allgemeinen Kenntniß gebracht werden. Zur Erreichung meines Zweckes muß ich mich an die Redactionen der Zeitungen unsers Landes wenden und dieselben um Unterstützung bitten. Es ist ja die Tagespresse bei uns eine Macht geworden, mit deren Hülfe sich manches wird erreichen lassen, was sonst unmöglich erschien.“

Indem wir diese Aufforderung des Herrn Dr. P. Schreiber auf das Wärmste unterstützen, hoffen wir, daß der in Sachsen und den benachbarten Ländern wohnende Theil unserer Leser sich dieser wenig mühevollen, aber sehr wichtigen und ehrenden Mitarbeiterschaft an der Lösung einer wissenschaftlichen Frage gern und gewissenhaft unterziehen wird. Wir hoffen aber auch, daß andere meteorologische Institute dem Vorgange der Chemnitzer Wetterwarte folgen werden, und erklären uns gern bereit, die betreffenden Adressen an dieser Stelle zur Kenntniß unserer Leser zu bringen. — Es geschieht im Allgemeinen selten, daß Gelehrte vom Fach die große Masse des Volkes zur Mitarbeiterschaft einladen, wo dies aber gewünscht wird, dort sollte das Volk der Aufforderung in gewissenhaftester Weise Folge leisten; denn die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung gereichen schließlich der gesammten Nation zum Nutzen.