Michel Angelo
In der Sistine dämmerhohem Raum,
Das Bibelbuch in seiner nerv’gen Hand,
Sitzt Michel Angelo in wachem Traum,
Umhellt von einer kleinen Ampel Brand.
Als lauscht’ ein Gast ihm gegenüber hier,
Bald wie mit einer allgewalt’gen Macht,
Bald wieder wie mit Seinesgleichen schier:
„Umfaßt, umgrenzt hab’ ich Dich, ewig Sein,
Ich hüllte Dich in lichte Mäntel ein
Und gab dir Leib, wie dieses Bibelwort.
Mit wehn’den Haaren stürmst Du feurig wild
Von Sonnen immer neuen Sonnen zu,
Entgegenschwebend und barmherzig Du!
So schuf ich Dich mit meiner nicht’gen Kraft:
Damit ich nicht der größre Künstler sei,
Schaff mich – ich bin ein Knecht der Leidenschaft –
Den ersten Menschen formtest Du aus Thon,
Ich werde schon von härterm Stoffe sein,
Da, Meister, brauchst Du deinen Hammer schon,
Bildhauer Gott, schlag zu! Ich bin der Stein.