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Louis Hermsdorf in Chemnitz, Färberei

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Textdaten
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Autor: Diverse
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Titel: Louis Hermsdorf in Chemnitz, Färberei
Untertitel:
aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Louis Hermsdorf in Chemnitz,
Färberei.


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Louis Hermsdorf in Chemnitz,
Färberei.

Louis Hermsdorf, der Inhaber und Begründer der Firma, die seinen Namen trägt, gilt als der bedeutendste „Echt-Schwarz-Färber“ der Welt. Auch er gehört zur Klasse der self-made men, und eine Geschichte seiner Firma schreiben, heißt soviel, wie eine Biographie ihres Inhabers liefern. –

Louis Hermsdorf wurde im Jahre 1839 in Penig geboren und begann seine eigentliche praktische Thätigkeit als Lehrling bei J. F. Gehrenbeck in Chemnitz, dem Besitzer einer der größten sächsischen Färbereien. Nachdem er ausgelernt und sich durch Absolvierung des Lehrganges für Färber auf der damaligen Königlichen Gewerbeschule in Chemnitz die nötigen Kenntnisse in Chemie etc. erworben hatte, begab er sich auf die Wanderschaft und arbeitete, je nachdem sich die Gelegenheit bot, in größeren oder kleineren Färbereien. Zurückgekehrt, machte er sich dann 1861 in Chemnitz selbständig und begann mit einer bescheidenen Färbereianlage, die jedoch anerkannt gute und gediegene Arbeit lieferte. Seine Thätigkeit bestand damals ausschließlich darin, baumwollenes Garn und Strümpfe safflorrosa zu färben, und in seiner Werkstatt arbeiteten nicht mehr als 6–8 Leute.

Den ersten großen Aufschwung nahm die junge Firma, als die Anilinfarben in Aufnahme kamen. Hermsdorf war einer der Ersten, der dieselben in Anwendung brachte, und die Menge der ihm zuströmenden Aufträge von Chemnitz und außerhalb zeigte, welch’ guten Griff er damit gethan.

Zu diesen Auftraggebern gehörte auch der ehemalige Lehrmeister Hermsdorfs, J. F. Gehrenbeck, der alle Nuancen in Rosa und Anilin bei ihm färben ließ. Nach einigen Jahren, als das Geschäft sich bedeutend vergrößert hatte, machte derselbe einen überraschenden Vorschlag: Hermsdorf sollte der Kompagnon seines Sohnes werden und mit diesem gemeinschaftlich die Firma J. F. Gehrenbeck übernehmen. Hermsdorf ging ohne Zögern auf dieses überaus günstige Projekt ein. Mit etwa 30 Leuten begannen die beiden jungen Inhaber ihre Thätigkeit, aber schon nach einigen Jahren verstarb Gehrenbeck jun. – Hermsdorf führte von da ab allein das Geschäft fort und zahlte an den Vater seines Kompagnons, später an die Witwe desselben, eine Rente. Endlich übernahm er es käuflich und trat so in den Alleinbesitz der alten, geachteten Firma.

Die Baumwollenfärberei in der Hermsdorf’schen Anstalt hatte sich immer mehr und mehr entwickelt; Seiden- und Wollfärberei trat hinzu, später entstand auch noch eine Appreturanstalt für Garn und Stoffe, mit besonderer Berücksichtigung von Strumpfwirkergarn, Handschuhen und allen Sorten von Strickwaren.

Der größte Erfolg aber, den Hermsdorf erreichte und den er durch lange, unermüdliche Arbeit sich errang, ist die Erzeugung seines „Echt-Schwarz“ oder „Diamant-Schwarz“. Schwarz war seit langem die Modefarbe geworden. Hermsdorf hatte schon zeitig den größten Teil der Aufträge auf Schwarzfärben von Handschuhen und Strumpfwaren in Chemnitz in seiner Hand und ohne Aufhören arbeitete er daran, die Methode des Färbens zu vervollkommnen und eine Farbe zu finden, die allen Anforderungen genüge. Endlich gelang es ihm!

[Ξ] Das „Diamant-Schwarz“ der Firma Hermsdorf steht in bezug auf Haltbarkeit, Gleichmäßigkeit und sonstige Qualität einzig da in der Welt; es ist das beste Schwarz für baumwollene, wollene, seidene, halbwollene und halbseidene, überhaupt für gestrickte Waren. Seitdem ist die Diamantschwarzfärberei die vornehmste Spezialität der Firma geworden und gegenwärtig arbeitet Hermsdorf daran, sie auch für andere als Strickwaren zu verwerten. Diese Erfindung Hermsdorfs hatte überdies noch zur Folge, daß die Chemnitzer Strumpf- und Handschuh-Industrie einen erneuten großen Aufschwung nahm.

So ist denn mit der Zeit aus der bescheidenen Fabrikanlage ein Welthaus geworden, das in allen Erdteilen seine Absatzgebiete sucht und findet. Louis Hermsdorf liefert nach allen Kulturländern, vor allem aber, außer für Deutschland, nach Oesterreich-Ungarn, Rußland, nach Italien, nach Nord- und Südamerika.

Die Firma beschäftigt jetzt ca. 1200 Arbeiter und Arbeiterinnen, dazu eine größere Zahl von Beamten. Sechs Dampfkessel mit 1000m Heizfläche treiben vier Dampfmaschinen, die insgesamt 150 Pferdekräfte repräsentieren. Hierzu gesellen sich noch zahlreiche Hilfsmaschinen. Der Betrieb umfaßt alle Gebiete der Färberei-Industrie und erstreckt sich auf die Lohnfärberei von Baumwollengarnen, Baumwollenstücken, Seidengarnen, Seidenstücken, Wollgarnen, Wollstücken, von Waren aus Halbseide, Halbwolle und vor allem von Strümpfen aus diesen Materialien.

Man wird erwarten, daß die Firma Louis Hermsdorf eine stattliche Anzahl von Medaillen und Diplomen aufzuweisen habe. Dieselbe hat jedoch niemals Ausstellungen beschickt, da hierzu die richtige Gelegenheit mangelte und für eine „Lohnfärberei“ die Beteiligung an einer Ausstellung zwecklos gewesen wäre. Indes man darf schon die zahlreichen Besuche von Fachmännern, Schulen, technischen Lehranstalten und Korporationen, die dem Etablissement zu teil werden, als genügende Anerkennung bezeichnen.

Zum Schlusse sei noch erwähnt, daß die Firma Louis Hermsdorf vor einigen Jahren ihr 25 jähriges Geschäftsjubiläum solenn gefeiert und bei dieser Gelegenheit ihren Beamten und Arbeitern ansehnliche Geldgeschenke überwiesen hat. Mehrere ihrer Arbeiter sind auch im Besitz von Medaillen bez. Diplomen für lange und treue Dienste.

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Louis Hermsdorf in Chemnitz,
Färberei.