Ἀσκληπιάς, eine gern auf Bergen wachsende Pflanze mit zahlreichen feinen, wohlriechenden Wurzelfasern, aber stark, fast betäubend riechenden Blüten, die, weil vornehmlich in der Heilkunde (z. B. wurden die Blätter aufgelegt bei Erkrankungen der Gebärmutter und der Brustwarzen) wirksam verwendet, dem Asklepios zu Ehren ihren Namen trug. Sie gehörte zu den Gewächsen, deren Erfindung dem Asklepios zugeschrieben wurde, und war naturgemäss, wie schon ihr Name andeutet, diesem Gott heilig. Die von Dioskorides (III 96) und Plinius (n. h. XXVII 35) beschriebene, dem Galen dagegen unbekannt gebliebene (Gal. XI 840) ἀ. wird meist als Schwalbenwurz, Cynanchum (zur Familie der Seidenpflanzengewächse gehörig) gedeutet, von der in Griechenland mehrere Arten existierten, z. B. Cynanchum acutum L., erectum L. und monspeliacum L., vgl. Nyman Syll. flor. Eur. 107. Fraas Synops. pl. fl. class. 160. Lenz Bot. d. a. Gr. u. R. 512. Murr Die Pflanzenw. i. d. gr. Myth. 226. Mehrfach, z. B. von Billerbeck (Flora class. 61), ist unser gemeiner Hundswürger oder St. Lorenzkraut, Cynanchum vincetoxicum (wegen der der Pflanze als einem wirksamen Gegengifte innewohnenden giftbezwingenden Eigenschaft) R. Br. = Asclepias vincetoxicum L., eine brechenerregende und daher bei Vergiftungen geschätzte, schweisstreibende Wurzel (auch Giftwurz, Schwalbenwurz oder Hirundinaria genannt, wegen der vermeintlichen Ähnlichkeit ihrer aufgeplatzten Balgkapseln mit einer fliegenden Schwalbe, vgl. Abbildung in Leunis Synops. II. Teil³ II § 675, 1), für die speciell von Dioskorides gemeinte Art erklärt worden, doch ist das Vorkommen dieser Art in Griechenland fraglich, obschon Sibthorp sie auf dem Parnass gesehen haben will (vgl. Dierbach Flora myth. 185); im nördlichen Italien dagegen (dort vincetossico oder vincitossico genannt) soll sie häufig genug wild wachsen. Fraas (a. O. 159) beschreibt eine von ihm auf Euboia gefundene Art von Schwalbenwurz (Asclepias Dioscoridis Fraas) als die rechte Pflanze des Dioskorides. Allein es scheint, als ob diese Art von den Späteren nicht anerkannt worden ist (vgl. Murr a. O.). Dem Begriffe ἀ. nah verwandt (φύλλα bei beiden κισσῷ ὅμοια u. s. w.) ist der Begriff ἀπόκυνον (z. B. Diosk. IV 81. Plin. n. h. XXIV 98. Gal. XI 835), der gewöhnlich auch auf eine giftige Hundswürgerart bezogen wird (doch vgl. Koch Bäume u. Sträucher 117, der lieber eine der vielen Euphorbiaceen, die in Griechenland und überhaupt im südöstlichen Europa vorkommen, unter ἀπόκυνον verstehen möchte), ohne dass sich im einzelnen Bestimmteres über die Grenzlinie zwischen den beiden Begriffen angeben lässt. Über πάνακες Ἀσκληπιεῖον oder Ἀσκληπίειον s. Πάνακες.