Polnische Israeliten in der Synagoge
[740] Polnische Israeliten in der Synagoge. (Mit Abbildung S. 729.) Wir führen heute unseren Lesern die Holzschnittreproduction eines trefflichen Gemäldes vor, welches auf der diesjährigen internationalen Kunstausstellung in Wien allgemeine Anerkennung fand. Dasselbe stellt einige vorzüglich gelungene Charakterköpfe betender polnischer Israeliten aus der Umgegend von Krakau dar. Eine Charakterstudie spricht für sich selbst, und so genügen wohl wenige Worte zur Erklärung unseres heutigen Bildes. Im Vordergrunde desselben erblicken wir das scharfgeschnittene Gesicht eines der Betenden mit der eigenartigen galizischen Kopfbedeckung. Derselbe ist, wie sein Nachbar zur Rechten, mit dem Bettuch oder Betmantel, dem „Talles“, welchen der israelitische Knabe bei seiner Confirmation erhält, umhüllt. – Der Maler des sehr gelungenen Bildes, Anton Kozakiewicz, ist selbst ein Krakauer Kind; er besuchte zunächst die Kunstschule seiner Vaterstadt, ging dann nach Wien, wo er den Unterricht Engerth’s genoß, und nahm 1871 seinen Wohnsitz in München. Seine Bilder, deren Stoffe meistens dem Volksleben seiner Heimath entlehnt sind, zeichnen sich durch künstlerische Composition und ein lebhaftes Colorit aus.