Lorle
[840] Lorle. (Mit Illustration S. 829) „Lorle, die Frau Professorin“
gehört bekanntlich zu den schönsten und ergreifendsten Erzählungen Berthold Auerbach’s, und es ist darum ein Verdienst der J. G. Cotta’sche Buchhandlung in Stuttgart, daß sie zum nahen Weihnachtsfeste gerade diese Schöpfung des großen Dorfgeschichtenschreibers in festlichem Gewande hat
erscheinen lassen. Nicht weniger als 72 Illustrationen schmücken den
stattlichen Band, und daß wir es gleich betonen: solche Illustrationen, die
von Meisterhand entworfen sind. Wilhelm Hasemann ist ein Künstler,
der dem Erzähler in erfreulichster Weise ebenbürtig ist. Unser Bild auf
Seite 829 ist dafür ein Beweis. Lorle tritt, die Schürze voll Gerste, in
den Hühnerhof, und die „Fresserle“ – Enten und Hühner – können’s
nicht erwarten, bis das „Kröpfle“ voll ist. Nur Einer ist nicht bei der
Schaar und beeilt sich auch nicht sonderlich, zu ihr zu kommen, kräht
vielmehr erst noch mahnend in die Welt hinein und kommt dann würdevoll
langsam näher, „grad wie die Mannsleut, die auch immer auf sich warten
lassen, wenn’s Essen auf dem Tisch steht.“ Frisch und lebendig giebt
der Künstler diese Hofscene im Bilde. Und dieses Bild ist keine Ausnahme.
Möge der Leser sich selbst von dem echt künstlerischen Werthe des Buches
überzeugen. Wo der Weihnachtsmann es bescheert, wird es sicher mit
Freuden aufgenommen werden. D. Th.