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MKL1888:Ries

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Ries“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Ries“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 13 (1889), Seite 824825
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Ries. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 824–825. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Ries (Version vom 04.12.2023)

[824] Ries, Papiermaß, s. Papier, S. 678.

Ries (Nördlinger R.), fruchtbare Ebene auf der Grenze des Schwäbischen und Fränkischen Jura in Bayern, mit einem kleinen Stück auch nach Württemberg hinüberreichend, ist 16–18 km lang und breit, wird von der Wörnitz und Eger durchströmt und von den verschiedenen Massen der Juraformation eingeschlossen, während es selbst den jüngsten Erdbildungen angehört. Nördlingen liegt im Innern des R., Wemding am Ost- und Öttingen am Nordrand desselben. Vgl. Mayer, Über die Ortsnamen im R. (Nördling. 1887).

Ries, 1) Name einer Musikerfamilie, deren Stammvater Franz Anton (geb. 10. Nov. 1755 zu Bonn, gest. 1. Nov. 1846 daselbst) in der Bonner kurfürstlichen Kapelle neben Beethoven, B. Romberg u. a. eine geachtete Stellung als Violinist einnahm. Sein ältester Sohn, Ferdinand, Klavierspieler und Komponist, geb. 28. Nov. 1784 zu Bonn, erhielt den ersten Musikunterricht von seinem Vater und vollendete seine Ausbildung in München und Wien, hier von 1801 bis 1805 als Beethovens unmittelbarer Schüler. Nach längern Kunstreisen, besonders im Norden Europas, kam R. 1813 nach London, wo seine Leistungen solche Anerkennung fanden, daß er bis 1823 dort blieb. Dann zog er sich, in den Besitz eines ansehnlichen Vermögens gelangt, nach Godesberg zurück, von wo aus er mehrere Kunstreisen nach England und Italien unternahm, folgte jedoch 1834 dem Drang nach einer amtlichen Thätigkeit und trat die Stelle eines städtischen Kapellmeisters in Aachen an. Äußere Hindernisse veranlaßten ihn, dies Amt schon zwei Jahre später aufzugeben; nach Frankfurt a. M. übergesiedelt, fand er einen Ersatz dafür in der Leitung des Cäcilienvereins, welche er bis zu seinem Tod, 13. Jan. 1838, fortführte. Seine Kompositionen, deren er an 200 jeder Gattung der Vokal- und Instrumentalmusik veröffentlicht hat, lassen durch Form und Inhalt den Schüler Beethovens erkennen, ermangeln jedoch der nötigen geistigen Kraft, um sich neben denen des Meisters auf die Dauer behaupten zu können. Seinem längern vertrauten Umgang mit Beethoven sind die zum Studium desselben als Künstler und Mensch noch heute wichtigen Mitteilungen zu verdanken, die er gemeinschaftlich mit Wegeler [825] unter dem Titel: „Biographische Notizen über L. v. Beethoven“ (Kobl. 1838) veröffentlichte.

2) Hubert, Bruder des vorigen, Violinspieler, geb. 1. April 1802 zu Bonn, erhielt seine Ausbildung ebenfalls durch seinen Vater sowie später in Kassel durch Spohr u. Hauptmann, wurde 1824 am Königsstädtischen Theater zu Berlin als Orchesterdirigent angestellt und trat ein Jahr später in die dortige königliche Kapelle ein. Nachdem er sich durch die seit 1833 von ihm veranstalteten Quartettabende die besondere Gunst des Berliner Publikums erworben, wurde er 1836 zum königlichen Konzertmeister und 1839 zum Mitglied der Akademie der Künste ernannt. Während dieser Zeit entfaltete er eine überaus fruchtbare Lehrthätigkeit, die er auch noch nach seiner in den 70er Jahren erfolgten Pensionierung fortgesetzt hat. Er starb 14. Sept. 1886 in Berlin. Auch als Komponist hat R. auf pädagogischem Gebiet das Bedeutendste geleistet; seine „Violinschule für den ersten Unterricht“ (auch in engl. Übersetzung erschienen), seine „Violinstudien in mäßiger Schwierigkeit“ sowie die „Zwölf Violinstudien in Form von Konzertstücken“ sind Arbeiten von hohem und bleibendem Wert. – Von seinen Söhnen nehmen die ältern, Louis, geb. 30. Jan. 1830 zu Berlin, und Adolf, geb. 20. Dez. 1837 daselbst, der eine als Violinist, der andre als Klavierspieler in London hochgeachtete Stellungen ein; der jüngste, Franz, geb. 7. April 1846 zu Berlin, bildete sich unter Leitung seines Vaters und, nachdem er ins Pariser Konservatorium eingetreten, unter Massart zum Violinisten aus, mußte jedoch nach kurzer, glänzender Künstlerlaufbahn eines Nervenleidens wegen seinen Beruf aufgeben und ließ sich 1875 als Musikalienhändler in Dresden nieder, wo er sich jedoch gelegentlich auch noch als Virtuose und Komponist bethätigte. Seit 1884 lebt er als Mitbesitzer der Firma „R. u. Erler“ in Berlin. Von seinen zahlreichen geistvollen und gediegenen Kompositionen haben namentlich zwei Suiten für Violine sowie mehrere Liederhefte weite Verbreitung gefunden.