Nachrichtenverbreitung sonst und jetzt
[240] Nachrichtenverbreitung einst und jetzt. Es war am 12. Januar 1519 als in Wels bei Linz Max I. die Augen zum letzten Schlummer schloß. Für das Heilige römische Reich deutscher Nation konnte es eine wichtigere Nachricht als die Kunde vom Tode des Kaisers nicht geben, und es zeugt für den Geist des Verkehrslebens jener Zeit, wie außerordentlich langsam diese Botschaft damals ihre Wellen schlug. Für gewöhnlich ging ein Brief von Linz nach Augsburg 2½ Tage, bei dem harten Wetter des Januar dauerte es aber 4 Tage, bis zum 16. Januar, bevor die kaiserlichen Räte in Augsburg den Tod ihres Monarchen erfuhren. Auch in Trient langte die Nachricht am 16. an, 2 Tage später in Ofen und Brescia und am 19., als Ulrich von Württemberg die Totenfeier beging, wußte man auch in Venedig bereits, daß Maximilian nicht mehr lebte. Nürnberg erhielt die Kunde ebenfalls eine Woche nach dem Ereignis – sie war also täglich um fünf Meilen fortgeschritten – und gab sie weiter nach dem Norden Deutschlands. Am 23. übermittelte Frankfurt a. M. die Nachricht nach Wetzlar, und gleichzeitig erfuhr auch Margarete von Oesterreich in Mecheln den Tod ihres Vaters und die Thronbesteigung Karls des Fünften. Auch in Rom war am 23. die Trauerbotschaft eingetroffen, während Paris sie am 25. und Spanien erst am 28. Januar, 16 Tage nach dem Ereignis, erhielt. Heute bedarf der Telegraph kaum ebensovieler Minuten zur Uebermittlung wichtiger Staatsereignisse. Bw.