Neuer Versuch zur Enthüllung eines alten Geheimnisses

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Titel: Neuer Versuch zur Enthüllung eines alten Geheimnisses
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aus: Die Gartenlaube, Heft 30, S. 496
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1883
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[496] Neuer Versuch zur Enthüllung eines alten Geheimnisses. Die „Gartenlaube“ hat im Jahrgang 1863 (S. 300 u. 309) in dem illustrirten Artikel „Ein geheimnißvolles Grab“, ferner 1866 (S. 379) in dem Artikel „Zwei fürstliche Geheimnisse neuerer Zeit“ und endlich 1867 (S. 416) in der Notiz „Ein Ruck am Schleier des Geheimnisses“ die unheimliche Geschichte von dem Menschenpaar erzählt, das über ein Menschenalter lang in tiefster Abgeschlossenheit von aller Welt erst in, dann bei Hildburghausen in einem Dorfschlosse (Eishausen) lebte, das zwar nunmehr längst, die Frau 1837, der Mann 1845, gestorben ist, aber durch den mächtigen Reiz des Geheimnißvollen einen förmlichen Sagenkreis hinterließ und eine Reihe von poetischen und von historisch untersuchenden Schriften veranlaßte, die das Dunkel, welches über dem jahrelangen Erlebniß schwebt, eher vermehrten als aufhellten.

Wir sind in Folge unserer Nachforschungen damals zu der Ansicht gelangt, daß diese Abgeschlossenheit von aller Welt weder von Seiten des Mannes noch der Frau eine freiwillige, daß sie vielmehr eine nothgedrungene, ja ängstlich gehütete war, und daß wir in dem weiblichen Wesen eine Bewachte, in dem Manne aber den Wächter derselben erkennen mußten. Da der Letztere, der sich Vavel de Versay nannte, als reicher, vornehmer Herr auftrat, so wurde er – man weiß nicht wann und von wem zuerst – der „Herr Graf“ genannt und die Dame die „Frau Gräfin“; seinen Namen „Vavel“ machte das Landvolk in und um Eishausen sich mundgerecht, indem es ihn „Pfaffel“ hieß. Erst nach dem Tode der Frau ward es bekannt, daß sie nicht seine Gemahlin gewesen, in der kirchlichen Todtenliste steht sie als „Sophie Botta, ledig, bürgerlichen Standes, aus Westfalen, 58 Jahre alt“. Von dem Manne aber ward es später bekannt, daß er neben dem genannten Namen auch den eines „Leonardus Cornelius van der Balck“ führte.

Von der „Gräfin“ weiß man, daß sie während der dreißig Jahre ihres Gefangenenlebens nur zweimal mit einem anderen Menschen, als dem „Grafen“ gesprochen hat, und zwar in deutscher Sprache. Der „Graf“ stand vierzehn Jahre lang mit dem Geistlichen von Eishausen (dem Vater des als Director der Musterschule in Frankfurt a. M. berühmt gewordenen Pädagogen Kühner) in tagtäglichem brieflichem Verkehr und hat doch jede persönliche Berührung mit ihm vermieden, nie ein Wort mit ihm gesprochen. Im Nachlaß der „Gräfin“ fand man die feinste Pariser Garderobe, in dem des „Grafen“ eine ausgewählte und reichhaltige Bibliothek wissenschaftlicher Werke in verschiedenen Sprachen. Sind diese wenigen Andeutungen nicht schon hinreichend, immer frischen Eifer zur Enthüllung dieser geheimnißvollen und noch so nahen Vergangenheit zu erwecken?

Dies ist in der That geschehen. Vor uns liegt der erste Theil eines neuen Werkes: „Der Dunkelgraf von Eishausen. Erinnerungsblätter aus dem Leben eines Diplomaten von R. A. Humann, Dr. jur. et phil. Mit Abbildungen des Portraits des Dunkelgrafen und des Schlosses von Eishausen.“ (Hildburghausen, Kesselring, 1883.) Da dieser erste Theil sich vorzugsweise mit dem „Grafen“ beschäftigt und erst der zweite die Nachforschungen über die „Gräfin“ enthalten wird, so versparen wir unsere Mittheilungen über das Resultat der fleißigen und geistvollen Arbeit für später, empfehlen aber das interessante Buch Allen, die der Reiz des Geheimnißvollen anlockt.