RE:Ἀμφιάρεω Ἐξελασίη

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Titel eines homerischen Epos, Heerzug der Sieben gegen Theben
Band I,2 (1894) S. 1897 (IA)–1898 (IA)
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Ἀμφιάϱεω ἐξελασίη wird in der Homervita des Ps.-Herodot § 9 und bei Suidas als Titel eines homerischen Epos angeführt. Fragmente sind nicht erhalten. Doch ist aus dem Titel mehreres über den Inhalt mit Sicherheit zu folgern. Die grosse That in der Sage von Amphiaraos ist sein Heerzug mit den Sieben gegen Theben, um dem Polyneikes, des Oidipus Sohn, das väterliche Erbe von seinem Bruder Eteokles zu erobern. Als Seher wusste Amphiaraos sein eigenes [1898] und das Verderben des Heeres vor Theben voraus, er kann also nicht freiwillig mitgezogen, sondern muss dazu gezwungen worden sein. Die Erzählung dieser Verwicklung muss den Hauptinhalt des Epos gebildet haben, das den Titel Ἀ. ἐξ. tragen konnte. Notwendig müssen aber auch die Folgen des Auszuges, Kampf und Tod der sieben Argiverhelden, erzählt worden sein. Dagegen schliesst der Titel den Gedanken aus, dass auch die Epigonen und Alkmeons Rache für seinen Vater Amphiaraos an seiner Mutter Eriphylen besungen war. Das Lied von der μῆνις Ἀχιλλέως ist in der Anlage parallel. Welckers Identification der Ἀ. ἐξ. mit der Thebais ist unbewiesen und höchst unwahrscheinlich. Doch hat er mit Recht Lobecks und Bergks (Com. de com. Attica ant. 220) Hypothese, die Ἀ. ἐξ. sei ein Lehrgedicht gewesen, zurückgewiesen (Ep. Cykl. II² 324, 8). Dieselbe stützte sich auf die Annahme, die von Klearch ἐν β’ πεϱὶ παϱοιμιῶν (Athen. VII 317a) überlieferten, vom Karystier Antigonos 25 als homerisch citierten, von Theognis 213 und Pindar (Boeckh vol. II 2, 650) u. a. benützten Verse (vgl. Bergk PLG⁴ II 139), die eine Lebensregel an den ‚Heros Amphilochos‘ richten, seien aus dem Epos Ἀ. ἐξ. entnommen. Aber sie berechtigen nicht, auf ein Lehrgedicht zu schliessen. Dass sie aus der Ἀ. ἐξ. stammen, ist zwar nicht bewiesen, aber nicht unwahrscheinlich. Es würden diese Verse den Gedanken verbieten, auch Alkmeon sei hier, wie in der Vulgärversion, Sohn des Amphiaraos gewesen, und so, gleich wie die aus dem Titel Ἀ. ἐξ. zu ziehenden Folgerungen die Rache des Sohnes an Eriphylen von diesem Epos ausschliessen.

Neuerdings ist versucht worden, die unter Amphiaraos S. 1889 erzählte altertümliche Sage von des Amphiaraos Streite mit Adrastos, ihrer Versöhnung, der Bestellung Eriphylens, der Schwester dieses, Gattin jenes, zur Schiedsrichterin, ihrer Bestechung durch Adrastos und Entscheidung gegen Amphiaraos, seines Auszuges und des Todes der sieben Argiverhelden vor Theben für das Epos Ἀ. ἐξ. wahrscheinlich zu machen. Litteratur: Welcker Ep. Cyklus² I 185. II 320. Bethe Thebanische Heldenlieder 41. 43–75.

[Bethe. ]