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Leben in Hitze und Frost

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Textdaten
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Titel: Leben in Hitze und Frost
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 18, S. 579
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
vgl. Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vorträge
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[579] Leben in Hitze und Frost. Der menschliche Organismus ist befähigt, hohe Kälte- und Wärmegrade zu ertragen. Das beweisen einerseits die in Polarländern lebenden Völker und die Nomaden der Wüste, andererseits die vielen europäischen Reisenden, welche, das gemäßigte Klima verlassend, Polarländer und Wüsten bereist haben, ohne an ihrer Gesundheit Schaden zu nehmen. Aber diese Widerstandsfähigkeit hat ihre Grenzen. Wird das Blut und werden die inneren Organe des Körpers bis zu einem gewissem Grade abgekühlt und überhitzt, so tritt der Tod ein. Im allgemeinen gilt die Regel, daß das Leben erlischt, wenn die Bluttemperatur des Menschen auf +25° C. herabgedrückt ist; nur in Ausnahmefällen haben sich Menschen erholt, deren Temperatur noch tiefer heruntergegangen war. Jedenfalls muß die Abkühlung des Blutes auf +20° C. als die äußerste Grenze angesehen werden.

Was nun eine übermäßige Erwärmung anbelangt, so gerinnt das Blut schon bei einer Eigenwärme von 42,6° C., während die Muskeln bei +49° C. durch Gerinnung absterben. Die richtige Temperatur des Menschen beträgt etwa +37° C., und um sie möglichst auf dieser Höhe zu erhalten, ist der Körper mit einer Reihe von Schutzmitteln ausgestattet, durch welche die Einwirkungen der Kälte und Hitze von außen gemäßigt werden. Ein Schutzmittel gegen übermäßige Wärme ist beispielsweise die Hautausdünstung und Schweißbildung. Sie erklärt uns, daß der Mensch in römischen oder irischen Bädern in dem sogenannten Tepidarium eine Hitze von +50° C. und im Caldarium eine solche von +60° C. aushalten, daß er sich wie Berger und de la Roche für einige Minuten einer trockenen Wärme von +80 bis 87° C., ja wie Bladgen und Fordyce einer solchen von über +100° C. aussetzen kann. Die Verdunstung, die an der Körperoberfläche stattfindet, verhindert eine Zeit lang die Durchwärmung des Körpers. Wäre die Luft mit Dampf gesättigt, so würde sie die Haut augenblicklich verbrühen. Darum ist uns auch Luft so lästig, die zugleich heiß und feucht, also mit Dampf geschwängert ist, und es steht fest, daß Thiere, welche der Einwirkung einer feuchten, nur bis +40° C. erwärmten Luft ausgesetzt werden, binnen wenigen Stunden absterben.

Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschungen auf diesem Gebiete wurden neuerdings in klarer Weise von Prof. Hermann von Meyer für weitere Kreise zusammengestellt. Die Abhandlung ist erschienen unter dem Titel „Die thierische Eigenwärme und deren Erhaltung“ in der „Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vorträge“ (Hamburger Verlagsanstalt), welche von R. Virchow und W. Wattenbach herausgegeben werden.