MKL1888:Käfer

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Käfer“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 353354
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Käfer. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 353–354. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:K%C3%A4fer (Version vom 08.10.2022)

[353] Käfer (Deckflügler, Koleopteren, Coleoptera, hierzu Tafel „Käfer“), Ordnung der Insekten, umfaßt Kerbtiere mit beißenden Mundwerkzeugen, frei beweglichem, stark entwickeltem Prothorax (Halsschild), hornigen Vorderflügeln (Flügeldecken, elytra) und vollkommener Metamorphose. Die Körperform ist sehr verschieden. Der Kopf ist meist in den Prothorax eingesenkt und trägt die gewöhnlich elfgliederigen Fühler, welche bei den Männchen oft eine ansehnliche Größe erreichen. Der auf der Rückenseite meist dünnhäutige Hinterleib sitzt der Brust mit breiter Basis eng an; seine kleinern Endsegmente liegen meist eingezogen in den vordern Segmenten verborgen. Die Mundteile sind fast immer ausschließlich zum Beißen und Kauen eingerichtet. Die vordern Flügeldecken bedecken in der Ruhe die häutigen, der Quere und Länge nach zusammengelegten Hinterflügel, liegen dem Hinterleib horizontal auf und verbergen diesen vollständig oder doch zum größern Teil. Beim Flug kommen nur die Hinterflügel in Betracht, welche entfaltet eine bedeutende Flugfläche darbieten. Selten sind die Flügel verwachsen oder fehlen gänzlich; in beiden Fällen ist der Flug natürlich unmöglich. Die Beine haben meist fünf- oder viergliederige, selten drei- bis eingliederige Tarsen; auch können die beiden vordern Paare mit fünfgliederigen, das hintere Paar mit viergliederigen Tarsen enden. Die zusammengesetzten (facettierten) Augen fehlen nur bei einigen blinden Höhlenbewohnern, während Nebenaugen nur sehr selten vorkommen. Der Bauchstrang des Nervensystems ist bei den meisten Käfern langgestreckt, bei

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KÄFER.
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[1] Totenkäfer (Blaps mortisaga). Nat. Gr. (Art. Tenebrionen.)
[2] Spanische Fliege (Cantharis vesicatoria). Nat. Gr. (Art. Kantharide.)
[3] Rosenkäfer (Cetonia aurata). Nat. Gr. (Art. Goldkäfer.)
[4] Johanniswürmchen (Lampyris splendidula). 3/2.
[5] Apfelblütenstecher (Anthonomus pomorum). 6/1. (Art. Blütenstecher.)
[6] Erlenblattkäfer (Agelastica alni), mit Larve. 3/1. (Art. Blattkäfer.)
[7] Prachtkäfer (Chalcophora mariana). Nat. Gr.
[8] Cucujo (Pyrophorus noctilucus). Nat. Gr. (Art. Feuerfliege.)
[9] Saatschnellkäfer (Agriotes segetis). 2/1. (Art. Schnellkäfer.)
[10] Staphylinus erythropterus. Nat. Gr. (Art. Kurzflügler.)
[11] Erbsenkäfer (Bruchus pisi), 4/1, aus Erbsen kommend, nat. Gr. (Art. Samenkäfer.)
[12] Bohnenkäfer (Bruchus rufimanus), 4/1, vorderer Körperteil, vergr. (Art. Samenkäfer.)
[13] Samenkäfer (Bruchus granarius), 5/1, mit Larve, vergr.
[14] Rapserdfloh (Psylliodes chrysocephala). 4/1. (Art. Erdflöhe.)
[15] Feldsandkäfer (Cicindela campestris). 3/4. (Art. Sandkäfer.)
[16] Gartenlaufkäfer (Carabus hortensis). Nat. Gr. (Art. Laufkäfer.)
[17] Maikäfer (Melolontha vulgaris). Nat. Gr.
[18] Wasserkäfer: 1 Dyticus marginalis mit Larve. 2 Hydroporus elegans. 3 Cnemidotus caesus. 4 Larve von Hydrous caraboides. Nat. Gr.
[19] Getreidelaubkäfer (Anisoplia fruticola). Nat. Gr.
[20] Großer Kiefernmarkkäfer (Hylesinus piniperda). 6/1. (Art. Borkenkäfer.)
[21] Nashornkäfer (Oryctes nasicornis). Nat. Gr.
[22] Totengräber (Necrophorus vespillo). 5/3. (Art. Aaskäfer.)
[23] Echter Maiwurm (Meloë variegatus). Nat. Gr.
[24] Getreidelaufkäfer (Zabrus gibbus) mit Larve. Nat. Gr.
[25] Bunter Klopfkäfer (Anobium tessellatum). 4/1.
[26] Pappelbockkäfer (Saperda carcharias). Nat. Gr. (Art. Bockkäfer.)
[27] Pillenkäfer (Ateuchus sacer). 3/2. (Art. Pillendreher.)

