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MKL1888:Otto

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Otto“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 562567
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Otto. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 562–567. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Otto (Version vom 10.10.2024)

[562] Otto, s. Rosenöl.

Otto (Odo, Otho, Udo, Audo), deutscher Name (v. altd. ot, Gut, also s. v. w. Herr von Besitztum). Die merkwürdigsten Träger desselben sind:

[Römisch-deutsche Kaiser.] 1) O. I., der Große, Sohn des deutschen Königs Heinrich I. und dessen zweiter Gemahlin, Mathilde, geb. 23. Nov. 912, wurde noch bei seines Vaters Lebzeiten, mit Übergehung seines ältern Bruders Thankmar, zum Nachfolger bestimmt und 8. Aug. 936 zu Aachen von den Vertretern aller deutschen Stämme gewählt und vom Erzbischof von Mainz gekrönt. Entschieden in seinem Wollen, kühn und ausdauernd im Handeln, von imponierender Gestalt und gewandt in ritterlichen [563] Übungen, tiefinnerlich fromm im Sinn seiner Zeit, ernst von Ansehen und Haltung, mild und freundlich gegen das Volk, Freunden treu und zur Versöhnung mit Feinden geneigt, trug er viel zur Hebung des Ansehens des deutschen Namens und zur Kräftigung des Reichs nach innen und außen bei. Gleich anfangs hatte er mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen: die Böhmen und Wenden empörten sich, und in Bayern nahmen die Söhne Herzog Arnulfs nach dessen Tod eigenmächtig von der herzoglichen Gewalt Besitz. O. unterwarf die letztern und beraubte sie ihrer Herrschaft und schlug auch die Erhebung seines Bruders Thankmar, der 938 in der Eresburg getötet wurde, und des Herzogs Eberhard von Franken nieder. Langwieriger war der Kampf gegen den Aufstand seines jüngern Bruders, Heinrich, der sich mit Eberhard von Franken sowie mit Giselbert von Lothringen und Friedrich von Mainz verbündet hatte und auch vom französischen König Beistand erhielt. O. siegte bei Birthen 939, die beiden Herzöge fanden bei Andernach ihren Untergang, und auch Heinrich mußte sich unterwerfen; er machte zwar 941 noch einen Mordversuch, indes erlangte er die Verzeihung des Königs wieder und ward fortan sein treuester Anhänger. O. vergab nun die Herzogtümer an seine nächsten Verwandten, Lothringen an seinen Schwiegersohn Konrad den Roten, Bayern an seinen Bruder Heinrich, Schwaben an seinen Sohn Ludolf, während er Franken und Sachsen, welches letztere er erst 961 an Hermann Billung abtrat, für sich behielt; sein Bruder Brun ward Erzbischof von Köln. Er waltete als strenger, aber gerechter Richter, hielt die Vasallen in Gehorsam, machte seinen glänzenden Hof zum Mittelpunkt des Reichs, vermehrte den Besitz der Krone und suchte eine wirksame Stütze in der Geistlichkeit. Auch unterwarf er die Wenden und Böhmen (950) wieder und unternahm 947 einen siegreichen Feldzug gegen die Dänen. Durch Gründung zahlreicher Bistümer suchte er das Christentum an der Nord- und Ostgrenze Deutschlands zu befestigen und auszubreiten. Als er sein Reich zum mächtigsten der Christenheit erhoben, zog er 951, von der Witwe Lothars von Italien, Adelheid, zu Hilfe gerufen, über die Alpen, vermählte sich, da seine erste Gemahlin, die angelsächsische Prinzessin Editha, 946 gestorben war, mit Adelheid und nannte sich König von Italien. Nachdem er eine Empörung seiner Söhne Ludolf und Konrad des Roten 953–954 niedergeschlagen und dieselben ihrer Herzogtümer beraubt hatte, errang er 10. Aug. 955 auf dem Lechfeld bei Augsburg einen glänzenden Sieg über die Ungarn, denen er die bayrische Ostmark entriß. 961 zog er von neuem nach Italien, vertrieb Berengar, der sich der königlichen Herrschaft bemächtigt hatte, wurde 2. Febr. 962 in Rom zum römischen Kaiser gekrönt und stiftete damit das heilige römische Reich deutscher Nation. Er wies hierdurch seinen Nachfolgern den Weg zur Weltherrschaft und verwickelte sie in Kämpfe, welche zwar die Entwickelung der Kultur förderten, aber dem Frieden und der Eintracht Deutschlands sehr nachteilig wurden. Zwei Aufstände der Römer schlug er nieder und entsetzte Johann XII. und Benedikt V. der päpstlichen Würde. Er vereinigte die höchste weltliche und geistliche Gewalt im Abendland in seiner Hand. Dagegen gelang es ihm nicht, Unteritalien zu erobern. Er starb 7. Mai 973 zu Memleben in Thüringen und ward in dem von ihm gegründeten Dom zu Magdeburg beigesetzt, wo ihm ein Reiterstandbild errichtet wurde. Sein Nachfolger in der Regierung war sein Sohn Otto II. Vgl. Vehse, Kaiser O. d. Gr. und sein Zeitalter (3. Aufl., Leipz. 1867); Köpke und Dönniges, Jahrbücher des Deutschen Reichs unter O. I. (Berl. 1838–39, 2 Bde.); Köpke-Dümmler, Kaiser O. d. Gr. (Leipz. 1876).

