Nachricht von einem in seiner Art einzigen Künstler in Franken

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Autor: Anonym
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Titel: Nachricht von einem in seiner Art einzigen Künstler in Franken
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 3, S. 751–755
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1791
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld, Commons
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VI.
Nachricht von einem in seiner Art einzigen Künstler in Franken.
Auf dem freyherl. Winkler von Mohrenfelsischen Rittergut Hemhofen, 2 Stunden von Erlangen, lebt seit vielen Jahren ein Fabrikant und sehr unternehmender Mann, der mit seinen Söhnen wegen seiner Betriebsamkeit in und ausser Franken näher bekannt gemacht zu werden verdient. Er heißt Friederich Christoph Karl Adam. Er hat eine Berlinerblau-Fabrik angelegt, die in der besten Verfassung ist. Daß er den großen Absatz nicht mehr, wie vor einigen Jahren hat, dies rührt unstreitig davon her, daß mehrere, mit welchen er in Geschäfften stand, nicht mehr sind, was sie waren, und er überhaupt auswärts nicht| so bekannt geworden ist, als er es durch die Güte, Feinheit und ungemein schöne Farbe seines Kunstproducts zu werden verdient hätte. Bereit wäre er indessen immer zur promtesten Bedienung, wenn man sich mit mehreren Bestellungen an ihn wenden möchte, weil er durch einen seiner geschickten und fleißigen Söhne hierin sattsam unterstützt wird.
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 Noch weit mehr aber verdient die kunstvolle, von dem Chemiker längst sehnlich gewünschte Erfindung, der zu seinem Fache erforderlichen aus dauerhaften Steingut zu verfertigenden Gefäße und Werkzeuge, die unter der Hand seines jüngsten Sohnes, Johann Nicolaus Adams, zum wahrscheinlich höchsten Grad möglicher Vollkommenheit gediehen ist, allgemein bekannt gemacht zu werden. Dieser junge Mann, dem der Name eines Künstlers um so weniger abgesprochen werden kann, da er alles, was ihm in seiner Kunst von dem Chemiker vorgezeichnet wird, bis zur Verwunderung ausgeführt, legte bey Realisirung seiner Wünsche Proben einer eisernen Geduld ab. Er stellte mit allen Erdarten in hiesigen Gegenden Versuche an, und ob ihm gleich die meisten mißlangen, oder doch wenigstens nicht| so ausfielen, als er gewünscht und gehofft hatte, so gab er doch den Vorsatz, das dauerhafteste, festeste und eleganteste Steingut hervorzubringen, nicht auf, sondern suchte in entfernteren Gegenden, was ihm zur Ausführung seiner Ideen nöthig schien. Endlich fand er die gewünschte Erdart, und verfertigt nicht nur seit der Zeit für verschiedene Apotheken, Laboratorien, Goldschmid-Werkstätten und Rothgießereien alle Sorten von Schmelztiegeln und andern aus rauhem Steingut ihm angegebenen Gefässe, sondern hat es auch durch Nachdenken und Fleiß so weit gebracht, daß er nunmehr im Stande ist, von dem feinsten Zeug alles zu liefern, was der Chemiker zum Destilliren, Präcipitiren und andern kunstmässigen Handthierungen nur immer nöthig haben mag. Man kann bey ihm in Hemhofen, oder auch in der Johann David Haasischen Handlung (in der alten Ledergasse) in Nürnberg (welche seit geraumer Zeit Bestellungen annimmt) haben:
1) Reib- und Präparirschaalen von 3 bis 12 Zollen im Durchmesser, sammt den Pistillen.
2) Apotheker-Büchsen von der größten bis zur kleinsten Sorte.|
3) Abrauch-Schalen, eine Maaß groß, und so verhältnißmäßig fort bis zu 30 Maaßen.
Beyde gedachte Gattungen von Schaalen, so wie die Apotheker-Büchsen, sind aussen so glatt, als das feinste Porzellan, ohne alle Risse und überaus schön von brauner Farbe. – Auch die äussere Form verräth den Künstler, und die hier angebrachten Verzierungen scheinen mit den geringen Kosten in gar keinem Verhältniß zu stehen.
4) Helme und Kühlrohre zum Verzinnen kupferner Blasen, womit der Essig auf eine leichtere und wohlfeilere Art zu destilliren ist.
5) Kolben und Retorten, nach der alten und neuern Art, so daß man die kostsplittrigen gläsernen ganz entbehren kann.
6) Ausser den oben angeführten Schmelztiegeln noch eine zweyte Sorte, welche das Bleyglas zweymahl 24 Stunden aushalten.
 Dieß alles ist bey Herrn Adam bisher von ausserordentlicher Güte und Schönheit gemacht worden. Aber es ist bey weitem nicht alles, was er noch zu verfertigen im Stande ist. Von allen und jeden zum chemischen Gebrauch dienlichen Gefäßen und Werkzeugen nimmt er Bestellung an, und wird sie gewiß zur vollen Zufriedenheit aller,| die sich an ihn wenden, exact liefern. Man darf ihm zu dem Ende nur die Form angeben, Zeichnungen zuschicken und das Maaß bestimmen. Bey den Helmen z. B. verlangt er bloß die Weitung, eben so bey den Retorten, ob man sie von einer oder der andern Façon haben will. Der Kunstverständige, der die Gefahr kennt, welche bey dem Gebrauch der messingenen Kolben nie ganz zu vermeiden ist, und die hier, mit so geringem Aufwand, ganz vermieden werden kann, wird, wenn er diese Nachricht gelesen hat, nicht säumen, durch Bestellungen den jungen Künstler noch mehr aufzumuntern.

 Wer die innere Einrichtung seines Laboratoriums, der von ihm selbst erbauten Öfen, die Anordnung der Geräthschaften und sämmtlicher von ihm selbst erfundenen und verfertigten Werkzeuge in Augenschein nehmen wollte, der würde darüber gewiß, wie der Einsender dieser Nachricht, ein ausserordentliches Vergnügen empfinden. Er macht noch nebenher allerley Tischgefäße, so rein und nett, daß sich das Auge daran nicht satt sehen kann. Eine kleine Mühle von Steingut, für den Chemiker kostbar und wünschenswerth, wird das nächste Product seines Kunstfleißes seyn.