So nähert sich nur kindlich frommer Glaube
Der jungfräulichen Mutter und dem Kind,
So blickt die Hände faltend, rein gesinnt,
Die Unschuld selber, eine weisse Taube!
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Ach, leider fällt der schöne Wahn zum Raube
Der strengen Wahrheit, und der Schein zerrinnt:
Lucrezia ist’s, die blut’ge Ränke spinnt,
Und Gift gemischt beim Mahl zum Saft der Traube.
Ha, falsches Weib, die Menschen magst du trügen,
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Die Jungfrau und das Kind betrügst du nicht!
Sie täuschet nicht dein gleissend Angesicht,
Sie schau’n in deinem Herzen Mord und Lügen. –
Hat Tizian so, Alfonso’s Freund, gedacht?
Hat Zufall hier ein Wunder blind vollbracht?