2) O. II., der Rote, Sohn des vorigen und seiner zweiten Gemahlin, Adelheid, geb. 955, von kleiner, zierlicher Gestalt, feiner Bildung, heiterm, ritterlichem Wesen und kriegerischer Tüchtigkeit, doch jugendlichem Ungestüm, ward schon bei seines Vaters Lebzeiten 961 zum deutschen König und 967 zum römischen Kaiser gekrönt und trat nach seines Vaters Tod 973 die Regierung an. Als er seinem Neffen Otto das Herzogtum Schwaben und den Babenbergern die Mark Österreich verlieh, verschwor sich Herzog Heinrich der Zänker von Bayern gegen ihn. Doch bezwang ihn O. in mehreren Feldzügen und nahm ihn 978 gefangen; auch den König von Dänemark und den Herzog von Böhmen besiegte er. Währenddessen war König Lothar von Frankreich in Lothringen eingefallen. Auch er ward von O. zurückgeworfen und 978 bis Paris verfolgt. In dem darauf folgenden Frieden von Chiers 980 mußte Lothar allen Ansprüchen auf Lothringen entsagen. In Rom und Mailand entstandene Unruhen dämpfte O. durch sein bloßes Erscheinen; in Unteritalien entriß er Apulien und Kalabrien den Griechen und brachte auch die Städte Neapel und Salerno, 982 sogar Tarent in seine Gewalt. Als aber der griechische Kaiser die Araber von Sizilien zu Hilfe rief, wurde O. durch einen Hinterhalt derselben bei Colonna in der Nähe von Cotrone in Kalabrien 13. Juli 982 völlig geschlagen und rettete sich selbst kaum auf einem griechischen Schiff nach Rossano. Zwar ward auf dem Reichstag zu Verona ein[WS 1] neuer Feldzug gegen die Griechen und Araber und sogar die Eroberung von Sizilien beschlossen; ehe derselbe jedoch zu stande kam, starb O. 7. Dez. 983 zu Rom und wurde in der Vorhalle der Peterskirche beigesetzt. Er war vermählt seit 972 mit der griechischen Prinzessin Theophano. Ihm folgte sein schon auf dem Reichstag in Verona zu seinem Thronerben erwählter Sohn Otto III. Vgl. Giesebrecht, Jahrbücher des Deutschen Reichs unter der Herrschaft Kaiser Ottos II. (Berl. 1840); Detmer, O. II. bis zum Tod seines Vaters (Leipz. 1878); Matthäi, Die Händel Ottos II. mit Lothar von Frankreich (Halle 1882).

