Miscellaneen (Journal von und für Franken, Band 5, 5)

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Textdaten
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Autor: Diverse
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Titel: Miscellaneen
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aus: Journal von und für Franken, Band 5, S. 632–636
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1792
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Quelle: UB Bielefeld, Commons
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XIX.
Miscellaneen.


1.
Wirzburg den 18 Oct. 
 – Nun unter andern Neuigkeiten auch etwas von dem Amte Klingenberg. Der Schultheiß Nicolaus Müller von Wipfeld hatte seine freundschaftliche Belehrung an seine Landsleute, die im 3ten Hefte des 5ten Bandes des Journals steht, auch besonders mit einer Zueignungsschrift an unsern gnädigsten Fürsten und Herrn abdrucken lassen, und sie persönlich eingereicht. Ob dieser Unterricht nebst der Zueignungsschrift von diesem Landmanne selbst eingekleidet sey oder nicht, das will ich hier weder behaupten noch untersuchen. Es sey wie ihm wolle, so macht es gewiß dem Manne Ehre, daß er eine so gemeinnützige| Sache erfunden und für unsere Gegenden mehr in Umlauf zu bringen gesucht hat. Dem Häckerstand, der seit mehrern Mißjahren so ausserordentlich litt, kann es kein geringer Behuf zu seinem bessern Fortkommen werden, da das Haupt-Ingredienz dieses guten Brannteweins auch seit mehrern Jahren auf Häckers-Dörfern sehr häufig gebaut wird.

 Das Werkchen hat bey unserm für alles gemeinnützige und gute besonders gestimmten Fürst-Bischoff sehr vielen Eingang gefunden, und soll, dem eigenen Ausdrucke zu Folge, ihm eine wahre Freude verursacht haben. Zum Beweise dessen dient, daß der Verfasser dieser kleinen Schrift mit 2 silbernen Belobungs-Medaillen sogleich von dem Fürsten selbst beschenkt worden ist. Jede dieser Medaillen enthält auf der einen Seite das wohlgetroffene Brustbild des Fürsten, auf der andern die Attribute des Fleißes mit der Aufschrift: merces laborum. So habe ich bey meiner jüngsten Vacanzreise durch dieses Amt mehrere Schullehrer und Commissions-Mitglieder gefunden, die ihrem Stande Ehre machen. Sie denken nicht nur sehr richtig, sondern sie sind auch in den gegebenen Landesverordnungen recht wohl unterrichtet; wobey Industrie und Landesverbesserung nothwendig immer mehr gewinnt. Gott gebe nur, daß die gewöhnlichen Feinde der Aufklärung hier nicht ihr Spiel, wie in manchen andern Gegenden, mit so glücklichem Erfolge treiben!

 Da der gemeine Mann unter uns Katholiken noch so wenig liest, am allerwenigsten aber neue Sachen, so ist zu befürchten, daß Müllers gemeinnütziges Tractätchen denen unbekannt bleibt, die sich daraus unterrichten und bessern sollen. Ich glaube zwar, daß der Fürst, oder seine fürs Gute so thätige Hofkammer nichts unversucht lassen werden, den Landmann mit diesem Schriftchen bekennt zu machen. Wäre ich reich, so wüßte| ich, was ich thäte. Ich würde einige Thlr. – welch’ ein geringer Aufwand für so viele zu Wirzburg reichlich präbendirte Herren – zum Ankauf einiger Exemplare anwenden und sie in den Häckersdörfern des Tauber- Necker- Main[-] und Saal-Grundes unentgeldlich vertheilen lassen; desgleichen auch in den Gegenden des Steigerwaldes, der Röhn und des Speßhardts. Etliche hundert Exemplare vertheilt, was könnten sie für manchfaches Gutes stiften, wenn sie auch weiter nichts, als allgemeines Nachdenken über wahrhafte Gegenstände der Industrie verbreiteten.

 Wenn eine Parthie Exemplare zusammen genommen wird, so kann sich wohl auch die Verlagshandlung billiger finden lassen.[1]


2.

 Am 16 Aug. starb zu Nürnberg Herr Johann Georg Lederer, Rector der Spitaler Schule im 53 Jahr seines Alters. Er hat sich durch pädagogische Schriften und Übersetzungen bekannt gemacht.


3.

