Margaretha Maultasch
Margaretha Maultasch.
Vergl. Aventin Bl. 4012.
In Tyrol und Cärnthen erzählen die Einwohner
viel von der umgehenden Margaretha Maultasch, welche
vor alten Zeiten Fürstin des Landes gewesen, und
ein so großes Maul gehabt, davon sie benannt wird.
Die Klagenfurther gehen nach der Betglocke nicht
gern ins Zeughaus, wo ihr Panzer verwahret wird,
oder ihr Vorwitz wird mit derben Maulschellen gestraft.
Am großen Brunnen, da wo der aus Erz gegossene
Drache steht, sieht man sie zu gewissen Zeiten auf
einem dunkelrothen Pferde reiten. Unfern des Schlosses
Osterwik stehet ein altes Gemäuer; manche Hirten,
die da auf dem Felde ihre Heerden weideten,
nahten sich unvorsichtig und wurden mit Peitschenhieben
empfangen. Man hat darum gewisse Zeichen aufgesteckt,
über welche hinaus keiner dort sein Vieh
treibt; und selbst das Vieh mag das schöne, fette
Gras, das an dem Orte wächst, nicht fressen, wenn
unwissende Hirten es mit Mühe dahin getrieben haben.
Zumal aber erscheint der Geist auf dem alten
Schlosse bei Meran, neckt die Gäste, und soll ein Mal
mit dem bloßen Schwerte auf ein neuvermähltes
Brautpaar in der Hochzeitnacht eingehauen haben;
doch ohne jemand zu tödten. In ihrem Leben war
diese Margaretha kriegerisch, stürmte und verheerte
Burgen und Städte, und vergoß unschuldiges Blut.