3) O. III., das Wunder der Welt (mirabilia mundi) genannt, einziger Sohn des vorigen, geboren im Juli 980, ward nach seines Vaters Tod (7. Dez. 983), erst drei Jahre alt, 25. Dez. in Aachen zum König gekrönt, entwickelte unter des Bischofs Bernward und später des berühmten Gerbert Leitung seine körperlichen wie geistigen Vorzüge auf das glänzendste, während seine Mutter Theophano, seine Großmutter Adelheid und die staatskluge Äbtissin von Quedlinburg, Mathilde, Ottos II. Schwester, unter dem Beistand des Erzbischof Willigis von Mainz ihm die Krone gegen Heinrichs des Zänkers Umtriebe retteten und mit Einsicht und Glück die Regierungsangelegenheiten leiteten. Lothar von Frankreich, der einen neuen Versuch zur Eroberung Lothringens machte, ward zurückgetrieben, die Aufstände der Wenden wurden mit Erfolg bekämpft, und O. nahm an den Feldzügen von 986 und 991 persönlich teil. 996 von Papst Johann XV. nach Italien eingeladen, stellte er dort die Ordnung her und ward durch den von ihm ernannten Papst Gregor V. 21. Mai 996 in Rom zum Kaiser gekrönt. Neue, von dem römischen Senator Crescentius veranlaßte Unruhen riefen O. 998 zum zweitenmal über [564] die Alpen. Im Februar zog er an der Spitze des deutschen Heers in Rom ein. Die stolzesten Pläne: das alte römische Reich in seinem Glanz wiederherzustellen und Rom zum Mittelpunkt der Weltherrschaft zu machen, erfüllten seine Seele. Mit barbarische Strenge stellte er die Ruhe wieder her und erhob 999 seinen Lehrer Gerbert unter dem Namen Silvester II. auf den päpstlichen Stuhl. Asketische Neigungen, welche neben den Weltherrschaftsplänen die Seele des jungen Kaisers erfüllten und ihn zu Wallfahrten und strengen Bußübungen antrieben, bewogen ihn 1000 zu einem Besuch des Grabes des heil. Adalbert in Gnesen, wo er ein Erzbistum gründete, und desjenigen Karls d. Gr. in Aachen. Nach Rom zurückgekehrt, sah er sich hier 1001 von dem Volk in seinem eignen Palast belagert. Er entfloh nach Ravenna, um hier die Ankunft eines deutschen Heers abzuwarten, starb aber schon 23. Jan. 1002 in Paterno unweit Viterbo. Er wurde zu Aachen beigesetzt. O. war unvermählt. Ihm folgte in der Regierung Heinrich II. Vgl. Wilmans, Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Kaiser O. III. (Berl. 1840); Dondorff, Kaiser O. III. (Hamb. 1886).

4) O. IV., dritter Sohn Heinrichs des Löwen und der Mathilde, Tochter König Heinrichs II. von England, geb. 1182, führte nach der Ächtung seines Vaters (1180) nach den den Welfen gehörenden Allodialgütern den Namen O. von Braunschweig. Er wurde am Hof seines Oheims, des Königs Richard Löwenherz, erzogen und erhielt von demselben für seine Teilnahme an dem Kriege gegen Philipp II. August von Frankreich die Grafschaft Poitou und das Herzogtum Aquitanien. Er war ein stattlicher Kriegsmann, kühn und tapfer, aber leidenschaftlich und roh. Seine Bildung war überwiegend französisch. Nach dem Tod Kaiser Heinrichs VI. ward er 9. Juni 1198 zu Köln von der welfischen Partei dem Hohenstaufen Philipp von Schwaben als Gegenkönig entgegengestellt, unterlag aber, wiewohl von England, Dänemark und dem Papst, mit dem er 8. Juni 1201 das demütigende Konkordat von Neuß schloß, unterstützt, in dem nun ausbrechenden Krieg und mußte 1207 nach England fliehen; indes verweigerte er hartnäckig jede Versöhnung. Erst nach Philipps Ermordung 1208 wurde er allgemein als deutscher König anerkannt und in Frankfurt nochmals gewählt sowie vom Papste, dem er das Investiturrecht und das Recht der Berufung in allen geistlichen Angelegenheiten bewilligt hatte, 4. Okt. 1209 in Rom zum Kaiser gekrönt. Als er aber letzterm die gegebenen Versprechungen nicht hielt, vielmehr die kaiserlichen Hoheitsrechte über Italien in Anspruch nahm, that ihn derselbe November 1210 in den Bann und erklärte 1212 den Hohenstaufen Friedrich II. für den rechtmäßigen König Deutschlands, und ganz Süddeutschland fiel diesem zu. In dem nun beginnenden Kampf unterlag O., 27. Juli 1214 auch von dem französischen König bei Bouvines geschlagen, bald seinem Gegner. Er zog sich nach Friedrichs II. Krönung in Aachen 1215 in seine Erbländer zurück und kämpfte von da aus noch mit dem Dänenkönig Waldemar und dem Erzbischof von Magdeburg. O. starb 19. Mai 1218 auf der Harzburg. Er war seit 1212 mit Beatrix, der Tochter seines Rivalen Philipp von Schwaben, und in zweiter Ehe mit Maria, Tochter des Herzogs Heinrich IV. von Brabant, vermählt. Vgl. O. Abel, Kaiser O. IV. und König Friedrich II. (Berl. 1856); Langerfeldt, Kaiser O. IV. (Hannov. 1872); Winkelmann, Philipp von Schwaben und O. IV. von Braunschweig (Leipz. 1873, 2 Bde.).

