Zum Inhalt springen

Nach San Remo

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Nach San Remo
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 12, S. 198
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1888
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[198] Nach San Remo. Unter diesem Titel hat die Verlagshandlung von Oesterwitz in Spandau „Grüße deutscher Dichter an unsern Kronprinzen“, den jetzigen Kaiser Friedrich, gesammelt: es sind die namhaftesten deutschen Lyriker, welche dem schwergeprüften Fürsten diese Grüße in die Riviera sandten. Und welche verschiedenartigen Klänge schlägt hier die Begeisterung für ihn an: es finden sich schwerwiegende Bilder aus deutscher und griechischer Mythologie: hier wird er mit dem verwundeten Philoktet verglichen, dem am lemnischen Gestade die Wunde heilt; dort will ihn der tückische Loki verderben. Gerhard von Amyntor beginnt seinen altnordischen Gesang mit den Versen:

„Einst herrschte im nordischen Riesenland
Ein greiser Recke mit mächtiger Hand.
Prinz Edel stand, sein einziger Sohn,
Ein zweiter Baldur, zunächst dem Thron;
Und Vater und Sohn, sie wurden gleich
Geliebt und bewundert im ganzen Reich.
Wo der Greis sich zeigte, da jauchzten im Chor
Die Riesen, man hielt die Kindlein empor;
Der Gruß des Sohnes war Sonnenschein
und schmeichelte sich in die Herzen hinein.“

Darüber ergrimmt Loki im bitteren Neid und sinnt das Verderben des Prinzen Edel. Nachdem er von den Nornen nichts erfahren, was seinen Wünschen entspricht, wendet er sich an ein altes Weib, das ihm Giftkörner giebt, die er dem Prinzen in den Born wirft. Da gesellt sich diesem das Leid, aber in Liebe erglühen alle Herzen für ihn, von Freias Hand gerührt, und Loki erkennt, daß er solcher Liebe nicht zu trotzen vermag, und daß er dem Königssohn nur Heil brachte.

Die meisten dieser Gedichte haben nicht solche epische Breite: sie sind zum großen Theil kurzathmig, leichtgeflügelt. Georg Ebers widmet dem Kronprinzen seine Dichtung „Elifen“:

„Was unter Schmerz beschlossen,
Gesungen und gedacht:
Dem hohen Leidgenossen,
Ihm sei es dargebracht.

Und lässest du, mein Singen,
Am Pfade, den er zieht,
Ein Röslein nur entspringen,
Dann sei gesegnet, Lied!“

In Carmen Sylva’s Gedicht finden sich die folgenden Strophen:

„Dem Güte strahlt aus Augenblau,
Dem jedes Wort wie frischer Thau
Vom Herzen quillt!
Der soll vergehn?
Gott, laß es nicht geschehn!

Die Stirne hoch in Völkerschlacht,
Klaglos der Mund in Schmerzensnacht,
Im Lebenskampf
Soll er voran,
Gott, auf dem heißen Plan.“

Viktor Blüthgen sendet eine Botschaft nach San Remo mit den Schlußversen:

„Blüht, o Veilchen, von San Remo,
Tulpen, Krokus, Hyazinthen –
Frühlingsdüfte, Frühlingskräfte,
Schmeichelt seine Leiden fort!

Nimm den Fluch von dir, ein Giftkelch
Deutschem Kaiserblut zu heißen!
Sühne dich, mach’ ihn genesen,
Sonnenland Italia!“

Felix Dahn richtet an den Prinzen die folgenden Verse:

„Wie schwer Du littest auch in langen Tagen –
Der Schmerz hat eine Goldfrucht Dir getragen:
Auf Deines Glückes sonnenhellen Bahnen,
Die ganze Fülle konntest Du nicht ahnen
Der heißen Liebe, welche, tief bewegt
Von Dank und Hoffnung, treu Dein Volk Dir trägt.
Ja Dank für alles, was Du uns geschaffen,
Im Frieden wie im eh’rnen Werk der Waffen –
Und Hoffnung: denn es ruft Dein Volk Dir Zu,
Rings dunkle Sturmnacht – unser Stern bist Du!
Es muß Dir wohltun, Herr, in aller Pein,
So überwältigend geliebt zu sein.“

Rudolf Baumbach schlägt wie immer mit Glück volkstümliche Klänge an in seinen kurzgeschürzten Strophen. Er läßt dem Kaiser die Kunde bringen, daß der Kronprinz für immer der Stimme hellen Klang verloren habe.

„Der Kaiser spricht ergeben:
Du, Herr, bist über mir.
Laß mir den Sohn am Leben,
Des Thrones künft’ge Zier!

Und bleibt der Fritz auch heiser,
Drum wankt das Reich noch nicht.
Man hört den deutschen Kaiser,
Auch wenn er leise spricht.“

Und so nach ihrer Eigenart feiern unsere Lyriker in mannigfachen Weisen den Kaisersohn. Jetzt aber gehören diese Elegien, die nach San Remo wanderten, bereits der Vergangenheit an, und mit vollerem Klang muß die deutsche Dichtung jetzt in die Saiten greifen, um den in das Vaterland zurückgekehrten Kaiser zu feiern. †