[354] einigen jedoch zu einer großen, in der Brust gelegenen Nervenmasse zusammengezogen. Der Darmkanal ist in der Regel lang und gewunden. Die Zahl der Nierenschläuche (Malpighischen Gefäße) beträgt vier oder sechs. Die Männchen besitzen ein sehr großes, horniges Begattungsorgan, welches in der Ruhe in den Hinterleib zurückgezogen ist. Die Begattung dauert oft tagelang. Die Larven sind entweder fußlos, oder besitzen außer den drei Fußpaaren noch Stummel an den letzten Hinterleibsringen; sie leben meist sehr verborgen, vom Licht abgeschlossen (daher fast immer farblos) und nähren sich von lebenden oder toten Stoffen aus dem Tier- und Pflanzenreich, von Exkrementen etc. Häufig nimmt der K. dieselbe Nahrung zu sich wie seine Larve; bisweilen aber lebt er von Blütenteilen, während die Larve karnivor ist. Mehrere Larven leben als Schmarotzer im Innern der Bienenwohnungen von Eiern und Honig. Die Puppen der K. lassen die Gliedmaßen frei hervorstehen. – Die Zahl der bis jetzt bekannten Arten beläuft sich wohl auf 80,000, wovon der größere Teil auf kleine, unscheinbare Formen kommt. Ihre geographische Verbreitung ist eine ganz allgemeine, indem sowohl Fleisch- als Pflanzenfresser mit den äußersten Grenzen der Vegetation in horizontaler und vertikaler Richtung gleichen Schritt halten. Fossile K. finden sich schon in der Steinkohle (s. die Abbildung der Flügeldecken auf Tafel „Steinkohlenformation I“). – Die Einteilung der K. ausschließlich nach der Zahl der Tarsenglieder ist in neuerer Zeit zu gunsten einer natürlichern (auf Grund des Flügelgeäders etc.) aufgegeben worden. Man unterscheidet nach derselben eine sehr große Anzahl von Familien, über deren verwandtschaftliche Beziehungen man indessen bei weitem nicht überall im klaren ist. Wichtig sind folgende: I. Marienkäfer (Coccinellidae; Tarsen kryptotetramer, d. h. aus drei großen und einem unscheinbaren Glied zusammengesetzt). II. Samenkäfer (Bruchidae), Rüsselkäfer (Curculionidae), Borkenkäfer (Bostrichidae), Bockkäfer (Longicornia oder Cerambycidae), Blattkäfer (Chrysomelidae), alle diese kryptopentamer, d. h. mit vier deutlichen und einem undeutlichen Tarsenglied versehen. III. Tenebrionen (Melasomata oder Tenebrionidae), Blasenkäfer (Vesicantia oder Meloidae), diese u. a. mit fünf und vier Tarsengliedern. IV. Laufkäfer (Carabidae), Wasserkäfer (Dytiscidae), Kurzflügler (Staphylinidae), Aaskäfer (Silphidae), Glanzkäfer (Nitidulidae), Speckkäfer (Dermestidae), Blatthornkäfer (Lamellicornia, eine umfangreiche Gruppe), Prachtkäfer (Buprestidae), Schnellkäfer (Elateridae), Weichkäfer (Malacodermata), Klopfkäfer (Xylophaga), alle diese vorwiegend mit fünf Tarsengliedern.

Vgl. Fabricius, Systema Eleutheratorum (Kiel 1801, 2 Bde.); Olivier, Entomologie etc.; Coléoptères (Par. 1789–1808, 8 Bde.); Herbst, Die K. (in Jablonskys „Natursystem aller bekannten Insekten“, Berl. 1789–1806, 10 Bde.); Erichson, Naturgeschichte der Insekten Deutschlands, 1. Abt.: K. (das. 1845–60, 4 Bde.); Lacordaire, Genera des Coléoptères (Par. 1854–59, 5 Bde.); Redtenbacher, Fauna austriaca: Die K. (2. Aufl., Wien 1858); Gemminger und Harold, Catalogus Coleopterorum hucusque descriptorum (Münch. 1868–76, 12 Bde.); Sturm, Deutschlands K. (Nürnb. 1805–1857, 23 Bde. mit 424 kolorierten Kupfertafeln); Roger, Flügelgeäder der K. (Erlang. 1875); Stein und Weise, Catalogus Coleopterorum Europae (2. Aufl., Berl. 1877); Sturm, Icones Coleopterorum Germaniae, Register (das. 1878); Calwer, Käferbuch (4. Aufl., Stuttg. 1883).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Die Nummerierung der Figuren ist in der Vorlage nicht vorhanden und wurde zur Orientierung eingefügt.