Ametor (Ἀμήτωρ), ein Kitharode aus Eleuthernai in Kreta, vgl. Athen. XIV 638B (nach einem Citate aus Timomachos) ἄλλοι δὲ πρῶτόν φασιν παρ' Ἐλευθερναίοις κιθαρίσαι τὰς ἐρωτικὰς[1829]ᾠδὰς Ἀμήτορα τὸν Ἐλευθερναῖον, οὗ καὶ τοὺς ἀπογόνους Ἀμητορίδας καλεῖσθαι; vgl. Hesych. Ἀμητορίδας· καθαριστάς Κρῆτες· ἢ κιθαριστάς (Correctur von καθαριστάς). S. Meineke Athen. tom. IV p. 310. Das Wort kommt als Personalname nie vor; auch ist über den Mann keinerlei andere Kunde erhalten: schon danach ist es wahrscheinlich, dass er nicht zu den geschichtlichen ‚alten kretischen Dichtern‘ gehört (Strab. X 481. CIG 3053. Cauer Del. 129), sondern als mythische Figur zu betrachten ist. Nun ist Eleuthernai, auch Ἀπολλωνία genannt, Heimat des Apollosohnes Linos (Steph. Byz. p. 106, 14); der Name wird abgeleitet ἀφ' ἑνὸς τῶν Κουρήτων, Eleuther, der gleichfalls als Ἀπόλλωνος υἱός bezeichnet wird (Steph. Byz. p. 205, 12. 154, 3f.); eine andere Bezeichnung der Stadt wird auf eine Nymphe, Ἀώρα oder Σαώρα bezogen (Steph. Byz. s. v.). Die kretischen Kureten gelten auch sonst als die Erfinder der kretischen Volksweisen und Volkstänze, vgl. Ephor. bei Strab. X 480 ἐνοπλίῳ ὀρχήσει (in Kreta) ἣν καταδεῖξαι Κουρῆτα<ς> πρῶτον κτλ. Schol. Pind. Pyth. II 127 Κούρητας τὴν ἔνοπλον ὀρχήσασθαι ὄρχησιν, πύρριχον Κρῆτα συντάξασθαι κτλ.; ein Bruder des Kureten Eleuther, Linos, hat nach Herakleides (Plut. de mus. 3) den θρῆνος erfunden; ein ganzes Nest solcher mythischer Dichter und Musiker bei Herakleides a. O. Zu dieser Gesellschaft wird A. gehören; vielleicht liess ihn die Legende eine Ortsnymphe ansingen, wie die Saora, oder gar die μήτηρ ὀρείη (Ῥείη) selbst, die in anderer Sagen auch von den Daktylen belästigt wird. Der Name könnte auf die μεγάλη μήτηρ zu beziehen sein: Ἀμήτωρ = Begleiter der Göttermutter, vgl. ἀκόλουθος; doch ist auch die Deutung Ἀμήτωρ = ἀδελφός möglich. Historisch sind vielleicht die Ἀμητορίδαι (etwa Kultgenossenschaft der Rhea oder überhaupt ,Bruderschaft‘?): möglich, dass A. als ihr Eponymos Vertreter sinnlich-orgiastischer Musik war.