[Bayern.] 5) O. von Nordheim, Herzog von Bayern, aus einer alten sächsischen, bei Göttingen begüterten Familie gebürtig, umsichtig und schlau, gleich groß als Feldherr wie als Krieger, aber selbstsüchtig, rücksichtslos in der Wahl seiner Mittel zur Befriedigung seines Ehrgeizes, undankbar und treulos, erhielt nach Heinrichs III. Tod (1056) von der Kaiserin Agnes das Herzogtum Bayern, verschwor sich 1062 mit Anno von Köln und Ekbert von Meißen zum Raub des jungen Heinrich IV. in Kaiserswerth, befehligte 1063 den Feldzug gegen Ungarn, half 1066 in Tribur Adalbert von Bremen stürzen, erlangte maßgebenden Einfluß auf die Reichsregierung und war einer der hartnäckigsten Widersacher Heinrichs IV. Als er daher von einem gewissen Egino eines Mordanschlags gegen den König beschuldigt wurde und sich weigerte, durch ein Gottesurteil seine Unschuld zu beweisen, wurde er 1070 geächtet und seines Herzogtums beraubt. Er versuchte bewaffneten Widerstand, mußte sich indes 1071 unterwerfen und erhielt seine Allodialgüter zurück. 1073 stellte er sich an die Spitze des Aufstandes der Sachsen, erzwang im Frieden von Gerstungen (2. Febr. 1074) die Rückgabe Bayerns, wurde aber 9. Juni 1075 bei Langensalza von Heinrich IV. geschlagen und mußte sich 26. Okt. bei Sondershausen zum zweitenmal dem König unterwerfen. Er fand Gnade und wußte sich so sehr das Zutrauen Heinrichs zu gewinnen, daß dieser ihm die Verwaltung Sachsens übertrug. Aber O. vergalt diese Milde mit Undank und fiel 1076 von neuem ab; er trug am meisten zur Absetzung Heinrichs IV. in Tribur und zur Wahl Rudolfs von Schwaben zum Gegenkönig 1077 in Forchheim bei, führte dann in den Kämpfen zwischen den beiden Königen den sächsischen Heerbann bei Melrichstadt (1078), Flarchheim und Zeitz (1080), wo er den Sieg entschied, und setzte auch nach Rudolfs Tode den Widerstand fort, bis er 11. Jan. 1083 starb. Vgl. Mehmel, O. von Nordheim (Götting. 1870); Vogeler, O. von Nordheim (Minden 1880).

6) O. I., Graf von Wittelsbach, Herzog von Bayern, geboren um 1120, begleitete als Bannerträger Friedrich I. auf seinem ersten Römerzug 1154, erzwang 1155 durch kühne Eroberung einer Felsenburg den Durchzug durch die Veroneser Klause für das kaiserliche Heer, ward dafür zum Pfalzgrafen von Bayern ernannt und erwarb sich durch kühne Tapferkeit und staatsmännische Geschicklichkeit so große Verdienste um den Kaiser in Deutschland und Italien, daß ihm dieser 24. Juni 1180 auf dem Reichstag zu Regensburg das Heinrich dem Löwen aberkannte Herzogtum Bayern übertrug und ihn 10. Sept. in Altenburg feierlich damit belehnte. O. starb 11. Juli 1183.

7) O. VII., Graf von Wittelsbach, Pfalzgraf von Bayern, ein heftiger, jähzorniger Mann, ermordete, vermutlich um eine empfangene Ehrenkränkung zu rächen, 21. Juni 1208 in Bamberg den König Philipp von Schwaben, ward dafür von Otto IV. geächtet und 1209 von Heinrich v. Kalindin in der Nähe von Regensburg erschlagen.

8) O. II., der Erlauchte, Herzog von Bayern, geb. 1206, Sohn Ludwigs des Kelheimers, erhielt von diesem 1228 die Pfalz am Rhein und folgte ihm nach dessen Ermordung 1231 als Herzog von Bayern. Obwohl mit der welfischen Fürstentochter Agnes vermählt, war er doch ein treuer Anhänger des staufischen Kaiserhauses. Zwar wußte ihn die päpstliche Partei eine Zeitlang in seiner Anhänglichkeit an Friedrich II. wankend zu machen, jedoch in der Zeit der höchsten Gefahr 1246 vermählte er seine Tochter [565] Elisabeth mit dem König Konrad IV. und stand demselben im Kampf gegen Heinrich Raspe und Wilhelm von Holland treulich bei, wofür er in den Bann gethan und sein Land mit dem Interdikt belegt wurde. Als Konrad IV. 1251 nach Italien zog, ernannte er ihn zum Reichsverweser. O. starb im Bann 29. Nov. 1253 auf Schloß Trausnitz bei Landshut.

