Antoninianae thermae in Rom, unterhalb des Aventins in der Regio XII (piscina publica), begonnen von Caracalla (dass der Bau schon im J. 206 angefangen sei, wird Beschr. Roms III 1, 589 mit Unrecht aus der Steinmetzeninschrift Bruzza Ann. d. Inst. 1870 nr. 279 = Wilmanns 2778 geschlossen), der das Gebäude im J. 216 noch unfertig einweihte (Eutrop. VIII 20. Hist. Aug. Sever. 21 ; Carac. 9. Aur. Victor Caes. 21. Chronogr. a. 354 p. 147 Momms., woraus Hieronymus ad a. Abr. 2231. Cassiodor 208), vollendet von Elagabal (Hist. Aug. Elagab. 17) und Alexander Severus (Hist. Aug. Alex. 25), welche das Hauptgebäude mit Portiken umgaben. Alle Zeitgenossen preisen sie als einen der staunenswürdigsten Prachtbauten Roms; trotzdem wissen wir von ihren späteren Schicksalen fast gar nichts. Unter Aurelian wurden die Portiken durch einen Brand beschädigt, aber wieder hergestellt (Chronogr. a. 354 p. 148 Momms.). Unter Valentinian und Valens (365) schmückte der Stadtpraefect Ceionius Rufius Volusianus die Thermen mit Kunstwerken (CIL VI 794. 1170–1173). Dass noch Theoderich sie in Stand halten liess, bezeugen Ziegel mit dem Stempel Reg(nante) d(omino) n(ostro) Theoderico bono Rom(a)e, welche in den Mauern des Calidariums gefunden worden sind (Notizie d. scavi 1878, 15). Olympiodor bei Photios giebt die Zahl der Badeplätze für seine Zeit (400–420) auf 1600 an. Die Thermen zerfallen in den Hauptbau und die Umfassungsgebäude. Letztere bilden annähernd ein Quadrat von 330 m. Seitenlänge. Nach der Via Appia zu, an der östlichen Seite der Enceinte, liegen Zellen für Einzelbäder in zwei Geschossen übereinander. Der Hauptbau, 218 m. von Nord nach Süd, 112 m. von West nach Ost messend, enthält in der Axe von Osten nach Westen hintereinander die drei mächtigen Räume für das kalte, laue und heisse Bad (Frigidarium, Tepidarium oder Cella media, Caldarium); dazu symmetrisch rechts und links zahlreiche Nebenräume, Apodyterien, Palaestren, Säle und Höfe zum Teil von bedeutenden Dimensionen. Von einem der Haupträume, der cella soliaris (gemeint ist wohl die cella media), sagt schon der Biograph des Caracalla a. a. O., dass die Techniker seiner Zeit ihre Construction für einzig und unnachahmlich erklärt hätten. Hinter dem Hauptgebäude dehnten sich Gärten, Rennplätze u. dgl. aus, ein Stufenbau in der Mitte der westlichen Enceinte, in Form eines halben Circus, war für die Zuschauer bei den Athletenspielen bestimmt; hinter demselben lagen die grossen Reservoire und Klärbassins für das Wasser, welches den Thermen durch eine eigene Leitung, die Aqua Antoniniana, zugeführt wurde (vgl. über diese Lanciani Acque [2568] 103–106). Zum Schmuck der Anlagen dienten zahlreiche Kunstwerke: der farnesische Stier, der Hercules des Glykon, die ‚Flora‘ (alle jetzt in Neapel) sind hier gefunden. Was freilich die Zeit des Caracalla selbst geschaffen (z. B. die grossen Compositcapitäle mit Götterfiguren im Mittelsaal, die Mosaiken mit Athletenfiguren, jetzt im Lateran), charakterisiert sich deutlich genug als eilfertige, wenn auch technisch wirkungsvolle Arbeit einer gesunkenen Kunstperiode. Die Thermae A. sind zwar seit der Renaissance vielfach studiert, gründlich bekannt geworden aber erst seit den 1824 durch die französische Regierung unternommenen Ausgrabungen, deren Resultat der Architekt A. Blouet in einem vortrefflichen Werke (Restauration des thermes d’Antonin Caracalla, Paris 1828) dargestellt hat. In neuester Zeit sind erfolgreiche Ausgrabungen besonders im westlichen Teile des Hauptgebäudes (Calidarium u. s. w.) angestellt, über welche jedoch bisher nur ungenügend berichtet ist P. Rosa Relazione sulle scoperte archeologiche della città di Roma, Rom 1873, 83–85. Notizie degli scavi 1878, 346. 1879, 15. 40. 114. 141. 314. 1881, 57. 89). Vgl. Beschreibung Roms III 1, 589. Canina Edifizi IV tav. 207–214. Reber Ruinen Roms 445–451. Middleton Remains of ancient Rome II 158–177.