Liebeszauber (Bürger)
Mädel, schau mir ins Gesicht!
Schelmenauge, blinzle nicht!
Mädel, merke was ich sage!
Gib mir Rede, wenn ich frage!
Schelmenauge, blinzle nicht!
Bist nicht häslich, das ist wahr;
Aueglein hast du, blau und klar;
Wang’ und Mund sind süsse Feigen;
Reizend, Liebchen, das ist wahr,
Reizend bist du offenbar.
Aber reizend her und hin!
Bist ja doch nicht Kaiserin;
Würdig ganz allein zum Krönen.
Reizend her und reizend hin!
Fehlt noch viel zur Kaiserin.
Hundert Schönen sicherlich,
Die vor Eifer würden lodern,
Dich auf Schönheit ’rauszufodern.
Hundert Schönen fänden sich;
Hundert siegten über dich.
Ueber deinen treuen Knecht:
Kaiserrecht in seinem Herzen,
Bald zu Wonne, bald zu Schmerzen.
Tod und Leben, Kaiserrecht,
Hundert ist wol grosse Zal;
Aber, Liebchen, las es mal
Hunderttausend Schönen wagen,
Dich von Thron und Reich zu jagen!
Sie verlören alzumal.
Schelmenauge, Schelmenmund,
Sieh mich an und thu mir’s kund!
He, warum bist du die Meine?
Sieh mich an und thu mir’s kund,
Schelmenauge, Schelmenmund!
Sinnig forsch’ ich auf und ab:
Was so ganz dir hin mich gab? –
Geht nicht zu mit rechten Dingen.
Zaubermädel, auf und ab,
Sprich, wo ist dein Zauberstab?