9) O. I., König von Bayern, zweiter Sohn des Königs Max II. u. der Königin Marie, geb. 27. April 1848 zu München, trat in das Heer ein und war 1870–71 im Hauptquartier des Königs Wilhelm in Versailles, verfiel aber bald in Geisteskrankheit und lebt zurückgezogen in Fürstenfeldbruck. Nach seines Bruders Ludwig II. Tod (13. Juni 1886) wurde er zum König proklamiert, doch da er gänzlich regierungsunfähig war, übernahm sein Oheim, Prinz Luitpold, für ihn die Regentschaft.

[Brandenburg.] 10) O. I., Markgraf von Brandenburg, 1170–84, Sohn Albrechts des Bären, erwarb die Lehnshoheit über Mecklenburg und Pommern.

11) O. II., Markgraf von Brandenburg, 1184 bis 1205, Sohn des vorigen, geriet in Streit mit dem Erzbischof von Magdeburg, der über ihn den Bann aussprach, und mußte, um sich von diesem zu lösen, alle seine Allodien in der Altmark vom Erzstift zu Lehen nehmen.

12) O. III., Markgraf von Brandenburg, jüngerer Sohn Albrechts II., regierte gemeinschaftlich mit seinem Bruder Johann I. 1220–67, erwarb die Ukermark, Lebus, die Neumark und die Oberlausitz und beförderte die Kultur durch Kolonisationen und Anlegung von Städten (Berlin und Kölln a. d. Spree) und Klöstern. Vgl. Bauch, Die Markgrafen Johann I. und O. III. (Bresl. 1886).

13) O. IV., „mit dem Pfeil“, Markgraf von Brandenburg, 1266–1309, Sohn Johanns I., wurde 1287 von den Magdeburgern in der Schlacht bei Frose gefangen und in einen Käfig gesperrt, aus dem ihn sein Diener Johann v. Buch mit 4000 Pfd. Silber loskaufte, 1280 bei Staßfurt durch einen Pfeil getroffen, den er ein Jahr lang im Kopf herumtrug, erwarb die Mark Landsberg, die Pfalz Sachsen und die Niederlausitz; auch als Minnesänger berühmt.

14) O. der Faule, Markgraf von Brandenburg, Sohn des Kaisers Ludwig des Bayern, wurde Markgraf und Kurfürst nach Abdankung seines Bruders Ludwig des Römers 1365, liederlich und verschwenderisch, verkaufte im Vertrag von Fürstenwalde 1373 die Mark an Karl IV. für 500,000 Goldgulden; starb 1379.

[Braunschweig.] 15) O. das Kind, Herzog von Braunschweig-Lüneburg, Sohn des Grafen Wilhelm, des Sohns Heinrichs des Löwen, und der dänischen Prinzessin Helene, geb. 1204, folgte seinem Oheim Otto IV. 1218 im Besitz von Lüneburg, unterstützte 1226 seinen Oheim, König Waldemar von Dänemark, im Kampf gegen die norddeutschen Fürsten, ward 22. Juli in der Schlacht bei Bornhövede gefangen und erst 1230 entlassen, nachdem ihm 1227 durch den Tod seines Oheims Heinrich auch Braunschweig zugefallen war. Er versöhnte sich auf dem Reichstag zu Mainz 1235 mit Kaiser Friedrich II. und erhielt für seine Lande die Herzogswürde. O. starb 9. Juni 1252. Er ist der Stammvater des Hauses Braunschweig-Lüneburg.

