Melpomene/Band 1/063 Bei dem Grabe einer Wöchnerin

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aus: Melpomene
Seite: Band 1, S. 211–212
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[211]

63. Bei dem Grabe einer Wöchnerin.

Melod. V.

Töne traurig, dumpfe Sterbeglocke
Bei dem Grabe unsrer Schwester hier.

1. Ach! sie hatte Blut und Leben
Für die Kinder hingegeben
Und in tiefer Trauer klagen wir.

2. Jeder Mutter ist schon lange
Vorher auf die Stunde bange
Wo ihr Kind geboren werden soll

3. Und es ist ihr unter bangen
Sorgen gleichsam vorgegangen,
Daß sie bald im Tod erblassen soll.

4. Glücklich wurde sie entbunden,
Aber ach! in zweien Stunden
Sank sie schon in tiefer Ohnmacht hin,

5. Und zur Rettung ihres Lebens
War von Menschenhand vergebens
Schmerzenvoll ihr Eingeweid durchwühlt.

6. Gerne, sprach sie, wollt ich sterben,
Hätt ich keine Leibeserben;
Aber sie verbittern mir den Tod.

7. Doch sie gab vor ihrem Ende
Willig sich in Gottes Hände,
Und entschlief in sanfter Seelenruh.
[212]
8. Alle, die sie liebten, weinen
Laut um sie, und finden keinen,
Ach! sie finden keinen Trostesgrund.

9. O, und ihre lieben Kleinen,
Wie sie um die Mutter weinen!
Unsre Mutter, ach sie ist nicht mehr!

10. Doch nicht ohne Vorbereitung,
Und nicht ohne Gottes Leitung
Schlief sie ein in sanfter Todeshand.

11. Dieses also läßt uns hoffen,
Daß sie dort den Himmel offen,
Und beim höchsten Richter Gnade fand.

12. Denn wer hier geduldig leidet,
Und die Sünde stets vermeidet,
Der gelangt ins wahre Vaterland.