RE:Anakeion

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
fertig  
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Heiligtum in Athen
Band I,2 (1894) S. 2032 (IA)–2033 (IA)
Anakion in der Wikipedia
Anakion in Wikidata
Bildergalerie im Original
Register I,2 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|I,2|2032|2033|Anakeion|[[REAutor]]|RE:Anakeion}}        

Anakeion, am Nordabhang der Burg von Athen dicht unter dem Felsen und zwar in der Nähe des jetzt fixierten Agraulions (s. S. 829) und zugleich nicht fern des Theseions gelegen (Paus. I 18, 1. 2 [vgl. Reitz De praep. ὑπερ ap. Paus. usu 1891, 64f.]. Aristot. Ἀθ. πολ. 15, 4 [wo wirklich ἐν τῷ Ἀνακείῳ steht]; vgl. Rh. Mus. XLVI 327f. Lucian. Pisc. 42; Timon 10). Es war ein den Dioskuren und einem ‚Hausgeist‘ ἥρως ἐπιτέγιος (CIA III 290; s. Vischer im N. Schweiz. Mus. III 54) geweihtes Heiligtum, mit Wandgemälden des Polygnot (Vermählung mit den Leukippiden) und des Mikon (Argonautenzug) geschmückt (Paus. a. a. O. Harpokr. s. Πολύγνωτος Phot. Lex. s. Πολυγνώτου λαγώς. Hesych. s. Πολυγνώτου … ὄνος). Dass es auch ein Propylaion besass, ist fälschlich aus Polyaen. I 21 geschlossen: seine Worte beziehen sich auf die Burgpropylaeen (s. Arist. Ἀθ. πολ. a. a. O.). Öfters aber wird es als geräumiger militärischer Sammelplatz erwähnt (Polyaen. Arist. a. a. O. Andoc. I 45. Thukyd. VIII 93, 1): es muss sich also vor dem Tempel ein ausgedehnter Bezirk ausgebreitet haben. Eben in diesem Bezirk versammelten sich gewöhnlich, und zwar sicher [2033] schon zur Zeit des Demosthenes (XLV 80; vgl. Bekker An. Gr. I 212, 12; und auch Paroemiogr. Escor. in Revue philol. II 222 Κερκώπων ἀγορά, s. Schoemann zu Isae. 494), die tagelöhnenden Sclaven (unrichtig bringt Curtius Stadtgesch. von Athen 245 Anm. die vermeintliche ‚Verlegung des Standorts der Taglöhner‘ mit der in hellenistischer Zeit eingetretenen Veränderung des Marktverkehrs zusammen). Übrigens brannte der Tempel zur Zeit des Perikles infolge eines Blitzstrahles nieder (Luc. Tim. 10); eine teilweise Restauration erwähnt eine Inschrift aus dem 4. oder 3. Jhdt. v. Chr. (Ἐφημ. ἀρχ. 1890, 223 nr. 3, 16). Die Dioskuren wurden hier sowohl als ἄνακες (so schon CIA IV 1 nr. 34 p. 43 u. ö.) wie als σωτῆρες verehrt (CIA III 195 [Altar]. Aelian. var. hist. IV 5. Schol. Lykophr. 504). Ihnen zu Ehren wurde das Fest der Ἀνάκεια (s. d.) begangen; andere Einzelheiten aus einer hier aufgestellten στήλη bei Athen. VI 235, wo auch ihr Priester erwähnt wird, gleichwie CIA III 290. Vgl. Wachsmuth Stadt Athen I 221. Curtius Stadtgeschichte XLVI. 70ff.