[Griechenland.] 16) O. I. Friedrich Ludwig, König von Griechenland, zweiter Sohn König Ludwigs I. von Bayern, geb. 1. Juni 1815 zu Salzburg, wurde in München unter der Leitung des geistlichen Rats v. Öttel erzogen, durch Schelling, Thiersch u. a. unterrichtet und erwarb sich eine gediegene Bildung, die er auch noch durch Reisen in Deutschland und Italien förderte. Von der Londoner Konferenz 7. Mai 1832 zum König von Griechenland gewählt und als solcher 8. Aug. von der griechischen Nationalversammlung anerkannt, nahm er 5. Okt. die königliche Würde an und bestieg 6. Febr. 1833 den Thron Griechenlands. Da er noch nicht 18 Jahre alt war, so ward ihm ein aus drei Mitgliedern bestehender Regentschaftsrat an die Seite gegeben, bis er 1. Juni 1835 selbst die Regierung übernahm. Es fehlte ihm eine höhere staatsmännische Begabung; er vermochte besonders sich nicht der fremden Einflüsse, namentlich des russischen, zu erwehren und das Vertrauen der Nation zu gewinnen, obwohl er den besten Willen bewies, ihren Wünschen entgegenzukommen, für die Bildung durch Schulen und Universitäten sorgte und uneigennützig, versöhnlich und gerecht regierte. Seinem Mangel an militärischen Gaben und ehrgeizigem Unternehmungssinn gaben die Griechen die Schuld, daß keine Gelegenheit benutzt wurde, das Land auf Kosten der Türken zu vergrößern, namentlich nicht während des Krimkriegs. Auch trug die Kinderlosigkeit seiner Ehe mit der Prinzessin Amalie von Oldenburg dazu bei, die Befestigung seiner Herrschaft zu verhindern. Durch die griechische Revolution vom Oktober 1862 seines Throns beraubt, kehrte er, ohne indessen auf die dem Haus Wittelsbach garantierten Ansprüche auf denselben Verzicht zu leisten, in sein Vaterland zurück und lebte seitdem in Bamberg, wo er 26. Juli 1867 starb.

[Meißen.] 17) O. der Reiche, Markgraf von Meißen, ältester Sohn des Markgrafen Konrad d. Gr. aus dem Haus Wettin, geb. 1125, erhielt 1156 bei der Teilung der väterlichen Besitzungen die Markgrafschaft Meißen. Unter ihm wurden durch Bergleute aus dem Harz die Freiberger Silbererzadern entdeckt. Den ihm aus dem dortigen Silberbergbau zufließenden Reichtum benutzte O., um Leipzig, welchem er Stadtrecht verlieh, das bereits vor 1170 gegründete Freiberg und Eisenberg zu befestigen, auch in Thüringen Grundbesitz zu kaufen, worüber er mit dem Landgrafen Ludwig in Streit und in dessen Gefangenschaft geriet. Seit 1166 beteiligte er sich gleich den übrigen Wettinern an den Kämpfen gegen Heinrich den Löwen. Weil er sich von seiner Gemahlin Hedwig, Tochter Albrechts des Bären, hatte bereden lassen, seinen jüngern Sohn, Dietrich, zum Erben der Mark zu bestimmen, so wurde er von dem ältern, Albrecht, befehdet und 1189 auf Schloß Döben bei Grimma gefangen gesetzt. Auf des Kaisers Befehl freigelassen, erneuerte er den Kampf gegen Albrecht, starb aber schon 18. Febr. 1190 und wurde in dem von ihm gestifteten Cistercienserkloster Altzelle beigesetzt.

[Pfalz.] 18) O. Heinrich („Ottheinrich“), Kurfürst von der Pfalz, geb. 10. April 1502, Sohn des Pfalzgrafen Ruprecht, erbte zuerst mit seinem Bruder Philipp die junge Pfalz oder Neuburg, trat 1543 zum Luthertum über, weswegen er im Schmalkaldischen Krieg sein Land verlor und erst 1552 wiedererhielt, und ward 1556 nach dem Tod seines Oheims Friedrich Kurfürst von der Pfalz. Er reformierte die Universität Heidelberg, vermehrte die Bibliothek und baute einen Teil des Schlosses (Otto Heinrichs-Bau), wie er denn auch in Neuburg prächtige Bauten im Renaissancestil hatte ausführen lassen und auch die andern Künste pflegte. Er starb 12. Febr. 1559.

