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Ἔφεδρος hieß derjenige Athlet, der bei der Auslosung der Kämpferpaare zum Ring- und Faustkampf und zum Pankration im Falle einer ungeraden Anzahl übrig blieb. Die Auslosung geschah auf folgende von Luc. Hermot. 40 anschaulich geschilderte Art. Die Lose, deren Zahl der 5 der Agonisten entsprach, wurden paarweise mit gleichen Buchstaben versehen, von den Athleten gezogen und diese dann den Buchstaben entsprechend gepaart. War ihre Zahl eine ungerade, so erhielt ein Los einen Buchstaben, dem kein zweiter entsprach. Wer dieses Los zog, hieß ἐ., da er nicht antrat, sondern warten mußte: ἐφεδρεύει περιμένων, ἔστ’ ἂν ἐκεῖνοι ἀγωνίσωνται· οὐ γὰρ ἔχει τὸ ἀντίγραμμα· καὶ ἔστι τοῦτο οὐμικρὰ εὐτυχία τοῦ ἀθλητοῦ τὸ μέλλειν ἀκμῆτα τοῖςκεκμηκόσι συμπεσεῖσθαι. Für diese Stelle sind verschiedene Erklärungen gegeben worden, von denen keine das Richtige trifft. Die Verlosung muß sich, wenn sie nicht ganz ungerecht sein sollte, folgendermaßen abgewickelt haben. Die Agonisten wurden in der von Lukian geschilderten Art paarweise zusammengestellt. War einer überzählig, so hatte er während des ersten Ganges als [2748]ἐ. untätig zu warten. Zu den aus den Paaren hervorgegangenen Siegern trat nun wieder der ἐ. hinzu, als hätte er ebenfalls gekämpft und gesiegt, und wurde mit diesen wiederum ausgelost. Bildeten die Sieger mit dem ἐ. eine gerade Zahl, so hatte dieser nun sicher mitzukämpfen, war wiederum einer überzählig, so gab es abermals einen ἐ., der einer der früheren Sieger, aber auch der frühere ἐ. sein konnte usw., bis nur ein Paar übrig war und den Entscheidungskampf ausfocht. Diese Auffassung entspricht am besten dem Wortlaut der Lukianstelle und wird als richtig erwiesen durch eine metrische Inschrift von Olympia (Ol. V 225). Ariston aus Ephesos rühmt sich, unter sieben Knaben in drei Gängen den Sieg im Pankration davongetragen zu haben, ohne ἐ. gewesen zu sein (s. u.). Der Kampf verlief danach folgendermaßen: die erste Auslosung ergab drei Paare und einen ἐ., beim zweiten Gang bildeten die drei Sieger mit dem ἐ. zwei Paare, die zwei Sieger aber kämpften schließlich im dritten Gang um die Palme. Vgl. auch Dittenberger Syll.² 686, 29. Ein Glücksfall war die Ephedrie stets, da der betreffende Athlet wenigstens während eines Ganges seine Kräfte schonen konnte, also beim Antreten entweder absolut oder relativ ἀκμής war. Eben deshalb aber war ein solcher Sieg in Wirklichkeit weniger geachtet, wenn er auch in Bezug auf die offiziellen Ehren dem mühsam errungenen gleichgehalten wurde. Man fühlte das Ungerechte und Widersinnige der Maßregel, ohne auf eine befriedigende Remedur zu verfallen. Paus. VI 1, 1 will nicht alle Athletenstatuen in Olympia erwähnen ἐπιστάμενος, ὅσοι τῷ παραλόγῳ τοῦ κλήρου καὶ οὐχ ὑπὸ ἰσχύος ἀνείλοντο ἤδη τὸν κότινον. Dies ist eine deutliche Anspielung auf die Ephedrie. Umso größer der Stolz des Siegers, wenn er ohne ein solches Glück den Kranz errungen hatte oder gar einen ἐ. unter seinen besiegten Gegnern zählte. Dieser den Wert des Sieges erhöhende Umstand wird daher auf Inschriften hervorgehoben: Olympia V 225, 12 ἀνέφεδρος und 18: οὐ γὰρ ἐν εὐτυχίῃ κλήρου στέφος ἀλλ’ ἐφεδρείης χωρὶς ἀπ’ Ἀλφειοῦ καὶ Διὸς ἠσπασάμην. Dittenberger Syll.² 683, dazu Note 1. 686, 29–35. Bull. hell. I 379, 2 Z. 11. Bildliche Darstellungen der Ephedrie kann man in solchen Palaistraszenen erblicken, wo einem Kämpferpaare nebst dem beaufsichtigenden Paidotriben noch ein dritter Athlet zuwartend zusieht, insbesondere beim Faustkampf, wenn er bereits die Faustriemen bereithält. Z. B. Krause Gymn. und Agon. II Taf. XVII Fig. 63. Taf. XVIII c Fig. 58 b und 68 b. Jüthner Ant. Turng. 74 Fig. 60. Literatur: Böckh Explic. ad Pind. Pyth. VIII 85–105 p. 317ff. Krause Olympia 111ff. Holwerda Arch.Ztg. XXXVIII 169ff. Mie Quaestiones agonist. Rostock 1888, 39f.