 In Anspach starb am 24 November der Verfasser der Chronologen, des grauen Ungeheuers etc. Herr Weckhrlin.


4.

 Am 3ten December verlor die Universität zu Jena durch den Tod des Herrn geh. Kirchenraths D. Joh. Christoph Döderlein einen ihrer wichtigsten Lehrer. Er war unser Landsmann, aus Windsheim gebürtig, und lehrte mehrere Jahre auf der Universität, auf welcher er sich gebildet hatte, zu Altdorf. Er war erst 46 Jahre alt, und hätte der Welt noch vieles nützen können, da er ein Gelehrter von rastloser Thätigkeit, ausgebreiteten Kenntnissen und vorzüglichem Genie war.


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5.
Aus Meiningen.

 Hier wohnt ein Glaser-Meister, Nahmens Kraech, der sich, nebst seinen Handwerks-Arbeiten, mit Mechanik beschäftigt, und seit einiger Zeit es unternommen hat, Fortepiano nach Steinischer Manier zu bearbeiten. Die ersten Versuche glückten so wohl, daß Kenner von seinen ferneren Lieferungen viel erwarten zu dürfen sich versprechen. Er ist gesonnen mit dergleichen Arbeiten fortzufahren, und wünscht mit der Versicherung bekannt gemacht zu werden, daß er um billige Preise unverzügliche Bedienung leisten werde. Seine Addresse ist sein Name.


6.
 Herr Johann Heinrich Hampe, Commissair zu Braunschweig, fährt noch unermüdet fort auch uns Franken mit seinen Briefen und Loosen der Braunschweiger Waisenhaus-Lotterie heimzusuchen und uns unnöthiges Porto zu verursachen. Er hält uns also noch für so einfältig, daß wir in Lotterien setzen, und für solche ungehorsame Bürger, daß wir Kreis- und Landes-Edicte nicht befolgen, welche längst alles Lotto- und Lotteriewesen untersagt haben. Er legt es seinen Correspondenten in seinem Brief besonders ans Herz, daß man durch Annahme eines Looses zur Unterhaltung eines Waisenhauses etwas beytrage, und will uns zu Nachfolgern des heil. Crispins machen, der glaubte, der Zweck heilige die Mittel. Das ist wirklich beleidigend für den Verstand und das Herz derjenigen, welchen man so etwas zumuthet. Möchte Herr Hampe sich doch überzeugen, daß es ihm weit mehr Ehre und Glück bringen werde, wenn er seinen Handel mit Braunschweiger Schlackwürsten eifrig treibt, als wenn er sich zum Werkzeug eines solchen verwerflichen Gewerbes brauchen läßt, als Collectiren zu Lotterien ist. – Diese Sache verdiente doch endlich einmahl die Aufmerksamkeit des| Reichstags, ohne dessen Mitwirkung der Lotto- und Lotterie-Unfug nie abgestellt werden kann, so lange nicht alle Gelegenheit diese Art der Thorheit auszuüben ganz abgeschnitten ist. Es würde dieß ein neuer Beweis seyn, wie ersprießlich fürs Ganze die Bemühungen der Teutschen Reichsversammlung werden können.


7.

 Zu Absperg waren vom Jahr 1591 bis den 4 Febr. 1792, 227 Asylanten. Unter diesen befanden sich 30 Ehebrecher und Fornicanten, 2 Diebe, 2 Frauenspersonen-Entführer, 4 Wildschützen, 23 Deserteurs, 4 Beamte wegen Rechnungsrecesse, 12 Schulden wegen, 7 Kaufleute wegen Bankerutt, 13 Duellanten, und unter letztern 1 Graf und 8 Cavaliers. Die übrigen waren ungefähre Todschläger im Trunk, in Rauf- und Schlaghändeln, wozu meistens Weibsleute und Eifersucht Anlaß gegeben hatten. Der merkwürdigste unter diesen Todschlägern ist ein Brudermörder. Dermahlen (den 4 Febr. 1792) befinden sich 4 ungefähre Mörder im Raufhandel als Asylanten daselbst, wovon der älteste schon 20 Jahre, die übrigen 3 erst ein Jahr da sind.



  1. Allerdings, sie verspricht auf 25,1/4 und auf 50,1/3 Rabatt gegen gleich baare Bezahlung.