Pfingstoffenbarung

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Autor: Victor Blüthgen
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Titel: Pfingstoffenbarung
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Pfingstoffenbarung.

Welch ein wonnesames Weben
Rührt mich herzbewegend an?
Geist der Pfingsten, fühlt mein Leben
Wieder sich in deinem Bann?

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Wie sich Blüthenäste beugen,

Und der Windhauch Farben schneit!
Weckst du wieder deine Zeugen
Hoher Geist der Herrlichkeit?

Ach, das war ein schläfrig Träumen,

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Unbefriedigt, glaubensmüd’,

Unter starren Winterbäumen
Ohne Blatt und ohne Lied:
Bis der Lenzgewitter Mahnen
Ging vor deinem Siegeslauf

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Und der Hoffnung grüne Fahnen

Pflanzten laue Lüfte auf.

Und nun brennt’s auf dunklen Schollen,
Lodert’s in der Aeste Grün:
Plötzlich muß mit wundervollen

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Flammen dein Geheimniß glüh’n;

Jedem Veilchenkelch entrungen,
Schwimmt es in die Welt als Duft,
Und der Tulpen Feuerzungen
Rufen’s in die weiche Luft:

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„Selbstisch Brüten, kühles Streben

Macht dich nicht vom Staube frei;
Liebe heißt das ew’ge Leben,
Das die Ketten bricht entzwei.
Liebe will dir Wunder zeigen,

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Die du schlummernd in dir trägst;

Höchstes Glück wird nur dein Eigen,
Wenn du Liebesarme regst.“

Die Jehova sich vertrauten,
Die verbannt vom Tempelthor –

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Jedem mit der Heimath Lauten

Klingt die Botschaft in das Ohr,
Und die Herzen, sie begreifen’s;
Augen schau’n sich selig an;
Tausend kleine Vögel pfeifen’s:

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Daß der Himmel aufgethan.


Durch die Seelen wogt ein Wallen,
Wie ein Rausch von jungem Wein;
In die schönen Wunderhallen
Zieh’n die gläub’gen Schaaren ein,

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Und es wirkt verjüngten Strebens

Jeder, was der Sinn ihm weist:
Also schickt der Herr des Lebens
Pfingsten seinen heil’gen Geist.

 Victor Blüthgen.