Otto, der Heilige, Apostel der Pommern, geboren um 1063 in Schwaben, ward Kaplan des polnischen [566] Herzogs Wladislaw Hermann, ward dann Kaplan des Kaisers Heinrich IV. und 1102 Bischof von Bamberg. Er pflegte die Wissenschaften und stiftete mehrere Klöster, in denen sie eifrig betrieben wurden; drei Mönche (Ebo, Herbord und ein ungenannter Prieflinger Mönch) haben Ottos Leben beschrieben (bei Jaffé, „Bibliotheca rerum germanicarum“, Bd. 5, und Pertz, „Monumenta“, Bd. 12 u. 20). Bei den Verhandlungen zwischen dem Kaiser Heinrich V. und dem Papst leistete O. ersterm wichtige Dienste. 1123 vom Herzog Boleslaw III. von Polen zur Bekehrung der unterworfenen Pommern berufen, unternahm er (1124 und 1127) zwei erfolgreiche Missionsreisen zu denselben. Er starb 30. Juni 1139 in Bamberg und ward 1189 kanonisiert. Sein Gedächtnistag ist der 2. Juli. Vgl. Hoffmann, Otho I. episcopus Babenbergensis (Halle 1869); Zimmermann, O., Bischof von Bamberg (Freiburg 1875); Seefried, Ottos des Heiligen Herkunft und Heimat (Augsb. 1880).

Otto, 1) Ernst Julius, Männergesangskomponist, geb. 1. Sept. 1804 zu Königstein in Sachsen, besuchte die Kreuzschule zu Dresden und erhielt hier durch den Kantor C. E. Weinlig den ersten Unterricht in der Komposition, den er nachmals bei Fr. Uber fortsetzte. Durch den Beifall, den mehrere seiner Motetten fanden, aufgemuntert, machte O. die Musik zu seinem Hauptstudium und vollendete seine künstlerische Ausbildung 1822–25 in Leipzig unter Leitung von Schicht und C. Th. Weinlig. Dann wurde er Gesanglehrer an dem Blochmannschen Institut in Dresden und 1830 Kantor an der Kreuzkirche daselbst, welche Stelle er bis kurz vor seinem 5. März 1877 erfolgten Tod bekleidete. Eine lange Reihe von Jahren fungierte er auch als Musikdirektor an den übrigen evangelischen Hauptkirche Dresdens sowie als Liedermeister der Dresdener Liedertafel. Von Ottos spätern Werken sind hervorzuheben die Oratorien: „Des Heilands letzte Worte“, „Die Feier der Erlösten am Grab Jesu“ und „Hiob“ (Text von Mosen); ferner eine Huldigungskantate, ein Tedeum, einige Messen und die Opern: „Das Schloß am Rhein“ und „Der Schlosser von Augsburg“. Am bekanntesten aber wurde sein Name durch seine Kompositionen für Männerchor: die Cyklen „Der Sängersaal“, „Burschenfahrten“, „Gesellenfahrten“, „Soldatenleben“; ferner die Musik zu Fr. Hofmanns „Kinderfesten“ und die Liedertafeloperette „Die Mordgrundbruck bei Dresden“. Auch die vielbändige Männerchor-Liedersammlung „Ernst und Scherz“ enthält zahlreiche Werke von O. Mit J. Schladebach gab er die Zeitschrift für deutschen Männergesang: „Teutonia“ (Schleusing. 1846–49) heraus. 1887 wurde ihm in seiner Vaterstadt ein Denkmal errichtet.

2) Friedrich Julius, Chemiker, geb. 8. Jan. 1809 zu Großenhain in Sachsen, erlernte dort die Pharmazie, studierte 1829–30 in Jena Pharmazie und Chemie, ward nach 1830 Lehrer der Chemie bei Nathusius in Althaldensleben, ging 1833 als Chemiker für die zu errichtende landwirtschaftliche Lehranstalt nach Braunschweig, ward daselbst 1834 Assessor für die pharmazeutischen Angelegenheiten des Obersanitätskollegiums, 1835 Professor der Chemie am Carolinum und 1866 Direktor dieses Instituts. Er starb 13. Jan. 1870. O. schrieb unter anderm: „Lehrbuch der rationellen Praxis der landwirtschaftlichen Gewerbe“ (Braunschw. 1838, 6. Aufl. 1865–1867, 2 Bde.; 7. bedeutend erweiterte Auflage, hrsg. von Birnbaum u. a. 1875–84, 14 Bde.); „Lehrbuch der Essigfabrikation“ (das. 1840, 2. Aufl. 1857); „Lehrbuch der Chemie“ (anfänglich auf Grundlage von Grahams „Elements of chemistry“, das. 1840; später 5 Bde., von verschiedenen Bearbeitern, mehrfach aufgelegt) und „Anleitung zur Ausmittelung der Gifte“ (6. Aufl., das. 1884). Für Bolleys „Handbuch der chemischen Technologie“ schrieb er: „Die Bierbrauerei, Branntweinbrennerei und Likörfabrikation“ (Braunschw. 1865) und „Die Essig-, Zucker- und Stärkefabrikation“ (das. 1868).

