Ludwig Kalisch †

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Titel: Ludwig Kalisch †
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aus: Die Gartenlaube, Heft 13, S. 220
Herausgeber: Ernst Ziel
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Autorenseite: Ludwig Kalisch
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[220] Ludwig Kalisch †. Unsere Leser werden sich gern unseres geistreichen Mitarbeiters erinnern, der ihnen oft ein ebenso belehrender wie unterhaltender Führer durch die verschiedenartigsten Schichten des Pariser Lebens war. Nun ist dieser ausgezeichnete Humorist am 3. März, in der Mitte seines neunundsechszigsten Lebensjahres stehend, zur ewigen Ruhe eingegangen. Kalisch blickte auf ein innerlich mannigfach bewegtes Leben zurück: als zwölfjähriger Knabe hatte er seine Vaterstadt Polnisch-Lissa, verlassen um erst nach und nach spät festen Boden zu gewinnen und sich den Studien zu widmen. Auf den Hochschulen zu Heidelberg und München trieb er erst Medicin, bis die vergleichende Sprach- und Literaturforschung ihn ganz an sich zog.

Seine frühesten literarischen Leistungen fallen in die ersten vierziger Jahre, nachdem er sich in Mainz niedergelassen hatte. Dort veranlaßte es wohl das Carnevalstreiben, daß er ganz in den Dienst des Humors und der Satire ging. Er redigirte (und verfaßte größtentheils) vier Jahrgänge der „Narrhalla“ (1843 bis 1846) einer Carnevalszeitung, und gab rasch hinter einander „Das Buch der Narrheit“, „Schlagschatten“, „Lustiges in Wort und Bild“ und andere humoristische Schriften heraus. Seine „Shrapnels“ erschienen 1849, in demselben Jahre, in welchem die damals brausenden Revolutionsstürme auch ihn zwangen, den deutschen Boden zu verlassen. Er entfloh nach Paris, von wo er später einen Ausflug nach London machte, der ihn in den Stand setzte, sein treffliches Buch „Paris und London“ (1851, 2 Bände) zu verfassen. Paris blieb fortan seine Heimath und nahm nun auch sein irdisches Theil in seine Erde auf, nachdem der alte wackere Kämpfer in der Pariser städtischen Heilanstalt Dubois sein Leidens- und Sterbelager gefunden. Ludwig Kalisch wird nicht sobald vergessen werden; denn er hat in seinem Leben viele Menschen fröhlich gemacht, und die Freude hat ein gutes Gedächtniß. Wir erinnern hier nur noch an seine „Heiteren Stunden“ (1872), an seine „Bilder aus meiner Knabenzeit“ (1872), sein „Gebunden und Ungebunden“ (1876) und sein letztes Werk „Pariser Leben“ (1881). So lange noch frischer Frohsinn nach humoristischen Balladen und Romanzen greift, wird Ludwig Kalisch auf diesem Felde der Sieger bleiben und geehrt und geliebt werden. Und somit legt auch die „Gartenlaube“ ihren Kranz auf das Grab ihres alten treuen Mitarbeiters.