Medicin-Meßflaschen
[416] Medicin-Meßflaschen. Wer kennt nicht die Verlegenheit, die so oft im Hause entsteht, wenn der Arzt vorschreibt, man solle von der Medicin stündlich einen Kaffee- oder Eßlöffel voll nehmen. Die Löffel in unseren Haushaltungen sind so zu sagen sehr dehnbare Begriffe; ihre Größe schwankt je nach dem Geschmack des Fabrikanten, und es ist uns ein Fall bekannt, wo dem Arzte von seinem Patienten drei verschieden große Kaffeelöffel ins Haus geschickt wurden, mit der Bitte, den Löffel zu bestimmen, in welchem die Medicin verabreicht werden sollte. Diesem Uebelstande sollen die von der Fabrik Siebemann, Vanoli u. Komp. in Unterneubrunn (Sachsen-Meiningen) eingeführten Medicin-Meßflaschen abhelfen. Dieselben bestehen:
- erstens aus der Flasche F, deren Hals bei W kropfförmig ausgebogen ist,
- zweitens aus dem in den Flaschenhals eingeschliffenen mit Grammangabe versehenen Meßstöpsel M, dessen Inhalt der Dosis entspricht, welche das Recept des Arztes vorschreibt.
Unmittelbar über dem Boden des Stöpsels ist eine runde Oeffnung X angebracht, und oben ist der Stöpsel durch einen Korkstopfen K bis zur Abkröpfung a verschließbar. – Beim Gebrauch wird der hohle Meßstöpsel M, welcher auch die ovale Façon des Glases hat, so gedreht, daß dessen Oeffnung X an den Kropf W des Flaschenhalses zu stehen kommt. Die Flasche wird sodann umgestürzt (Fig. 1), worauf die in derselben befindliche Flüssigkeit durch den Kropf W und die Oeffnung X in den Meßstöpsel einfließt, während die in letzterem enthaltene Luft auf gleichem Wege in die Flasche ausströmt. Hat sich der Meßstöpsel vollständig gefüllt, so wird durch Drehung desselben in dieser umgestürzten Stellung die Kommunikation mit dem Inhalt der Flasche wieder unterbrochen, das heißt, es wird die Oeffnung X von dem Kropfe W entfernt. Nun wird die Flasche aufrecht gestellt (Fig. 2), worauf nach Entfernung des Korkes K die betreffende Medicin direkt ohne jegliches Umgießen aus dem Meßstöpsel getrunken werden kann. Als einen besonderen Vorzug dieser Medicinflaschen möchten wir noch den Umstand hervorheben, daß der Kranke auch in liegender Stellung den Meßstöpsel ohne fremde Beihilfe selbst füllen und die Medicin einnehmen kann. *