Lessing’s Leben
[855] Lessing’s Leben von Heinrich Düntzer. Mit authentischen Illustrationen. (Leipzig, Ed. Wartig's Verlag [Ernst Hoppe].)
Es erscheint fast wie ein glücklicher Zufall, daß kurze Zeit, nachdem die neue Auflage des Danzel-Guhrauer’schen Werkes erschienen, diese neue Biographie Lessing’s auf den Büchermarkt gebracht wird, die eine nothwendige und unentbehrliche Ergänzung zu dem eben genannten Werke bildet. Der Schwerpunkt der Danzel-Guhrauer’schen Schrift liegt in der Besprechung der Werke des Dichters; Düntzer hingegen richtet sein Hauptaugenmerk darauf, die Einzelheiten des Lessing'schen Lebens in möglichster Vollständigkeit zu geben, ohne die Besprechung von dessen Werken ganz zu vernachlässigen. Auf diese Weise gewinnt Düntzer’s Buch einen besondern Werth; in weit größerer Vollständigkeit und Genauigkeit, und setzen wir hinzu, auch mit größerer Zuverlässigkeit, als dies bisher in irgend einem andern Werke der Fall war, entwickelt der Verfasser seine auf den fleißigsten und eingehendsten Forschungen beruhenden Angaben, die nicht wenige bisher allgemein angenommene irrtümliche Ansichten richtig stellen.
Für manche Perioden, z. B. für die Zeit des Aufenthaltes Lessing’s in Berlin und in Hamburg, dürfte in Düntzer's Buche jetzt wohl alles gegeben sein, was an Material überhaupt noch erhalten ist, sodaß die Acten, was positive Ansichten betrifft, hier als geschlossen erscheinen können. Wenn die Zeit des trübseligen Aufenthaltes Lessing’s in Wolfenbüttel auch noch einige nicht unerhebliche Nachträge gestatten wird, so findet sich doch auch hier eine Genauigkeit der Angaben, die, wie schon gesagt, alles vorher Erschienene hinter sich läßt. – Die zahlreichen Illustrationen bieten sehr Wertvolles. Außer Lessing’s Büste von Krüll, seinem Jugendbildnisse und seinen Portraits von Tischbein, von May und von Graff finden wir in dem Werke die Bildnisse von allen bedeutenden Zeitgenossen, Freunden wie Gegnern des großen Mannes. Die Faksimiles zeigen Schriftstücke aus den verschiedensten Zeiten seines Lebens; da ist ein Brief Lessing’s an seine Schwester von 1743, die erste Seite der Handschrift des Laokoon, einige Briefe aus seinen letzten Lebensjahren. Auch ein Brief der Wolfenbütteler Bibliothek fehlt nicht, und erwünscht wäre nur noch eine Abbildung des jetzt so sorgsam gepflegten und geschmückten Grabes Lessing’s gewesen. – Das ganze Werk Düntzer's erscheint als eine äußerst tüchtige, zuverlässige Arbeit, die wir hiermit auf’s Beste empfehlen wollen.