Nationaler deutsch-amerikanischer Schulverein
[148] Nationaler deutsch-amerikanischer Schulverein. In Chicago hat sich in der zweiten Hälfte des vorigen Jahres ein Verein gebildet, der es verdient, auch diesseit des Oceans mit besten Wünschen für ein ersprießliches Gedeihen begrüßt zu werden: ein deutsch-amerikanischer Schulverein, welcher in ähnlichem Sinne in Amerika wirken will, wie dies der allgemeine deutsche Schulverein in Europa schon seit einigen Jahren gethan hat.
Das Programm des Vereins ist ein so klares und verständiges, daß ein erfreulicher Erfolg seiner Bestrebungen kaum fraglich sein durfte. Die amerikanische Nation zu einem einheitlichen Ganzen auszugestalten, ist das Ziel, welchem auch der Deutsch-Amerikaner zustrebt; aber zur Erreichung dieses Zieles, bis zur Verschmelzung der verschiedenen Nationalitäten zu einem einzigen großen amerikanischen Volke soll das Hauptstreben des Einzelnen wie der Gesammtheit darauf gerichtet sein, das neue Volk mit den besten Charakterzügen und Errungenschaften auszustatten, welche die verschiedenen Völker der alten Welt sich mühevoll im Laufe der Jahrhunderte angeeignet haben. Da nun aber das deutsche Volk vor anderen reich ist an Eigenschaften, welche zur Hebung und Festigung der jungen werdenden Nation geeignet sind, so ist die Erhaltung, Kräftigung und Ausbreitung des deutschen Elementes in der amerikanischen Bevölkerung aus diesem Grunde – im wohlverstandenen eigenen Interesse – nicht eine bloße Anhänglichkeit an die vertraute Sprache und das alte Vaterland und seine Kultur, sondern eine Pflicht. „Das deutsche Volk,“ heißt es diesbezüglich in dem Programm des Vereins, „besitzt treffliche Eigenschaften des Herzens und Geistes, und insbesondere haben ihm seine Arbeitstüchtigkeit, sein wirthschaftliches Talent, seine Erziehungsmethoden, wissenschaftliche und künstlerische Erfolge, sowie seine reiche klassische Litteratur den Beifall und die Anerkennung aller andern Kulturvölker eingetragen. Wir Deutsch-Amerikaner sind aber natürliche Erben dieser Vorzüge des deutschen Volkes, und da wir zugleich unter all den hier eingewanderten Bevölkerungselementen das zweitmächtigste sind, so würden wir uns an unserer Abstammung und dem Wohle unseres Adoptiv-Vaterlandes versündigen, setzten wir nicht all unsere Kräfte ein, unsere Nachkommen und so zugleich die werdende amerikanische Nation jener Vorzüge theilhaftig zu machen.“ Zur Erreichung dieses Zieles ist in erster Reihe die Erhaltung der deutschen Sprache in Schule und Haus nothwendig; und die thatkräftige Pflege derselben insbesondere durch Gründung deutscher Schulen und Beibehaltung des Deutschen als Verkehrssprache ist es, welche sich der deutsch-amerikanische Schulverein zur Aufgabe gestellt hat.
Hierzu ein aufrichtiges „Glückauf!“ auch von den Stammesbrüdern im alten Vaterlande! * *