3) Johann Karl Theodor, Ritter von, protest. Theolog, geb. 4. Okt. 1816 zu Jena, habilitierte sich 1844 in der dortigen theologischen Fakultät, wurde 1848 zum außerordentlichen Professor ernannt, folgte aber 1851 einem Ruf nach Wien als ordentlicher Professor der Kirchengeschichte und wurde 1871 in den erblichen österreichischen Ritterstand erhoben. 1887 trat er in den Ruhestand. Sein Hauptwerk ist das „Corpus Apologetarum christianorum saeculi secundi“ (Jena 1842–72, 9 Bde.; 3. Aufl. 1876–81); sonst schrieb er: „De Justini Martyris scriptis et doctrina“ (das. 1841); „De Epistola ad Diognetum“ (das. 1845; 2. Aufl., Leipz. 1852); „Zur Charakteristik des Justinus Martyr“ (Wien 1852); „Des Patriarchen Gennadios von Konstantinopel Konfession, kritisch untersucht und herausgegeben“ (das. 1864); „De gradibus in theologia“ (das. 1871). Als Mitbegründer und Präsident der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich gibt er seit 1880 deren „Jahrbuch“ heraus.

4) (Otto-Peters) Luise, Schriftstellerin, geb. 26. März 1819 zu Meißen, fühlte sich von Jugend auf von Begeisterung für den Fortschritt in Politik und Kultur erfüllt und schrieb in diesem Sinn die Novellen „Aus der neuen Zeit“ (Leipz. 1845), den Roman „Schloß und Fabrik“ (2. Aufl., das. 1869) und die Gedichtsammlungen: „Lieder eines deutschen Mädchens“ (das. 1847) und „Westwärts“ (das. 1849). Nachdem sie 1849–52 eine „Frauenzeitung für höhere weibliche Interessen“ herausgegeben, vermählte sie sich 1858 mit dem Schriftsteller August Peters (pseudonym Elfried von Taura) in Leipzig, mit dem sie bis zu seinem Tod (1864) die „Mitteldeutsche Volkszeitung“ herausgab, und gründete 1865 den Allgemeinen deutschen Frauenverein, dessen Organ „Neue Bahnen“ (Leipzig, seit 1866) sie mit Auguste Schmidt in Leipzig gemeinschaftlich noch heute redigiert. Von ihren zahlreichen übrigen Romanen und Novellen ist „Nürnberg“ (3. Ausg., Norden 1883) hervorzuheben. Eine dritte Sammlung von „Gedichten“ erschien 1868. Außerdem schrieb sie: „Die Mission der Kunst“ (Brem. 1862); „Der Genius des Hauses“ (Wien 1868); „Der Genius der Natur“ (das. 1871); „Frauenleben im Deutschen Reich“ (1876) u. a.

5) Martin Paul, Bildhauer, geb. 3. Aug. 1846 zu Berlin, bildete sich auf der dortigen Kunstakademie und schloß sich der naturalistischen Richtung von R. Begas an. Nachdem er 1872 auf der Kunstausstellung mit einer Gruppe: Faun und Nymphe, debütiert, gewann er 1873 einen Preis in der Konkurrenz um ein Tegetthoff-Denkmal, welcher ihm eine Reise nach Italien ermöglichte, wo er sich, durch Stipendien und mehrere Aufträge unterstützt, bis 1885 in Rom aufhielt. Dort entstanden neben zahlreichen Porträtbüsten die Gruppen: Kentaur und Nymphe (1874), Leda und Jupiter (1876), das Marmordenkmal Wilhelm v. Humboldts für Berlin, ein Entwurf für das Denkmal Viktor Emanuels in Rom und die polychrom behandelte Marmorfigur einer Vestalin (Berliner Nationalgalerie). In der Konkurrenz um ein Luther-Denkmal für Berlin erhielt er den ersten Preis und den Auftrag der Ausführung. Seine [567] Porträte zeichnen sich durch feine Charakteristik und virtuose Marmortechnik aus, während seine größern Werke einen stark malerischen, über die Grenzen der Plastik hinausgehenden Zug haben. 1886 siedelte er nach Berlin über, wo er unter andern eine Statue Chodowieckis[WS 2] für das Alte Museum ausführte. Er ist königlicher Professor.

6) Karl, s. Reventlow.

Otto, bei naturwissenschaftl. Namen, s. O, S. 290.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: einer
  2. Vorlage: Chodwieckis