Mit Onkel auf Reisen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: V. B.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Mit Onkel auf Reisen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 19, S. 337, 344
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[337]

Mit Onkel auf Reisen.
Nach dem Oelgemälde von Albert Conrad.

[344] Mit Onkel auf Reisen. (Mit Illustration Seite 337.) Es giebt Onkel , welche eigentlich nur den Namen Oheim verdienen , da sie im Grunde nichts weiter bedeuten als einen Verwandtschaftsgrad: Onkel mit Familie, welche jeden Pfennig ihrer Einkünfte benöthigt, Onkel, welche sich um ihre Neffen und Nichten etwa in so weit kümmern, als sie dann und wann einmal zu Besuche erscheinen und wohl auch zum Besuche einladen. Man begrüßt sie als Onkel, freut sich, sie wiederzusehen, und gratuliert ihnen zu Familienfesten wie zu Neujahr. Das ist Alles. Der wahre, ideale Onkel stellt ganz etwas Anderes dar. Er ist wohlhabend bestenfalls unverheirathet, mindestens kinderlos, voraussichtlich Erbonkel, womöglich Goldonkel. Er ist ein munterer Herr, welcher mit Neffen und Nichten auf dem Neckfuße und auf dem Geschenkfuße steht und gewissermaßen ein Theil seiner socialen Aufgabe darin erblickt, da, wo Papa sich seinen Sprößlingen versagen muß, für ihn einzutreten. Er muß oft heikle Dinge ordnen, versöhnen. Ein richtiger Onkel ist für den Bruder Studio ebenso unschätzbar, wie unter Umständen für ein Fräulein Nichte, welche mit ihrer Herzensangelegenheit nicht ohne seine Beihilfe ins Reine kommen kann. Dafür ist sein Lohn kein geringer: der Neffe breitet seinen Ruhm aus, die Nichte — und was für bezaubernde Nichten gibt es! — umschmeichelt ihn mit Liebkosungen wie mit Sammet. Es mag vorkommen, daß Letzteres nicht ohne einen gewissen wehmütigen Beigeschmack bleibt; selbst bei dem Onkel auf unserem Bilde ist diese Möglichkeit, trotz seines geistlichen Charackters und seiner überreifen Jahre, wohl kaum ausgeschlossen — jedenfalls ist derselbe ein echter Onkel, von Genugthuung erfüllt, als Führer und Beschützer einem Flug in die schöne Welt hinaus, verhelfen zu können, und das strahlende Gesichtchen da sagt es: er hat das „Profit!“ redlich, das ihm auf der Rast von rosigen Lippen zugetrunken wird!V. B.